Botschaft für die Fastenzeit 2019

Digitale Bibliothek: Friedensethische Positionen der Kirchen

Volltext

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Quelle: https://www.mildioz.at/index.php/download/botschaften/148-fastenbotschaft-2019/file

2019-03-00
Österreichisches Militärordinariat
- Freistetter, Werner, Militärbischof
Botschaft für die Fastenzeit 2019. Gemeinsam im Frieden leben!

„Gemeinsam sind wir stärker!“ – diesen Grundsatz haben Soldatinnen und Soldaten in Form der oft zitierten Kameradschaft untereinander fest in den Arbeitsalltag integriert. Denn wir wissen, ohne das „aufeinander Schauen“, die gegenseitige Unterstützung in schwierigen Situationen, wäre der herausfordernde Dienst als Soldat oder Soldatin nicht zu bewerkstelligen. Und wir wissen, dass manche Herausforderungen nur gemeinsam gelöst werden können. Ich denke an die starken Schneefälle, die Anfang des Jahres das Land wochenlang in Atem gehalten hat. Ohne die Hilfe hunderter Soldatinnen und Soldaten, aber auch ziviler Hilfskräfte und Freiwilliger wären die Auswirkungen für viele Menschen noch viel schlimmer gewesen.

„Gemeinsam sind wir Kirche!“ – wir Christen können nur als Gemeinschaft Kirche, Volk Gottes sein. Wir sind insbesondere dazu verpflichtet, aufeinander zu schauen und einen Blick auf diejenigen zu werfen, die ohne die Gemeinschaft, die Hilfe anderer, keine Chance auf ein gutes Leben haben. Die Caritas, die tätige Nächstenliebe, steht im Zentrum christlichen Lebens und christlicher Verkündigung. Gemeinschaft im christlichen Sinn geht für Christen aber über das „aufeinander Schauen“ hinaus. So feiern wir in der Eucharistie die Gemeinschaft mit dem Auferstandenen, mit Jesus Christus selbst, eine zutiefst tröstliche Gewissheit.

„Gemeinsam im Frieden leben!“ – zu diesem Schluss sind die Länder Europas nach den Gräueltaten des Zweiten Weltkriegs gekommen. Frieden lässt sich nur durch Gemeinschaft erreichen und kann niemals als Projekt einzelner gelingen. Im Mai können wir mit der Wahl zum Europäischen Parlament die Zukunft des Friedensprojekts Europa direkt mitbestimmen. Nutzen wir diese Chance, damit das Geschenk der Versöhnung nach 1945 für die Menschen in Europa noch lange andauert.

Die Idee des Friedensprojekts Europa gründet in der tiefen Sehnsucht nach Frieden. Wir leben seit Jahrzehnten in einer Periode des Friedens, die nun schon so lange andauert, dass sich die Jüngeren unter uns gar nichts anderes mehr vorstellen können, ja den Frieden als etwas Selbstverständliches ansehen. Das ist er allerdings nicht, er ist vielmehr etwas, wofür es sich lohnt, sich jeden Tag aufs Neue zu bemühen. Die österreichischen Soldatinnen und Soldaten tun das in vorbildlicher Art und Weise durch ihren Einsatz im In- und Ausland.

Ihr + Werner Freistetter
Militärbischof für Österreich