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Alexander Wessely und die Rekruten Marc Artho und Peter Joachim Heinrich vor ihrem "Arbeitsgerät" Alexander Wessely und die Rekruten Marc Artho und Peter Joachim Heinrich vor ihrem "Arbeitsgerät" Foto: Privat

Alexander Wessely im Gespräch mit den Rekruten Peter Joachim Heinrich und Marc Artho, die derzeit als Kraftfahrer in der Militärseelsorge tätig sind.

Die letzte Unterschrift ist getätigt, die zuletzt gefahrenen Kilometer ausgerechnet und in den Fahrbefehl eingetragen. Doch wer meint, dass nun der Dienst eines "Kraftfahrers-Mesners" im Bereich der Militärseelsorge zu Ende wäre, der irrt. Mannigfaltig sind die Tätigkeiten jener Grundwehrdiener, die ihren Präsenzdienst nach der Grundausbildung in einer der Militärpfarren im gesamten Bundesgebiet ausüben.  

Der aus der Oststeiermark stammende und seit seinem Studienbeginn in Graz lebende Peter Joachim Heinrich ist am 7. Jänner eingerückt und versieht seinen Dienst seit Mitte Februar in der Militärpfarre beim Militärkommando Steiermark.

"Es sind nicht nur die Fahrten alleine, sondern es geht auch um das Herrichten von Lebenskundlichen Unterrichten und Gottesdiensten, Postgänge und Büroalltag," hält der mittlerweile an der Universität Graz promovierte Techniker fest, der nun nach absolviertem Studium der Technik im Bereich des Bauingenieurwesen noch ein zweites Studium abschließen möchte. "Mein erstes Studium habe ich im Bereich "Betonbau" absolviert, jetzt möchte ich mein zweites Studium im Fach Kirchenmusik/Orgel an der Kunstuniversität beenden, “ so Heinrich.

Dieses Studium hätte letztlich auch den Ausschlag gegeben sich zur Militärpfarre zu melden. "Eigentlich wollte ich zuerst zur Militärmusik, habe aber schnell gemerkt, dass die keine Organisten brauchen, „ lacht er, "da habe ich halt gefragt ob die Militärpfarre einen Organisten brauchen würde."

Vielfältige Aufgaben

Dass er manchmal länger Dienst hätte als andere Kraftfahrer im Kommando würde ihn nicht stören, denn schließlich käme man mit dem Militärpfarrer auch viel herum und würde viele Bereiche im Bundesheer kennenlernen. Hier stimmt auch Rekrut Marc Artho aus dem Militärkommando Tirol zu, der sich oftmals für die anfallenden Fahrten mit dem Militärpfarrer melden würde. "Wir können uns sozusagen die anfallenden Fahrten im Bereich des Militärkommandos einteilen", sagt er, "ich melde mich oft zum Militärpfarrer, weil es einfach spannend ist, mit ihm in die unterschiedlichen Kasernen zu fahren und ihn zu unterstützen, da nimmt man dann auch in Kauf, wenn es eben mal länger dauert“, so der gebürtige Stubaitaler, der ebenso im Jänner eingerückt ist.

Rekrut Heinrich ergänzt: "Hier ein Lebenskundlicher Unterricht, dort ein Kasernenbesuch, dann wieder zur Betreuung der Soldaten an der Grenze. Es ist einfach immer was los." Seit kurzem würde er auch im wöchentlichen Gottesdienst in der Soldatenkirche der Belgierkaserne kantornieren, "leider ohne Orgelbegleitung, weil die Soldatenkirche über kein passendes Instrument verfügt."

Dabei würde es den gläubigen Grundwehrdiener durchwegs reizen sich auch hier musikalisch an der Orgel zu betätigen. Ob der Glaube Voraussetzung sei, um ein guter Kirchenmusiker und Organist zu sein? Ohne zu zögern kommt die Antwort: "Ich glaube man kann Kirchenmusik nicht vernünftig und ehrlich ohne Glauben machen", ist der Oststeirer überzeugt, "da braucht man schon eine Verbindung  zu dem was in der Messe passiert und zu dem was Glaubensinhalt ist." Man könne sich sonst auch kaum einbringen oder beim liturgischen Verlauf reagieren. "Kirchenmusik ist eben mehr als reines Handwerk und es ist  spannend gerade im Bereich der Kirchenmusik die ganze Bandbreite auszuprobieren und in die Liturgie einzubringen", unterstreicht er. "Letztlich auch als Zeichen des eigenen Glaubensvollzugs". Dieser sei ihm, der auch in einer Mittelschülerverbindung und einer katholischen Studentenverbindung aktiv ist wichtig. Auch hier gäbe es ja das Prinzip der "Religio" und für ihn sei es auch persönlich wichtig in der Religion Halt zu finden.

