Predigt bei der Priesterweihe von Diakon Hptm MMag. Martin Steiner und Diakon Lic.Theol. Harald Tripp

Digitale Bibliothek: Friedensethische Positionen der Kirchen

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Quelle: Diözesanblatt des Österreichischen Militärordinariates, Jahrgang 2000, Nummer 1, Wien, 20. Dezember 2000, S. 6-8

2000-06-29 - Georgskathedrale, Wr. Neustadt
Österreichisches Militärordinariat
- Werner, Christian, Militärbischof
Predigt bei der Priesterweihe von Diakon Hptm MMag. Martin Steiner und Diakon Lic.Theol. Harald Tripp

„Da fragte Jesus seine Jünger: Ihr aber, für wen haltet ihr mich? Simon Petrus antwortete: Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“ (Mt 16,14).

Heute am Festtag der Hl. Petrus und Paulus ist in der ganzen Kirche dieses Wort zu hören:
„Du bist der Messias, der Sohn des lebendigen Gottes“.

Ein Bekenntnis, ja das Bekenntnis, welches tiefstes Vertrauen zum Herrn zur Sprache bringt. Ein Vertrauen zu Gott, welches der seliggesprochene Kaiserjägeroffizier Jakob Kern einmal seiner Schwester anvertraut hat, er schreibt ihr: Ich war Soldat für Kaiser und Vaterland, und da musste man schwören, seine Pflicht zu tun. Aber wenn ich das unsagbare Glück habe und Priester werde, dann brauch ich nicht zu schwören, dass ich meine Pflicht erfülle, da muß man jede Minute bereit sein, das Leben für Gott mit Freude hinzugeben, wie der Herr, der gute Hirte sein Leben für seine Herde hingibt.

Liebe Festgemeinde!

Heute legen zwei Männer auch ein Bekenntnis ab, aus der Kraft Christi ihr Leben für den Dienst an unseren Soldaten einzusetzen, und ich freue mich aufrichtig, Martin Steiner und Harald Tripp heute zu Priestern für die Militärdiözese weihen zu dürfen.

An euch, liebe Kandidaten, richte ich meinen herzlichen Gruß, den ich allen entbieten möchte, besonders den Eltern, Angehörigen, Freunden, Lehrern und geistlichen Begleitern, die gekommen sind, um in diesem unvergesslichen Augenblick eures Lebens mit euch zu feiern, vor allem für euch zu beten.

Bewusst habe ich am Beginn ein Wort des seligen Jakob Kern in Erinnerung gerufen, da er als Soldat und Priester seinen Dienst im tiefen Vertrauen auf Gott in vorbildhafter Treue zur Kirche geleistet hat - trotz seines jungen Alters. Welche Gnade!

Um diese Gnade wollen wir heute besonders bitten, im Sinne der heutigen Lesung: „Der Herr stand mir zur Seite und gab mir Kraft, damit durch mich die Verkündigung vollendet werde“ (2 Tim 4).

Diese göttliche Kraft brauchen wir besonders in der heutigen Zeit, in welcher die Kräfte des Marktes das Klima in der Welt oft mehr bestimmen als die Enzykliken des Papstes, Verlautbarungen des Heiligen Stuhls, Hirtenbriefe der Bischöfe, welche das zuverlässig bleibende Wahre des Glaubens enthalten.

Es ist für uns alle Christen die Stunde da, vom Schlaf aufzuwachen und sich zu prüfen: Suche ich die bequeme, „tolerante“ Seid-nett-zueinander-Kirche, in der jeder „meinen“ und machen kann, was ihm beliebt, oder wünsche ich die Kirche, von Christus gestiftet, durch Kreuz und Auferstehung erlöst und durch seinen Geist geführt, der in besonderer Weise durch die Apostel und deren Nachfolger weiterwirkt.
Auch für uns Christen ist unser Leben oft ein Kreuzweg und verlangt Opfer. Denken wir nur an den Dienst unserer Soldaten im Katastropheneinsatz, Assistenzeinsatz, in friedensunterstützenden Einsätzen im Kosovo und Bosnien u.v.m.
Aber: den Weg des Kreuzes gehen ist stets verbunden mit der Verheißung Christi, der uns die Gewissheit gibt: „Ich bin bei euch alle Tage bis zum Ende der Welt“ (Mt 28,29). Heute tretet ihr in die Verheißung Christi ein.

Vor der Handauflegung und vor dem Weihegebet erinnert euch die Kirche an das, was ihr in Freiheit, aber mit vollem Ernst, mit Demut, aber unwiderruflich übernehmt:
Die Ausspendung der Sakramente, eure Ehelosigkeit um des Reiches Gottes Willen, euer besonderes Gebet und eure tägliche Heiligung, eure Sorge für die Armen und Notleidenden, die unverkürzte Verkündigung der Wahrheit Christi, die Treue zur Lehre der Kirche, das Einstehen für das Heil der Seelen; dies alles im Gehorsam und Ehrfurcht dem Bischof und seinem Nachfolger.

Die Last, die ihr heute übernehmt, ist nicht gering. Aber in demütiger Haltung steht ihr in der Zusage Jesu:
„Nehmt mein Joch auf euch und lernt von mir, denn ich bin gütig und von Herzen demütig, so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. Denn mein Joch drückt nicht, und meine Last ist leicht“ (Mt 11,29f.). Dies darf euch mit Dankbarkeit erfüllen.

