Osterbrief 2012

Digitale Bibliothek: Friedensethische Positionen der Kirchen

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Quelle: Militärgeneralvikariat, 28. 3. 2012

2012-03-00
Österreichisches Militärordinariat
- Werner, Christian, Militärbischof
Osterbrief 2012

Liebe Soldatinnen und Soldaten!
Liebe Bedienstete des Österreichischen Bundesheeres und ihre Angehörigen!
Brüder und Schwestern im Herrn!

„Gekommen ist das heilige Osterfest“ – so erklingt es im feierlichen Gesang des Exsultet in der Osternacht. Das Fest der Auferstehung unseres Herrn Jesus Christus ist ja nicht nur der Höhepunkt aller Feiern des Kirchenjahres, sondern zugleich ihr Ausgangspunkt und die Quelle, aus der alle Sakramente und Feiern der Kirche entspringen. Es ist das Fest eines neuen Lebens, das den Tod überwindet, einer Liebe, die uns in der Gemeinschaft der Kirche zusammenführt, einer Vergebung, die alle Wunden von Schuld und Sünde heilt und uns mit Gott und untereinander versöhnt. Die Feier der österlichen Tage schenkt uns Kraft im Glauben, Beharrlichkeit in der Hoffnung und Unbeirrbarkeit in der Liebe. Die Liturgie dieser Tage spricht immer wieder von einer Erneuerung, ja von einem Neu-Werden unseres Daseins in der Auferstehung Jesu, der unser ganzes Leben, unser Denken, Fühlen und Tun, mit seinem Licht erhellen will.

Das Geschenk der österlichen Freude soll aber nicht auf die Feiertage beschränkt sein und nicht nur eine vorübergehende Stimmung festlicher Tage bleiben, sondern es soll unser alltägliches Leben durchdringen. Aus dem Glauben zu leben, bedeutet auch, unseren Glauben zu kennen und in einem gläubigen Leben erfahren zu sein. Als Christen sind wir berufen, unseren Glauben heute den Menschen unserer Zeit zu bezeugen. Den Glauben zu vertiefen erfordert deshalb ein dauerndes Bemühen, das unser Leben als Christen ständig begleiten soll.

Weil eine solche Vertiefung des Glaubens heute besonders dringlich ist, hat Papst Benedikt XVI. für die ganze Kirche ein „Jahr des Glaubens“ angekündigt, das vom 11. Oktober 2012, dem fünfzigsten Jahrestag der Eröffnung des Zweiten Vatikanischen Konzils, bis zum Christkönigssonntag am 24. November 2013 dauern soll.

Auch für uns christliche Soldaten und Seelsorger ist es nicht immer leicht, angesichts des Leids und der Armut, mit denen wir in unseren Einsätzen konfrontiert sind, angesichts der Ungewissheit des Todes und des Schweigens Gottes weiter zu glauben und darauf zu hoffen, dass das Böse in der Welt nicht das letzte Wort hat und Gott alles zum Guten wenden wird. Aber für uns Christen entsteht Hoffnung auf Auferstehung und Erlösung gerade durch das Kreuz, in der Sterblichkeit und Verwundbarkeit des Menschen, die Jesus selbst auf sich genommen hat.

In diesem Sinn schreibt der Papst gegen Ende seines Motu proprio „Porta fidei“ über das Jahr des Glaubens: „Das Leben der Christen kennt die Erfahrung der Freude und die des Leidens. Wie viele Heilige haben die Einsamkeit erlebt! Wie viele Gläubige, auch in unseren Tagen, sind geprüft durch das Schweigen Gottes, während sie seine tröstende Stimme hören möchten! Während die Prüfungen des Lebens es erlauben, das Kreuzesmysterium zu verstehen und an den Leiden Christi teilzuhaben (vgl. Kol 1,24), so sind sie ein Vorbote für die Freude und die Hoffnung, zu denen der Glaube führt: „Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark“ (2 Kor 12,10).“

Einen Weg zum Glauben werden wir unseren Kameraden nicht durch Belehrungen und schöne Worte eröffnen können, sondern durch das Zeugnis unseres Lebens: dass wir auch in schwierigen oder gefährlichen Situationen verlässlich bleiben, uns als stark erweisen in der Liebe und in der gemeinsamen Hoffnung auf Gerechtigkeit und Vergebung, auf eine Zukunft mit Gott über Gewalt und Tod hinaus.

Ich wünsche Ihnen allen ein friedvolles und gesegnetes Osterfest 2012!

Ihr
Mag. Christian Werner
Militärbischof für Österreich

Fastenzeit 2012