"Ich glaube, dass es Menschen gibt, die ohne Religion auskommen, ich nicht." so Heinrich, "Weil ich mich frage, was dann wäre. Dann muss man sich die Frage stellen: Was kommt danach." Und nach einer kurzen Pause fügt er hinzu: "Wenn nichts danach käme, dann müsste man sich die Frage stellen, wozu man lebt." Interessant sei in diesem Zusammenhang, dass jene die sich sicher wären, dass danach nichts ist, immer offensichtlich mehr wissen würden, als jene die glauben: "Aber was wäre dann der Sinn des Lebens? Zufall dass man da ist?"

Auch Rekrut Artho  ist überzeugt dass es ein Leben nach dem Tod gibt, weil es Gott gibt. Warum dann viele Mitmenschen leben würden, als ob es Gott nicht gäbe, könne er nicht beantworten: "Ich weiß nicht wie die ihr Leben gestalten, ich weiß es dass es für mich wichtig ist zu glauben." Auch gingen in seiner Heimat viele in die Kirche, vielleicht weil gerade jene die beispielsweise in der Landwirtschaft tätig wären wissen würden, dass nicht alles selbstverständlich ist. Und auch die Jugend sei bei ihm in der Heimat stets bei kirchlichen Anlässen mit dabei: "Bei den Prozessionen: Fast die Hälfte hilft da mit. Und das ist die Jugend. Schützen, Landjugend, Musik“, erzählt er stolz und nicht minder stolz ist er darauf, dass man gebraucht werden würde. Dass sei ein schönes Gefühl. "Natürlich kommt danach auch stets das Feiern, „ fügt er schnell hinzu "Das gehört dann auch dazu."

Als Pilger nach Lourdes

Im Bereich des Bundesheeres könnte in Bezug auf das Glaubensleben der jungen Soldaten auch die Militärseelsorge einen wesentlichen Beitrag leisten, fernstehende Jugendliche wieder für die Kirche und den Glauben zu begeistern, sowohl in den Lebenskundlichen Unterrichten, bei Gottesdiensten oder durch die Internationale Soldatenwallfahrt nach Lourdes, an welcher  Rekrut Heinrich auch als Pilger teilnehmen wird. "Die Wallfahrt nach Lourdes ist da sicher eine gute Gelegenheit. Da würden sicher noch viel mehr mitfahren wenn es vom Dienstbetrieb her möglich wäre“, ist er überzeugt.

Militärseelsorge ist ganz wichtiges Angebot

Was die Kirche noch konkret machen könnte würden Marc Artho und Peter Joachim Heinrich nicht wissen, die Militärseelsorge sei aber wichtiges Angebot, wenn auch gerade bei den Lebenskundlichen Unterrichten oft zu wenig Zeit sei. Konkreter werden schon die Vorstellungen was die eigene Zukunft betrifft.

Artho, der vor seinem Grundwehrdienst als Spannungstechniker und Barkeeper gearbeitet hat, möchte vorübergehend zu seiner alten Firma zurückgehen, bis er im Frühjahr 2020 für einige Zeit nach Südafrika gehen möchte, stammt doch seine Mutter von dort. Zweimal war er schon in Afrika, wobei ihn besonders faszinieren würde, dass die Menschen dort viel offener und entspannter leben. "Auch Gastfreundschaft wird in Afrika besonders groß geschrieben", freut er sich auf dieses große Lebensabenteuer. Zunächst muss aber noch einige Zeit gearbeitet werden, um etwas Geld anzusparen.

Auch Heinrich wird nach seinem absolvierten Grundwehrdienst wieder arbeiten gehen "allerdings nur mehr 20 Wochenstunden", um sein Kirchenmusikstudium abschließen zu können, erklärt er.

Einsatz war wichtige Erfahrung

Den Einsatz in der Militärseelsorge - ob fest in einer Pfarre tätig oder immer wieder freiwillig zum Militärpfarrer gemeldet - bereuen beide Grundwehrdiener nicht. Besonders hat Peter Joachim Heinrich schätzen gelernt, dass durch die Militärseelsorger bei Begegnungen mit Soldaten und in den Lebenskundlichen Unterrichten Fragen des Lebens aufgeworfen werden würden. Fragen des alltäglichen Lebens und des Glaubenslebens. Fragen, die - mehr als in seinem Religionsunterricht in der Schule - ein kritisches Auseinandersetzen ermöglichen würden, dass man ins Nachdenken kommt und dann sagt: "Da war doch noch was…"