Weihnachtsbrief des Militärbischofs im Advent 1999

Digitale Bibliothek: Friedensethische Positionen der Kirchen

Volltext

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Quelle: Diözesanblatt des Österreichischen Militärordinariates, Jahrgang 1999, Nummer 2, 1. Dezember 1999, S. 1f.

1999-12-00
Österreichisches Militärordinariat
- Werner, Christian, Militärbischof
Weihnachtsbrief des Militärbischofs im Advent 1999

Liebe Kameraden! Liebe Freunde!

Grüß Gott 2000 ! – Diesen Gruß der Militärseelsorge zum Jahr 2000 in Form eines kleinen Heftchens durfte ich vielen Heeresangehörigen überreichen.

Grüß Gott 2000: diese Worte machen mir Mut, wecken in mir Hoffnung auf der Schwelle in das dritte Jahrtausend.
Nach einer dreijährigen Vorbereitungszeit beginnt die Katholische Kirche das „Hineingehen“ in das neue Jahrtausend durch die Öffnung der Heiligen Pforte in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember.
Während der Papst die Schwelle der Heiligen Pforte überschreitet, zeigt er der Kirche und der Welt das Heilige Evangelium: die Quelle des Lebens und der Hoffnung!
Dieses Evangelium berichtet uns vom größten Ereignis der Menschheitsgeschichte: von der Menschwerdung und Erlösungstat Gottes.

„So sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat“ (Joh 3,16).
Diese Zusage gibt uns Christen Hoffnung, lässt uns Gott loben und preisen, denn wir wissen uns durch diese Botschaft als geliebte Kinder Gottes.
Das gilt für alle Menschen auf Erden – ohne Ausnahme: alle sind wir Gottes geliebte Kinder und daher Brüder und Schwestern. Dieses Bruder- und Schwestersein fällt uns aber oft schwer. Wahrscheinlich deswegen, weil wir auf den tiefen Sinn des Engelrufes im Weihnachtsevangelium zu wenig hinhören: „Ehre sei Gott in der Höhe – und Frieden den Menschen auf Erden“.

Nur wenn wir Gott die Ehre geben, wird Frieden unter uns Menschen sein. Solange wir die Umkehr, die Hinkehr zu Gott nicht vollzogen haben, bleiben wir gespalten, einander gegenübergestellt als Konkurrenten, Drohende und Bedrohte, einander bekämpfende Klassen und Rassen.
Wirkliches Christsein heißt Liebe ohne Grenzen, Buße tun, Umkehr! Denn die erste Frucht der persönlichen Bekehrung ist ja der innere Frieden der Seele, der uns frei, sicher und glücklich werden lässt und Voraussetzung ist für unseren Dienst am Frieden.

Nur aus solch einer Grundhaltung entspringen die für den Frieden so wichtigen Tugenden: Ehrfurcht vor der Würde aller Menschen, Besonnenheit, Treue, Mut, Friedensliebe, Solidarität, Geduld, Gelassenheit, Ruhe und Sicherheit.

Das Bemühen um solch wichtige Grundhaltungen habe ich beim Besuch unserer Soldaten im Katastropheneinsatz, Assistenzeinsatz, UNO-Einsatz und vor allem in BOSNIEN und im KOSOVO erleben dürfen. In keinem Jahr noch wurde der Auftrag an das Österreichische Bundesheer „Schützer und Helfer“ zu sein, so sehr in Anspruch genommen wie heuer: besonders dort, wo andere nicht mehr helfen können. Dafür sei allen Soldaten und Heeresangehörigen aufrichtig gedankt, und ich möchte vor allem Gott danken für die unzähligen Menschen, welche ihr Leben in den Dienst des Friedens gestellt haben.

Deswegen sehe ich voll Hoffnung in die Zukunft, denn unaufhörlich setzt sich Gottes Liebe in den Herzen vieler Menschen durch.

„Was kann uns scheiden von der Liebe Christi, Not, Verfolgung, Hunger, Kälte, Gefahr oder Tod? Alles überwinden wir durch den, der uns liebt“ (Röm 8)! So ruft der Apostel Paulus, der „Soldat Christi“, uns zu.

Liebe Freunde, Kameraden! Nehmen wir uns wieder mehr Zeit für die Stille, für das Gebet, für die innere Einkehr, denn ohne Hinkehr zu Gott gibt es keine Rettung, kein Heil, keinen dauerhaften Frieden. Christus ist das Licht der Welt, die Hoffnung der Menschheit. Ihn zu finden, ist das größte Glück auf Erden.

Jakob Kern, Kaiserjägeroffizier und Priester, vom Heiligen Vater seliggesprochen, sagte in einer seiner Predigten: „Unsere Zeit braucht Heilige, und nur diese können uns retten! In einer Zeit der Lieblosigkeit und des Egoismus brauchen wir keine Männlein, sondern Männer mit Fundament und dieses Fundament heißt Kirche, von Christus selbst gegründet. Ein Fundament, welches seit 2000 Jahren so viele Völker in so manchen stürmischen Zeiten getragen und gestärkt hat“.

Stellen wir uns auf dieses Fundament, im gleichen Vertrauen wie Maria, die Mutter der Soldaten, und schreiten wir voll Hoffnung in die Zukunft als „Diener des Friedens“ mit einem kräftigen „Grüß Gott 2000!“

Ein gnadenreiches Weihnachtsfest und ein friedvolles Jahr 2000 wünscht allen Soldaten und Heeresangehörigen

Mag. Christian Werner
Militärbischof von Österreich