Hirtenbrief zur Eröffnung zum "Jahr des Glaubens"

Digitale Bibliothek: Friedensethische Positionen der Kirchen

Volltext

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http://www.mildioz.at/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=206, Stand: 2013-04-09

2012-10-03
Österreichisches Militärordinariat
- Werner, Christian, Militärbischof
Hirtenbrief zur Eröffnung zum "Jahr des Glaubens"

„Seid also standhaft: Gürtet euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeit an und als Schuhe die Bereitschaft, für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen!“ (Eph 6,14)

Warum ein Jahr des Glaubens?

Vor 50 Jahren wurde vom seligen Papst Johannes XXIII. das II. Konzil in den Vatikan einberufen. Ein Konzil ist eine Versammlung von Bischöfen und anderen Vertretern, die einberufen wird, um Irreführungen und Missverständnissen im Glauben zu wehren. Johannes XXIII. wollte für die Kirche in der heutigen Welt eine solche Klärung herbeiführen. Dafür hat er sich nicht auf den Rat einiger weniger verlassen, sondern er wollte – fast hundert Jahre nach dem I. Vatikanischen Konzil – wieder durch eine solche Versammlung gemeinsam Ermutigung und Stärkung bringen.
Aufgrund seiner eigenen Erfahrungen als kirchlicher Diplomat in Bulgarien, Griechenland, der Türkei und Frankreich war ihm das Gespräch mit Andersdenkenden und -glaubenden wichtig.

Ziel aller konziliaren Klärungen und Reformen sollte daher sein
• „das christliche Leben unter den Gläubigen mehr und mehr zu vertiefen,
• die dem Wechsel unterworfenen Einrichtungen den Notwendigkeiten unseres Zeitalters besser anzupassen,
• zu fördern, was immer zur Einheit aller, die an Christus glauben, beitragen kann, und
• zu stärken, was immer helfen kann, alle in den Schoß der Kirche zu rufen.“ 1

Der Beginn des Konzils am 11. Oktober 1962 soll auch in der Österreichischen Militärdiözese Anlass für eine Erfrischung unseres Glaubens, seiner Feier und Umsetzung im täglichen Dienst sein.

Ich möchte das Jahr des Glaubens mit vier Hirtenbriefen begleiten. Wie im Epheserbrief sollen Standhaftigkeit, Wahrheit, Gerechtigkeit und die Bereitschaft, das Evangelium zu verbreiten gleichsam als Überschriften über diesen Briefen stehen.

Wie beim Konzil sollen alle Militärpfarren und die Arbeitsgemeinschaft Katholischer Soldaten herzlich eingeladen sein, in ihrem Bereich Akzente zu setzen, damit der gepflanzte Baum wachse und mit Gottes Hilfe reiche Frucht bringe.
Als Euer Bischof freue ich mich, diesen Weg gemeinsam mit Euch gehen zu können – eingedenk der Worte des Konzils: „Bei der Erfüllung ihrer Aufgabe zu lehren, sollen die Bischöfe den Menschen die Frohbotschaft Christi verkünden; das hat den Vorrang unter den hauptsächlichen Aufgaben der Bischöfe.
In der Kraft des Geistes sollen sie die Menschen zum Glauben rufen oder im lebendigen Glauben stärken.“ 2

Standhaftigkeit – Gottesdienst

Standhaftigkeit oder Beständigkeit zeigt sich dort, wo schon die Apostel in der Verfolgungszeit an Gemeinschaft und Feiern festhalten. Die Kirche entsteht ja durch die Feier der Taufe; im täglichen Stundengebet vollziehen alle Gläubigen das in der Taufe grundgelegte Priestertum im Hören auf das Wort, im Loben Gottes und in der Fürbitte für alle Menschen; in der Sonntagsmesse feiern wir Tod und Auferstehung Jesu als Hoffnung für unser Leben.
Die übrigen Sakramente bestärken uns wie eine stete Firmung auf diesem Weg, heiligen in Trauung und Profess unseren Lebensstand, richten uns in der Krankensalbung heilend auf, versöhnen uns in der Buße, ordnen uns in Beauftragungen und Weihen auf besondere Dienste in der Kirche hin, begleiten betend das Sterben und Begrabenwerden unserer Schwestern und Brüder.

Die Feier von Gottesdiensten ist im Rahmen unseres Dienstalltags oft schwierig. So sehr der Wunsch, volle Kirchen zu sehen uns prägen, muss doch die Religionsfreiheit aller gewahrt bleiben: „Diese Freiheit besteht darin, dass alle Menschen frei sein müssen von jedem Zwang sowohl von Seiten Einzelner wie gesellschaftlicher Gruppen, wie jeglicher menschlichen Gewalt, so dass in religiösen Dingen niemand gezwungen wird, gegen sein Gewissen zu handeln, noch daran gehindert wird, privat und öffentlich, als einzelner oder in Verbindung mit anderen - innerhalb der gebührenden Grenzen - nach seinem Gewissen zu handeln.“ 3

Im Besonderen liegt mir eine spirituelle Vertiefung des Georgsordens am Herzen, dessen Mitglieder nicht Träger einer bischöflichen Auszeichnung, sondern „Lichter auf dem Leuchter“ (vgl. Mt 5,15) sein sollen. Der heilige Georg war ja Zeuge des Glaubens bis zur Hingabe des eigenen Lebens. Die Verbundenheit mit unserer Kathedrale und eine zeitgemäße Erneuerung soll gemeinsam erarbeitet werden im Sinn des Konzils: „Zur wirksamen Erneuerung und echten Anpassung ist die Zusammenarbeit aller Mitglieder eines Instituts unerlässlich.“ 4

Im Jahr des Glaubens werden wir zwei Gottesdienste in besonderer Weise feiern:

• Die Eröffnung am 11. Oktober 2012 in unserer Georgs-Kathedrale in Wiener Neustadt, zu der alle Angehörigen unserer Diözese herzlich eingeladen sind.
• Die Diözesansynode vom September 2013, bei der deutlich werden wird, dass unser ganzes Entscheiden, Lenken und Leiten immer als Dienst Gottes transparent werden muss.

Diese Synode ist ein Konzil im Kleinen, eine Versammlung unserer Militärdiözese, an der alle Frauen und Männer teilhaben sollen, die unsere Kirche bilden. Veranstaltungen in den Pfarren werden darauf vorbereiten. Alle Themen, die Euch wichtig erscheinen, sollen offen ausgesprochen und nach unseren Möglichkeiten nicht nur in Diskussionen behandelt, sondern auch im Leben umgesetzt werden.

Beginnen wir gemeinsam das Jahr des Glaubens im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes!

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1 Konstitution über die heilige Liturgie Sacrosanctum concilium 1
2 Dekret über die Hirtenaufgabe der Bischöfe in der Kirche Christus Dominus 12
3 Erklärung über die Religionsfreiheit Dignitatis humanae 2
4 Dekret über die zeitgemäße Erneuerungdes Ordenslebens Perfectae caritatis 4