Osterbotschaft 2017

Digitale Bibliothek: Friedensethische Positionen der Kirchen

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Quelle: Militärordinariat der Republik Österreich

2017-03-03
Österreichisches Militärordinariat
- Freistetter, Werner, Militärbischof
Osterbotschaft 2017

Liebe Schwestern und Brüder!

Zu Ostern feiern wir jedes Jahr das Fest der Auferstehung Jesu, ein Fest des Lebens, der Hoffnung und des Neubeginns.

Es geht dabei aber nicht um einen schönen, aber gleichgültigen Neubeginn wie in der Natur: dass der Frühling jedes Jahr kommt, wenn Schnee und Kälte verschwunden sind.

Bei uns Menschen kommt ein wirklicher Neubeginn nicht von selbst. Er setzt eine Umkehr voraus, die zu Beginn oft mühsam ist, bei der wir uns oft schwertun, den richtigen Weg zu finden und zu verfolgen.
Ein wirklicher Neubeginn kann und darf auch nie zu Lasten der Schwachen gehen, wie das in der Natur oft der Fall ist, in der die, die es nicht geschafft haben, die Nahrungsgrundlage für die starken oder neuen Pflanzen bilden. Zu einem wirklichen Neubeginn ist jeder Einzelne aufgerufen, und das Leben in Fülle, das wir zu Ostern feiern, ist jedem Einzelnen verheißen, gerade denen, die unter Armut, Ungerechtigkeit oder Krankheit leiden.

Grundlage der christlichen Umkehr ist das Hören auf das Wort Gottes, das „eine lebendige Kraft“ ist, die „im Herzen der Menschen die Umkehr auszulösen und die Person wieder auf Gott hin auszurichten“ vermag, wie Papst Franziskus in seiner diesjährigen Botschaft zur Fastenzeit schreibt:

Einen besonderen Schlüssel zum Verständnis dieser Umkehr sieht der Papst in der biblischen Erzählung vom reichen Prasser und vom armen Lazarus (Lk 16, 19-31). Am Beginn des Gleichnisses liegt Lazarus vor der Tür des Reichen, ein Stück „menschlichen Mülls“, das von niemandem beachtet wird. Aber im Gegensatz zum Reichen, der sich durch Luxus inszeniert und Geltung zu verschaffen glaubt, erhält Lazarus einen Namen, eine Geschichte, ein „Gesicht“. Blind von der Sünde, durch „Liebe zum Geld, Eitelkeit und Hochmut“ verdorben, lebt er „»Tag für Tag herrlich und in Freuden« (V. 19)“. Er erkennt aber nicht, dass der andere, dass jeder Mensch „ein Geschenk ist“, dass dort die eigentliche Herrlichkeit des Lebens, das Antlitz Christi, gleichsam unbemerkt vor seiner Haustür liegt.
Die Herrlichkeit des anderen Menschen, dieses Lazarus, erkennt er erst nach seinem Tod: Im zweiten Teil des Gleichnisses sieht er von weitem Lazarus im Schoß Abrahams, während er in der Unterwelt Qualen erleidet. In einem langen Gespräch mit Abraham wird ihm deutlich gemacht, was das eigentliche Problem war, das jetzt nach dem Tod sicht- und spürbar geworden ist: „dass er nicht auf das Wort Gottes hört; das hat ihn dazu gebracht, Gott nicht mehr zu lieben und darum den Nächsten zu verachten.“
Wie die Jünger in Emmaus den Auferstandenen plötzlich erkannten, als sie mit ihm das Brot teilten, so sollen wir offen bleiben für die Begegnung mit Gott in der Begegnung mit anderen Menschen und der Versuchung widerstehen, selbst Gott sein zu wollen. Ostern soll uns zunächst vor allem an unsere Sterblichkeit erinnern und dann zugleich an die Herrlichkeit des Lebens, das wir uns nicht selbst gegeben haben und das wir auch nicht selbst bewahren können.

In diesem Sinn wünsche ich Ihnen allen ein frohes und gesegnetes Osterfest 2017!

Dr. Werner Freistetter
Militärbischof für Österreich