Im Psalm 118 heißt es: Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig.
Und im heutigen Antwortlied aus dem Psalm 34: Ich will den Herrn allezeit preisen, immer sei sein Lob in meinem Mund!

Liebe Weihekandidaten!

Ihr werdet Priester im Jubiläumsjahr, im „Gnadenjahr des Herrn“ (Jes 61,2). Der Heilige Vater hat einmal zu Priestern gesagt: „Die unerschöpfliche Gnade des Sakramentes wird euch innerlich verwandeln, damit euer Leben, auf ewig mit dem Leben des Priesters Christus vereint, zu einem Lobgesang auf die Liebe Gottes werde.
Das Geheimnis der Liebe Gottes, des Schöpfers und Erlösers, dass sich in der Menschwerdung und im österlichen Opfer erfüllte, ist so groß, dass es euch täglich, in jedem Moment mit der Kraft erfüllt, euren Dienst, eure Verkündigung in Wahrheit und in Liebe zu erfüllen. Schöpft aus diesem Geheimnis vor allem in der täglichen Feier der Heiligen Messe und in eurer Liebe zum Gebet und den Menschen. Nur so intensiviert sich eure Beziehung zu Christus und zur Kirche“, soweit der Papst.

Diese Beziehung zu Christus und seine Treue zur Überlieferung war für den Hl. Paulus das Entscheidende: „Denn vor allem habe ich euch überliefert, was auch ich empfangen habe...“ (1 Kor 15,3).

Paulus lehrt grundsätzlich nichts, was nicht mit der Überlieferung der Apostel im Einklang steht. Er schreibt nie: „Ich weiß was ich glaube“, sondern: „Ich weiß, wem ich Glauben geschenkt habe“ (2 Tim 1,12).

Aus solch einer Grundhaltung, liebe Weihekandidaten, könnt ihr furchtlos, ja mit Begeisterung, jedem falschen, dem Menschen schädlichen Zeitgeist begegnen und das Befreiende des Christseins den Gläubigen schenken - auch und gerade durch die Verschiedenheit eurer Persönlichkeit.

Petrus bleibt sein Leben lang der einfache Fischer aus Galiläa. Dem hochgebildeten Paulus war er intellektuell kaum gewachsen. Von Herkunft, Werdegang, Bildung und Charakter sind Petrus und Paulus grundverschieden.
Trotz latenter Spannungen bleiben sie einander zugetan – heute würde man sagen: ein Musterbeispiel urchristlicher Streitkultur.

Wie wichtig wäre solch eine Haltung oft unter uns Christen, auch unter uns Priestern. Da wird versucht, zu spalten in verschiedenste Lager – wir lassen es größtenteils auch zu, anstatt aus einer tiefen und freudigen Beziehung zu Christus und der Kirche Einheit in Vielfalt zu leben, einander zu verstehen versuchen, immer wieder die versöhnende Hand zu reichen - gerade jetzt im Heiligen Jahr, im Jahr der Versöhnung: Gottesdienst und Liebesdienst unter uns Menschen dürfen nie auseinanderklaffen, sondern stehen in engster Beziehung.

Liebe Diakone!
In Kürze wird die Kirche jeden von euch folgendermaßen ermahnen: „Bedenke, was du tust; ahme nach, was du vollziehst und stelle dein Leben unter das Geheimnis des Kreuzes“ (Ritus). Stellt euer Leben unter das Geheimnis des Kreuzes Christi!

Christus selbst ist es, der rettet und heiligt. Und in dem Maße der Intensität eurer Vereinigung mit ihm, werdet ihr direkt an seinem Werk beteiligt sein. Wenn ihr in ihm bleibt, werdet ihr reiche Frucht bringen, getrennt von ihm könnt ihr nichts vollbringen (Jo 15,5).

Liebe Weihekandidaten!
Ihr gehört zur Militärdiözese und habt eure Ausbildung in Wien, St. Pölten und in Rom erhalten. Ich möchte denen danken, die euch auf eurem Weg bis hierher begleitet und geführt haben. Ich denke dabei an eure Eltern und an die Priester, die euch mit ihrem Beispiel und Rat bei der Wahl eurer Berufung geholfen haben.

Und ich habe eine große Bitte: Möge euer Beispiel, liebe Weihekandidaten, auch andere Jugendliche dazu ermutigen, Christus mit derselben Bereitschaft zu folgen. Und seid euch gewiss: Über eure Berufung wacht die selige Jungfrau Maria, das Vorbild jedes Aufrufs zu einer besonderen Weihe in der Kirche.

In dieser Stunde vertraut euch Christus erneut ihr an, und er wiederholt jedem von euch die Worte, die er vom Kreuz herab an den Apostel Johannes richtete: „Sieh, deine Mutter!“ (Jo 19,27).

Sie ist voll der Gnade, sie ist die demütige und allzeit bereite Mutter des Herrn und Schützerin der Soldaten. Ihr empfehlen wir unsere Weihekandidaten besonders an: auch alle geweihten Diener der Kirche, aber auch alle Brüder und Schwestern, die unser Erlöser zu einem Leben in Fülle berufen hat.

Und so bitte ich:
Allmächtiger Gott, du guter Hirte, du Brot des Lebens, stärke und schütze unsere Weihekandidaten und führe sie zu einem immer großherzigeren Dienst für deine Kirche und zum Heil der Menschen.

Amen.