Donnerstag, 23. Januar 2003
Zu jenen, die in der Heiligen Nacht arbeiten, gehören auch die Soldaten, die an der österreichischen Staatsgrneze ihren Dienst tun. "Die Nachtschicht ist besonders hart", schildert Militärdekan Bischofsvikar Franz Fahrner: "Wer draußen auf Wache ist, kann sich höchstens zwischendurch etwas im Zelt aufwärmen und viel heißen Tee trinken." Dennoch sei die Stimmung zu Weihnachten nicht am Nullpunkt: "Es gibt eine kleine Weihnachtsfeier mit gutem Essen und ein paar besinnlichen Worten." Dabei habe er, FAHRNER, im vergangenen Jahr "das eigenartige Gefühl bekommen, etwas mit den Hirten auf dem Feld zu tun zu haben".
Mit Lagerromantik hat der Assistenzeinsatz des Österreichischen Bundesheeres allerdingst nichts zu tun. Der Auftrag lautet, "illegale Grenzübertritte zu verhindern bzw. Personen an der 'grünen' Grneze abzuweisen", wie FAHRNER es fachlich korrekt formuliert. Dass dahinter ganz konkrete, oft tragische Schicksale stehen und Flüchtlinge manchmal bereits eine abenteuerliche Reise hinter sich haben, ist dem Militärgeistlichen freilich bewusst.
Mit Plastiksackerln über die "grüne" Grenze
Konkret erinnert er sich an eine Familie mit Kleinkindern, die in der Nähe von Pressburg, in den frühen Morgenstunden illegal die Grenze passieren wollte. Ein paar Plastiksackerl waren ihr ganzes Gepäck; es hatte Minusgrade. Die Enttäuschung der Familie und des Kindergeschrei sind FAHRNER noch in Erinnerung, ebenso wie "der junge österreichische Soldat, der die Familie anhalten musste, bis von slowakischer Seite endlich die Grenzer kamen, um sie zurückzuholen".
Heißer Tee und eine Portion Ungewissheit
Im Militärkommando BURGENLAND versichert man, dass das Bundesheer die "illegalen Grenzüberschreiter" auch in kalten Nächten gut versorgt. Bevor die Migranten der Grenzgendarmerie übergeben werden, bekommen sie von den Soldaten "heißen Tee, Brot, Butter und Milch". Für viele ist diese Mahlzeit der erste Bissen nach einer langen Reise in die Ungewissheit, und mit heißem Tee beginnt weiteres banges Warten.