Fastenhirtenbrief 2014

Digitale Bibliothek: Friedensethische Positionen der Kirchen

Volltext

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http://www.milpfarrewien.info/index_htm_files/Fastenhirtenbrief%202014.pdf, Stand: 2014-07-15

2014-03-00
Österreichisches Militärordinariat
- Werner, Christian, Militärbischof
Fastenhirtenbrief 2014

Liebe Soldatinnen und Soldaten!
Liebe Bedienstete des Österreichischen Bundesheeres und ihre Angehörigen!
Brüder und Schwestern im Herrn!
Zu meiner Bischofsweihe vor 22 Jahren habe ich den Leitspruch „Christus ist unser Friede“ aus dem Epheserbrief gewählt. Er war für mich immer mehr als ein schöner Spruch und steht im Zentrum meines Lebens und Wirkens als Militärbischof bis heute.
Christus bringt Menschen zusammen, die vorher getrennt und verfeindet waren: Er tut das nicht vom hohen Ross herab, mit übernatürlichen göttlichen Kräften. Vielmehr hat Jesus gerade durch sein Sterben die „trennende Wand der Feindschaft“ zwischen Juden und Heiden niedergerissen (Eph 2, 14). Gerade die Menschlichkeit und Machtlosigkeit Jesu bringt Nähe und Versöhnung unter den Menschen.
„Die Armut Christi, die uns reich macht, ist seine Menschwerdung,“ schreibt Papst Franziskus in seiner diesjährigen Botschaft zur Fastenzeit, „dass er unsere Schwächen, unsere Sünden auf sich nimmt und uns so an der unendlichen Barmherzigkeit Gottes teilhaben lässt.“
In einer Zeit, in der technisch fast alles machbar erscheint, übersehen viele Menschen, dass die Welt nicht durch den möglichst optimalen Einsatz von finanziellen Mitteln und politischer Macht gerettet werden kann, sondern dadurch, dass wir den Weg der Armut Christi gehen: dass wir die Not unserer Brüder und Schwestern ansehen und berühren, sie auf uns nehmen und zu lindern versuchen: „In jeder Zeit und an jedem Ort rettet Gott weiterhin die Menschen und die Welt durch die Armut Christi, der arm wird in den Sakramenten, im Wort und in seiner Kirche, die ein Volk der Armen ist.“ (ebd.)
In vielen Auslandseinsätzen haben unsere Soldaten die Erfahrung gemacht, dass ein gerechter Friede nur dann erreicht werden kann und Bestand hat, wenn die Menschen nicht nur zur Einstellung der Feindseligkeiten gezwungen werden, sondern wenn sie einander von sich aus die Hand reichen, den anderen zuhören, eigene Fehler und Schuld eingestehen und sich an einen Tisch setzen, um konstruktiv über die gemeinsame Zukunft ihres Landes oder ihrer Länder zu beraten.
In diesem Jahr blicke ich auf zwanzig erfüllte Jahre als Militärbischof zurück. Zugleich ist dies auch mein letztes Jahr in diesem Amt. Ich danke allen, die mich in dieser Zeit begleitet und unterstützt haben und denen ich ein bescheidener Zeuge der Armut Christi werden durfte.
Ich danke allen, die voriges Jahr an unserer Diözesansynode teilgenommen und die Arbeit der Synode auf vielfältige Weise unterstützt haben.
Besonders aber danke ich Gott, der mich in dieses Amt berufen hat, das ich immer – trotz der großen Belastungen, die für mich damit verbunden waren – als eine besondere Gnade empfunden habe. Deshalb möchte ich mit euch am 8. Mai in meiner Kathedrale einen großen Dankgottesdienst feiern.
Ich freue mich sehr, dass ich vor Ostern das neue Pastoralkonzept als Abschluss des synodalen Prozesses vorstellen werde, und lade alle Synodalen ein, sich an der letzten Phase, der Begutachtung des nunmehr vorliegenden Textentwurfs, zu beteiligen.
Ich wünsche euch Gottes Segen für die Zukunft und viel Freude bei der gemeinsamen Arbeit in unserer Kirche!
+ Mag. Christian Werner
Militärbischof