Ein historischer Rahmen für die Beratungen
Mit einem feierlichen Gottesdienst in der Basilika von Pannonhalma wurde am Montagabend die Vollversammlung der österreichischen Bischofskonferenz eröffnet. Unter dem Vorsitz von Erzbischof Franz Lackner tagen die heimischen Bischöfe bis Donnerstag in der traditionsreichen ungarischen Benediktiner-Erzabtei – eine Premiere in der Geschichte der Konferenz. Bereits am Montagnachmittag kam es in Györ zu einem Treffen mit dem Vorsitzenden der Ungarischen Bischofskonferenz, Bischof András Veres.
Plädoyer für eine authentische Kirche - Erzabt Hortobágyi: "Die Kirche muss das Evangelium vorleben und den Menschen dienen"
Erzabt Cirill Hortobágyi, der der Eröffnungsmesse vorstand, widmete seine Predigt dem Spannungsfeld zwischen Erneuerung und Tradition in der Kirche. Während Papst Franziskus eine "Kirche im Aufbruch" fordert, die evangelisiert und sich verändert, gibt es zugleich Strömungen, die die Kirche als "Bastion" gegen gesellschaftliche Entwicklungen verteidigen wollen. In Ungarn seien beide Haltungen zu finden, doch die Mehrheit der Menschen habe weder ein starkes Interesse an religiösen Fragen noch ein Verlangen nach Christus, so der Erzabt.
Er warnte davor, den Erfolg der Kirche allein an Zahlen wie Gottesdienstbesuchern oder renovierten Kirchen zu messen. Stattdessen brauche es eine "Reform im Sinne einer Zurückformung auf Christus hin", die das Evangelium ins Zentrum rückt. "Die Kirche muss ihre Mission neu entdecken: das Evangelium vorzuleben und den Menschen zu dienen", resümierte Hortobágyi.
Synodaler Prozess und aktuelle Herausforderungen
Ein zentrales Thema der Vollversammlung ist der weltweite synodale Prozess der katholischen Kirche. Der Vatikan gab dazu kürzlich bekannt, dass der mehrjährige Austausch im Oktober 2028 mit einer "Kirchlichen Versammlung" in Rom abgeschlossen werden soll. Die Bischöfe beraten zudem über die gesellschaftliche und kirchliche Lage in Österreich, insbesondere nach der jüngsten Regierungsbildung.
Hochfest des heiligen Josef als liturgischer Höhepunkt
Ein spiritueller Akzent der Versammlung ist die feierliche Messe zum Hochfest des heiligen Josef am Mittwoch, dem 19. März, um 18 Uhr in der Klosterkirche der Erzabtei. Der Gurker Diözesanbischof Josef Marketz wird der Eucharistiefeier vorstehen und die Predigt halten.
Neues Gesicht in der Bischofskonferenz
Die Bischofskonferenz tagt erstmals in veränderter Zusammensetzung: Kardinal Christoph Schönborn, langjähriges Mitglied seit 1991, nimmt nach seiner Emeritierung nicht mehr teil. Neu dabei sind hingegen Josef Grünwidl als Apostolischer Administrator der Erzdiözese Wien und der designierte Grazer Weihbischof Johannes Freitag. Die Ergebnisse der Vollversammlung werden am Freitag, dem 21. März, um 10 Uhr in einer Pressekonferenz in Wien präsentiert.
Pannonhalma: Ein Ort mit tiefen Wurzeln
Die Erzabtei Pannonhalma blickt auf eine mehr als tausendjährige Geschichte zurück. Sie wurde 996 gegründet und ist nach dem heiligen Martin von Tours benannt. Seit 1996 zählt das Kloster auf dem Martinsberg, südlich von Györ, zum UNESCO-Weltkulturerbe. 2024 feierten die Benediktiner das 800-jährige Bestehen der Abteikirche mit zahlreichen Festveranstaltungen.
Der heutige Erzabt Cirill Hortobágyi, der seit 2018 die Gemeinschaft leitet, ist zugleich Mitglied der Ungarischen Bischofskonferenz. Etwa 40 Mönche gehören der Abtei an, die neben einem renommierten Gymnasium auch verschiedene Wirtschafts- und Produktionsbetriebe führt. Die Benediktinerbibliothek von Pannonhalma gehört mit rund 300.000 Bänden, darunter wertvolle Handschriften und alte Drucke, zu den bedeutendsten ihrer Art weltweit.
Ein Zentrum des ökumenischen Dialogs
Pannonhalma ist nicht nur ein spirituelles Zentrum, sondern auch ein Ort der Begegnung zwischen Ost- und Westkirche. Papst Johannes Paul II. besuchte das Kloster 1996 und betonte seine Rolle als Vermittler zwischen den christlichen Traditionen. In den vergangenen Jahrzehnten waren hier hochrangige orthodoxe und koptische Kirchenvertreter zu Gast, darunter der ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Bartholomaios I., sowie der frühere Moskauer Patriarch Aleksij II.
Mit dieser Vollversammlung setzen die österreichischen Bischöfe ein Zeichen der Verbundenheit mit der ungarischen Kirche und nutzen die traditionsreiche Kulisse von Pannonhalma für ihre Beratungen über die Zukunft der Kirche in einer sich wandelnden Gesellschaft.
Quelle: kathpress, redigiert durch ÖA