Taufe des Herrn: Ein Fest des Neuanfangs und der Verheißung
Die Taufe Jesu, die jedes Jahr am Sonntag nach Epiphanie gefeiert wird, ist ein zentrales Ereignis im kirchlichen Kalender. Sie markiert nicht nur das Ende der Weihnachtszeit, sondern auch den Beginn von Jesu öffentlichem Wirken. Dieses Fest, das sowohl in der katholischen als auch in der orthodoxen und evangelischen Tradition gefeiert wird, hat eine lange und vielfältige Geschichte.
Ein historisches und liturgisches Ereignis
Bereits in der frühen Kirche war das Fest der Taufe des Herrn (lat. Festum in Baptismate Domini) ein bedeutendes Ereignis. Neben der Anbetung der Sterndeuter und der Hochzeit zu Kana war es eines der drei Festgeheimnisse des Hochfestes der Erscheinung des Herrn, das am 6. Januar gefeiert wird. Traditionell wurde die Taufe Jesu am Oktavtag, dem 13. Januar, besonders bedacht. Die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils verlegte das Fest nach der Abschaffung der Oktav auf den Sonntag nach dem 6. Januar, wodurch es nun den Abschluss der Weihnachtszeit bildet.
Bedeutung in den verschiedenen Traditionen
In der katholischen Kirche ist es üblich, während der Heiligen Messe des Festes Taufe des Herrn die Taufe zu spenden oder der eigenen Taufe zu gedenken. Im Vatikan beispielsweise feiert der Papst die Messe in der Sixtinischen Kapelle und tauft dabei zahlreiche Kinder. Diese Feierlichkeit verdeutlicht die Verbindung zwischen der Taufe Jesu und der Taufe der Gläubigen.
Auch im evangelischen Kirchenjahr steht die Taufe Jesu im Mittelpunkt, besonders am ersten Sonntag nach Epiphanias, obwohl dieser Tag nicht explizit als „Fest der Taufe Jesu“ bezeichnet wird. In früheren evangelischen Perikopenordnungen wurde das Evangelium von der Taufe Jesu noch an Epiphanias gelesen.
In den Ostkirchen hingegen wird das Fest der heiligen Theophanie als Gedächtnis der Taufe Jesu im Jordan gefeiert. Diese Feier ist oft mit einer Wasserliturgie, der Großen Wasserweihe, verbunden. In den Armenischen Kirchen wird an diesem Tag Geburt, Erscheinung und Taufe des Herrn gemeinsam gefeiert, was die enge Verbindung dieser Ereignisse im Leben Jesu betont.
Die symbolische und geistliche Tiefe des Festes
Die Taufe Jesu durch Johannes im Jordan ist ein tief symbolisches Ereignis, das im Laufe der Jahrhunderte viele theologische Interpretationen erfahren hat. Für die frühen Christen war es ein Mysterium, warum der sündenlose Sohn Gottes sich taufen ließ. Doch die Taufe wird als Vorwegnahme von Jesu Tod und Auferstehung verstanden. Das Untertauchen im Wasser symbolisiert den Tod, das Auftauchen das neue Leben. Diese Symbolik verbindet die historische Taufe Jesu mit dem Sakrament der Taufe, das alle Christen empfangen.
Ein Fest der Erneuerung
Das Fest der Taufe des Herrn erinnert die Gläubigen an die eigene Taufe und die Berufung, als Kinder Gottes zu leben. Es ist ein Aufruf zur Erneuerung des Glaubens und zur Nachfolge Jesu. Durch die Feier des Festes wird die Bedeutung der Taufe als Beginn eines neuen Lebens in Christus betont. Es ist ein Fest des Neuanfangs und der Verheißung, das die Gläubigen dazu einlädt, in der Gemeinschaft mit Gott und den Mitmenschen zu wachsen.