Weihnachtsbrief 2014

Digitale Bibliothek: Friedensethische Positionen der Kirchen

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http://www.milpfarrewien.info/index_htm_files/03_2014.pdf, Stand: 2015-07-07

2014-12-00
Österreichisches Militärordinariat
- Werner, Christian, Militärbischof
Weihnachtsbrief 2014

Kameraden, liebe Brüder und Schwestern!
Vor 100 Jahren geschah in Flandern zu Weihnachten ein kleines Wunder. Nach dem Scheitern der militärischen Planungen der Großmächte lagen einander die Kriegsparteien in einem extrem verlustreichen Stellungskrieg gegenüber. Wir können uns heute kaum noch vorstellen, was die Soldaten aller Seiten damals aushalten mussten. Zu Weihnachten 1914 kam es an vielen Abschnitten v.a. der Westfront ganz plötzlich zu spontanen Verbrüderungen zwischen den feindlichen Soldaten. Mehrere Tage lang schwiegen die Waffen. Leider hatten die politisch und militärisch Verantwortlichen damals nicht den Mut, die sinnlose Vernichtung zu beenden, die noch weitere vier Jahre andauern und Millionen Menschen, Soldaten wie Zivilpersonen, das Leben kosten sollte.
Gerade das Fest der Geburt Christi war damals für viele Menschen eine Zeit und ein Zeichen des Friedens, und das ist es noch heute. Im Dunkel der Welt ist der Fürst des Friedens in einer Krippe geboren, arm und unbemerkt von den Mächtigen. Den einfachen Menschen ist zuerst aufgegangen, was hier geschehen ist. Ihnen, den Hirten auf dem Feld, haben die Engel seine Geburt und zugleich den Frieden auf Erden verkündet.
Zu Weihnachten wollten viele Soldaten des Ersten Weltkriegs wieder zu Hause sein; auch jene, die am Beginn von einer seltsamen Begeisterung für den diesen Krieg erfüllt waren. Die Ernüchterung hat die meisten von ihnen bald eingeholt, viele sind nicht mehr heimgekehrt.
Auch heute müssen wir nüchtern sehen, dass Krieg und Vernichtung nicht von der Erde verschwunden sind. Ich denke besonders auch an die Menschen in der Ukraine, in Syrien und im Irak. Hunderttausende sind auf der Flucht vor dem brutalen Vorgehen einer Terrorgruppe, die sich Islamischer Staat nennt, mit der hochherzigen und friedliebenden Religion des Islam aber kaum etwas zu tun hat. Sie geht nicht nur gegen Christen und Jesiden vor, sondern auch gegen ihre muslimischen Brüder und Schwestern.
Wir alle, die wir in friedlichen und sicheren Ländern leben, haben die Pflicht, jene gastfreundlich und liebevoll aufzunehmen, die bei uns Schutz vor Krieg und Verfolgung suchen.
Viele Christen, deren Familien seit Jahrhunderten im Nahen Osten leben, können diese Weihnachten nicht zu Hause verbringen, nicht wenige sind auch von ihren Angehörigen getrennt. Beten wir für sie. Hoffen wir, dass sie in absehbarer Zeit in ihre Heimat zurückkehren und dort wieder in Frieden leben und arbeiten können.
Beten wir auch für unsere Soldatinnen und Soldaten, die sich in vielen Konfliktgebieten auch an den Weihnachtstagen für Sicherheit und Frieden einsetzen.
Wenn die Engel im Weihnachtsevangelium Friede auf Erden bei den Menschen seiner Gnade (vgl. Lk 2,14) verkünden, dann erinnern sie uns daran, dass alle Menschen auf dieser Erde von Gott geliebt werden und von ihm angesprochen sind. Wenn wir uns immer mehr bewusst werden, dass wir Menschen eine Familie und zur Sorge füreinander berufen sind, dann bezeugen wir das Geheimnis der Menschwerdung Gottes in Jesus von Nazareth, dann helfen wir mit, das Licht der Weihnacht Schritt für Schritt hinaus in die Welt zu tragen.