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"Sind da, um zu helfen und Präsenz zu zeigen"

Ein Bericht von NÖN, Woche 11/2007   
 
Immer im Einsatz / Velms Pfarrer Ernst Faktor, der gleichzeitig Militärseelsorger der Kaserne Zwölfaxing ist, über seine Beweggründe, an Auslandseinsätzen teilzunehmen.
 
NÖN: Warum tun sie sich das an und beteiligen sich an interntionalen Einsätzen?
Faktor: Die Arbeit mit Menschen interessiert mich. Dieser Job ist eine Herausforderung, die mich einfach reizt.
NÖN: Wo waren sie zuletzt?
Faktor: Ich war seit 8. September 2006 in Bosnien im Camp Eagle bei Tuzla stationiert. Tuzla ist eine Salzstadt, der Name der Stadt die türkische Bezeichnung für Salz. Das Interessante dort ist, dass in Tuzla direkt kein Bürgerkrieg stattgefunden hat. Daher ist die Infrastruktur auch weitgehend erhalten. Eigentlich schaut es dort aus wie bei uns in der Buckeligen Welt.
NÖN: Kann jeder einfach so an einem Einsatz teilnehmen?
Faktor: Nein. Man muss einen Test absolvieren, bei dem die psychologische Stressbewältigung getestet wird. Besteht man den Test, muss man Kurse in Stressmanagement machen. Das trifft aber nicht nur auf mich als Militärseelsorger zu, sondern auf jeden Soldaten, der sich zum Auslands-Einsatz meldet.
NÖN: Welche Aktivitäten haben sie im Rahmen ihres letzten Einsatzes gesetzt?
Faktor: Ich habe Fahrten nach Mostar und Medjugore organisiert; den Besuch des Militärbischofs im November. Im Jänner haben wir am orthodoxen Weihnachtsfest in Milici teilgenommen.
NÖN: Was war die gefährlichste Situation, die sie jemals erlebt haben?
Faktor: Das war keine Bedrohung im militärischen Sinn. Auf dem Golan war ich joggen, als plötzlich'ein Rudel syrischer Hunde hinter mir her hetzte. Ich war unbewaffnet, war ja im Jogginganzug. Da ist mir eingefallen, was die Syrer in so einem Fall machen: Ich habe mit Steinen nach den Hunden geworfen, das hat sie Gott sei Dank vertrieben.
NÖN: Welche Probleme treten für die Soldaten bei diesen Einsätzen auf?
Faktor: Meist sind es Beziehungsprobleme. Oft laufen die Soldaten von diesen davon, oder sie ergeben sich durch die lange Trennung. Daher wird auch darauf geschaut, dass die Einsätze maximal sechs Monate dauern.
NÖN: Wie können sie bei diesem speziellen Problem als Pfarrer helfen?
Faktor: Man merkt das als Pfarrer — die Leute sind introvertiert, ziehen sich zurück. Darum schaue ich mir die Leute beim Mittagessen gut an, wenn der Kommandant sagt es kriselt, dann ist sowieso schon Feuer am Dach.
NÖN: Was bedeutet für sie das Tragen einer Uniform?
Faktor: „Wir stehen für Recht und Ordnung. Wir sind nicht da, um Krieg zu spielen, sondern um den Leuten zu helfen. Wenn sie uns in Uniform sehen, dann wissen sie, dass wir präsent sind."
 
Zur Person: Für Ernst Faktor ist die Zeit noch lange nicht abgelaufen. Zwar feierte der Pfarrer vor kurzem seinen 60. Geburtstag, eine Teilnahme an Auslandseinsätzen ist bis zum 65. Lebensjahr möglich.
Mag. Ernst Faktor ist Militärseelsorger von Zwölfaxing, Brunn am Gebirge, Groß-Mittel und Götzendorf. Daneben betreut er noch die Pfarre Velm. Faktor war im Rahmen seiner militärischen Auslandseinsätze 1986 auf den Golan-Höhen, 1992/93 in Zypern, 1999 in Albanien, 2003 in Kosovo sowie 2006 und 2007 in Bosnien. Auch in seinem Urlaub liebt er es abenteuerlich. Er ist ein begeisterter Bergsteiger, war schon in Nepal und Tibet.