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Freistetter: Demokratie und Rechtsstaat täglich neu erarbeiten

Militärbischof im Kathpress-Interview in Sorge über nationalistische und populistische Tendenzen in Europa Militärbischof im Kathpress-Interview in Sorge über nationalistische und populistische Tendenzen in Europa Foto: Till Schönwälder
Demokratie und Rechtsstaatlichkeit sind keine Selbstverständlichkeit, sondern müssen jeden Tag aufs Neue erarbeitet und im Bewusstsein der Menschen verankert werden. Das hat Militärbischof Werner Freistetter im Interview mit der Nachrichtenagentur Kathpress betont. "Wir haben sehr lange, auch noch und gerade nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, gemeint, dass unsere Demokratie und Rechtsstaatlichkeit ein so gutes Modell sind, dass das jeder einsehen muss", und dass es auch in Osteuropa zu einem Demokratisierungsschub kommen wird, so Freistetter. "Manche dieser Annahmen waren etwas naiv", zeigte sich der Bischof wegen nationalistischer und populistischer Tendenzen in Europa besorgt.

Im Blick auf die postkommunistischen osteuropäischen Staaten ortete der Bischof jahrzehntelange Versäumnisse bei der Beschäftigung mit der eigenen Identität. Viele Fragen habe man unter den kommunistischen Machthabern nicht einmal stellen dürfen, geschweige denn, seien die Probleme bearbeitet worden. Diese Themen seien mit der neuen Freiheit hochgekommen.

Als nur bedingt geglückt bezeichnete Freistetter den Übergang der Länder von der kommunistischen Plan- und Kommandowirtschaft zu freien Marktwirtschaft. "Und ich würde mit hier die soziale Marktwirtschaft wünschen", so der Bischof. Sein Fazit: "Wir stehen hier wirklich vor einem ganz neuen Bündel durchaus auch alter Probleme."

Freistetter nahm auch zum Ende des Zweiten Weltkriegs und der nationalsozialistischen Herrschaft vor 75 Jahren Stellung. - Ein Gedenken, das coronabedingt relativ unbeachtet geblieben ist. Eine Lehre, die sich auf jeden Fall aus der Geschichte ziehen lasse. Es brauche in der politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung eine "grundsätzliche Wertschätzung des Andersdenken und Dialogbereitschaft". Gesellschaftlicher Pluralismus müsse als etwas Positives wahrgenommen werden, betonte der Bischof.

Das ausführliche Interview mit Bischof Freistetter ist auch als Kirchen-Podcast erschienen und u.a. auf der Website der katholischen Kirche Österreichs (www.katholisch.at) abrufbar, weiters auf www.studio-omega.at, auf "https://studio-omega-der-podcast.simplecast.com"; sowie u.a. auf iTunes, allen Smartphone-Apps für Podcasts und auf Spotify.