Weihnachtsbrief 1994

Digitale Bibliothek: Friedensethische Positionen der Kirchen

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Quelle: Unsere Militärpfarre in Tirol 1994/Advent

1994-12-00 - Wien
Österreichisches Militärordinariat
- Werner, Christian, Militärbischof
Weihnachtsbrief 1994

Liebe Angehörige der Militärdiözese!

„Im Laufe des Jahres denke ich immer öfter an die Menschen, die mir gut waren und gut sind, besonders dabei aber an die mir Anvertrauten. Ich bete und bitte, daß Gott sie schützt und führt.“ Mit diesen Worten hat Militärbischof KOSTELECKY seine letzte Weihnachtsbotschaft an seine Soldaten eingeleitet.

Erstmals als Militärbischof ist es für mich ein aufrichtiges Anliegen, im Namen aller Militärangehörigen unserem verstorbenen Bischof nochmals aufrichtig zu danken. Durch ihn wurde erfahrbar, daß Weihnachten, die Menschwerdung der Liebe Gottes, fortlebt und fortwirkt. Seine große Liebe zu den Soldaten ist durch seine persönliche Erfahrung als Soldat im Zweiten Weltkrieg hervorgegangen. Er wußte, was der Apostel Johannes mit dem Wort meint: „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt“ (Jo 15,13).

Zum heurigen Weihnachtsfest danke ich allen, welche erkannt haben, wie wichtig die Seelsorge unter den Soldaten ist; das Bringen der Botschaft des Friedens in die Herzen der Soldaten und aller Angehörigen des Bundesheeres.
Es ist nicht leicht, diese Botschaft in die oft leider „taubgewordenen Ohren und Herzen“ zu bringen. „Er kam in sein Eigentum, aber die Seinen nahmen ihn nicht auf“, so schreibt schon der Evangelist Johannes.
"Allen aber, die ihn aufnahmen, gab Er die Macht, Kinder Gottes zu werden", das darf uns neuen Mut machen.
Haben wir mehr Mut vor den Menschen und mehr EHRFURCHT VOR GOTT! Werden wir viel mehr stille Menschen, hörende Menschen auf die Botschaft des Friedens!

Die Heilige Nacht ist die „Stille Nacht“. Alles Große wächst in der Stille: Wenn ein Baum wächst, geschieht es in der Stille.
Wenn er umfällt, macht er Krach.
Wir wissen um den Lärm und die Hektik des Alltags. Deshalb müssen wir gerade die „Stille des Hörens“ suchen.
Gott ist höflich: er spricht nur wenn du schweigst!

Willst du wirklich das Glück der Weihnacht erfahren, dann schenke dir Stunden der Stille, der Ruhe, des sich Öffnens dem Strom göttlicher Liebe. Eine solche Stunde kann dein ganzes Leben verändern.
Gott gibt uns die Macht, sein Kind zu werden. Er ist bereit, uns alles zu schenken: seinen Segen, seine Liebe, seine Freude, seinen Frieden.
Sage Ja zu dieser Wahrheit, sage Ja zum lebendigen Gott: dann wird Frieden in dir, dann wird Friede in deiner Umgebung. Genau das brauchen wir Soldaten und Angehörigen des Bundesheeres als Diener des Friedens.

Mit aufrichtigem Dank meinen Mitarbeitern in der Militärseelsorge wünsche ich Ihnen allen ein gnadenvolles Weihnachtsfest und ein friedvolles Jahr 1995.

Mit herzlichen Segenswünschen
Mag. Christian Werner
Militärbischof von Österreich