1995-12-00 - Wien
Österreichisches Militärordinariat - Werner, Christian, Militärbischof
Weihnachtsgruß 1995
Liebe Angehörige der Militärdiözese!
„Ein Volksfest war's – die Militärparade“, so sagten viele Österreicher. Einer der wenigen Lichtblicke im vergangenen Jahr: in Politik, Heer und Kirche. Da erinnere ich mich an das Schriftwort:
„Wenn all das beginnt, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter, denn eure Erlösung ist nahe“ (Lk 21,28).
In schweren Zeiten darf kein Jammern, keine Resignation einsetzen, sondern „wir müssen unsere Häupter erheben“.
Christus ist uns da ein großes Vorbild: als hilfsbedürftiges Kind in unsere Welt gekommen, verachtet am Kreuz gestorben! Aber gerade in dieser scheinbaren Ohnmacht durch diese „Macht der Liebe“ hat er uns bewiesen, wie das Böse, letztlich der Tod besiegt wird.
Der Auferstandene hat alle Menschen, die guten Willens sind, mit der Kraft seines Geistes gestärkt und in die Welt gesandt, um Frieden zu bringen.
Wir Soldaten haben diesen Friedensauftrag angenommen und handeln im Sinne der Jesusworte:
„Niemand liebt mehr als der, der sein Leben für seine Freunde opfert.“ (Joh 15,13)
Ich hab’s erlebt, was das heißt – in Sarajewo. UNO-Soldaten helfen unter ständigem Einsatz ihres Lebens den Ärmsten der Armen, um ihnen das Überleben zu ermöglichen. Hier wird im Geist Jesu gehandelt!
„Wenn all das beginnt“, das Grausame, Diabolische, „dann richtet euch auf“, dann zeigt Mut, Menschlichkeit, Friedfertigkeit, dann wisst: „euer Lohn im Himmel wird groß sein“.
Liebe Soldaten, Kameraden!
„Ein Volksfest war‘s – unsere Militärparade.“ Dank Eures großartigen Einsatzes, dank Eures vorbildhaften Auftretens, dank Eurer Liebe zu unserer Heimat. Dennoch wissen wir, dass unser Dienst als Soldat – vor allem auch im Auslandseinsatz – kein Fest ist, sondern harte Arbeit und Entbehrung, den ganzen Menschen fordernd.
Seid gewiss, wenn Euch die Gnade des Glaubens geschenkt ist, dass Gott immer auf der Seite derer steht, die im Einsatz für den Frieden stehen.
Weihnachten bedeutet nicht nur ein idyllisches, liebliches Fest, sondern vor allem die Wirklichkeit, dass Gott einer von uns und für uns Mensch geworden ist, um uns zu zeigen, wie Frieden gelebt wird, um uns zu beauftragen: „Tut dies nach meinem Beispiel!“
In diesem Sinne bedanke ich mich auch im Namen meiner Militärseelsorger und Mitarbeiter für Euren Einsatz und Euer Bemühen.
Seid gewiss, dass wir Militärseelsorger weiterhin immer für Euch da sein werden, egal wohin der Friedenseinsatz uns hinführen wird. Und vergesst nie: „Ehre sei Gott in der Höhe, und Friede den Menschen auf Erden“ sei unser Wahlspruch, der uns ermutigen will, zunächst Gottes Wille zu suchen, um aus dieser Kraft der Liebe unseren Friedensauftrag zu erfüllen, sei es im Einsatz, in der Kaserne oder in der Familie.
Mit dem Dank an alle Mitarbeiter, Freunde und Förderer der Militärseelsorge wünsche ich allen Heeresangehörigen, in Verbundenheit mit unseren Soldaten im UNO-Einsatz, ein gnadenreiches Weihnachtsfest und ein friedvolles Jahr 1996.