Stellungnahme

Digitale Bibliothek: Friedensethische Positionen der Kirchen

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http://www.mildioz.at/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=244, Stand: 2015-07-20

2015-04-15
Österreichisches Militärordinariat
- Freistetter, Werner, Militärbischof
Stellungnahme

Papst Franziskus hat mich zum Militärbischof für Österreich ernannt. Ich danke dem Heiligen Vater für das große Vertrauen, das er in mich setzt.

Ich bin mir bewusst, dass die Aufgaben eines Bischofs das rein menschliche Vermögen übersteigen. Nur im Vertrauen auf die Hilfe Gottes sowie vieler Menschen werde ich meinen Beitrag dazu leisten können, die frohe Botschaft zu verkünden und, wie es das Zweite Vatikanische Konzil ausdrückt, die „Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen von heute, besonders der Armen und Bedrängten aller Art“ wahrzunehmen, die „auch Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Jünger Christi“ sind.

Das Österreichische Bundesheer ist mir seit meiner Kindheit vertraut. Mein Vater war Offizier, zum Teil hat meine Familie – wie das damals üblich war – in der Kaserne gewohnt. Meinen Militärdienst habe ich als Einjährig Freiwilliger absolviert. Vor 30 Jahren war ich als Milizpfarrer zum ersten Mal im Auslandseinsatz auf dem Golan. Fragen des Friedens und der internationalen Ordnung haben mich immer interessiert: während meines Theologiestudiums in Rom zur Zeit großer sozialer und politischer Unruhen und der politisch motivierten Terroranschläge sowie besonders auch später als Assistent am Institut für Ethik und Sozialwissenschaften an der Universität Wien. In Rom habe ich damals aber auch die Erfahrung einer weiten und offenen Kirche gemacht, die meine pastorale Arbeit bis heute prägt. Nach meiner Tätigkeit als Kaplan und Pfarrer in Wien sowie als Mitarbeiter am Päpstlichen Rat für die Kultur hat Militärbischof Mag. Christian Werner mich gebeten, die Leitung des neu gegründeten Instituts für Religion und Frieden in Wien zu übernehmen. Ich danke ihm herzlich für sein Vertrauen, seine Unterstützung über all die Jahre hinweg und seine freundschaftliche Verbundenheit.

Es war ein besonderes Anliegen von Bischof Christian Werner, möglichst viele Gläubige an den Entscheidungen für die Zukunft der Militärseelsorge zu beteiligen. Zum ersten Mal in der Geschichte unseres Ordinariats hat er im Jahr des Glaubens eine Diözesansynode einberufen und damit einen Prozess der gemeinsamen Erneuerung in Gang gesetzt. Auch dafür danke ich dir ihm ganz herzlich. Ich werde diesen Weg fortsetzen und auch neue Wege des Dialogs und der Partizipation suchen.

Vielleicht fragen sich manche von Ihnen, warum es heute noch Militärseelsorge gibt. Militärseelsorge ist kein Relikt aus einer Zeit, als es noch eine enge Verbindung zwischen Kirche und Staat, Thron und Altar gab. Wie in vielen anderen Ländern unterstützt der österreichische Staat die Einrichtung einer Militärseelsorge strukturell und finanziell, weil es zu den zentralen Aufgaben demokratischer Staaten gehört, die Religionsfreiheit auch unter den besonderen Umständen militärischen Dienstes sicherzustellen, insbesondere im Auslandseinsatz.

Durch die Einrichtung einer Militärseelsorge bringt die Kirche zum Ausdruck, dass sie christliche Soldatinnen und Soldaten und ihre Familien nicht im Stich lässt mit ihren schwierigen und oft sehr sensiblen Aufgaben, die eine besondere Form der Begleitung erfordern. Die Militärseelsorger feiern Gottesdienste mit den Menschen, helfen Einzelnen in Not oder in Krisensituationen und bieten den Soldatinnen und Soldaten ihren Rat und ihre Erfahrung in religiösen und ethischen Fragen an.

Die Militärseelsorge hat nicht die Aufgabe, militärische Einsätze zu legitimieren oder die Einsatzfähigkeit von Soldatinnen und Soldaten sicherzustellen. Sie soll vielmehr auch dazu beitragen, eigenständiges und kritisches Denken zu fördern und mit den Soldatinnen und Soldaten Kriterien zu entwickeln, nach denen sie beurteilen können, ob ihr Handeln der Menschenwürde, den Menschenrechten bzw. ihrer christlichen Berufung entspricht. Den christlichen Bundesheerbediensteten und ihren Familien versucht sie dabei zu helfen, ein Leben im Geist des Evangeliums Christi zu führen.

Bei seinem Besuch in Tirana sagte Papst Franziskus: „Die echte Religion ist eine Quelle des Friedens und nicht der Gewalt! Niemand darf den Namen Gottes gebrauchen, um Gewalt auszuüben! Im Namen Gottes zu töten, ist ein schweres Sakrileg! Im Namen Gottes zu diskriminieren, ist unmenschlich.“
Die Botschaft des Friedens bildet das Herz nicht nur des Christentums, sondern auch der anderen Weltreligionen. Deshalb habe ich „Religio et Pax“ („Religion und Frieden“) zu meinem Wahlspruch gewählt. Ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen, die in ihrer religiösen Tradition fest verwurzelt sind und Gott mit ganzem Herzen suchen, kaum zu Radikalismus und Gewalt neigen. Auf ihre Weise und an ihrem Ort sind sie Botschafter des Friedens, eines Friedens, der mehr ist als nur die Abwesenheit von Krieg. Eines Friedens, der letztlich ein Geschenk Gottes ist, das Christus uns verheißen hat und das uns drängt, uns in unserem täglichen Leben für Frieden und Versöhnung einzusetzen.

Ich freue mich darauf, in meiner neuen Aufgabe gemeinsam mit den Militärpfarrern und allen Gläubigen meiner Diözese, in ökumenischer Zusammenarbeit mit den evangelischen und orthodoxen Militärseelsorgern und im Dialog mit Gläubigen anderer Religionen und mit allen Menschen guten Willens einen Beitrag zur Förderung von Friede und Geschwisterlichkeit unter den Menschen zu leisten.