Ein Heiliger zwischen Legende und Geschichte
Johannes Nepomuk, auch bekannt als Jan Nepomucký, ist eine der faszinierendsten Heiligengestalten Mitteleuropas. Sein Leben und Martyrium prägten nicht nur die katholische Kirche, sondern auch zahlreiche Volkslegenden. Am 20. März 1393 erlitt er den Tod in der Moldau, nachdem er von der Prager Karlsbrücke gestürzt worden war. Bis heute wird er in vielen Ländern als Schutzpatron verehrt.
Das Leben eines standhaften Priesters
Johannes Nepomuk wurde um 1345 in Pomuk (heute Nepomuk) bei Pilsen geboren. Nach seinem Studium in Prag trat er in den kirchlichen Dienst ein und wurde 1369 kaiserlicher Notar. Später studierte er Kirchenrecht in Padua und promovierte 1387. Als Generalvikar des Prager Erzbischofs Johann von Jenstein geriet er in die Machtkämpfe zwischen der Kirche und König Wenzel IV. Nepomuks Weigerung, das Beichtgeheimnis der Königin zu brechen, wurde ihm letztlich zum Verhängnis.
Der Mythos des Brückenheiligen
Die berühmteste Legende besagt, dass Johannes Nepomuk als Beichtvater der böhmischen Königin deren Geheimnisse nicht preisgab. König Wenzel IV. soll daraufhin befohlen haben, ihn zu foltern und in die Moldau zu werfen. An der Stelle, an der sein Leichnam das Wasser berührte, erschienen der Überlieferung nach fünf leuchtende Sterne – ein Symbol für sein Schweigen und seine Heiligkeit. Diese Darstellung machte ihn später zum Patron der Brücken und Flößer.
Verehrung und Kanonisation
Schon bald nach seinem Tod wurde Johannes Nepomuk als Märtyrer verehrt. Im Jahr 1729 sprach Papst Benedikt XIII. ihn heilig. Seine Kultverehrung verbreitete sich besonders im Habsburgerreich, wo seine Figur oft als Symbol des katholischen Glaubens gegen die Reformation genutzt wurde. Seine Statue auf der Karlsbrücke in Prag wurde 1683 errichtet und ist die älteste dortige Skulptur.
Patronate und heutige Verehrung
Johannes Nepomuk ist Schutzpatron von Tschechien, Bayern und der Stadt Salzburg sowie der Beichtväter, Priester, Flößer, Schiffer und Brücken. Er wird zudem als Helfer gegen Wassergefahren angerufen und gilt als Symbol für Verschwiegenheit und Integrität. Seine Verehrung erstreckt sich bis heute über viele europäische Länder, darunter Österreich, Deutschland, Polen und Ungarn.
Seine Darstellungen zeigen ihn oft mit einem Kruzifix und einem Sternenkranz um den Kopf oder mit dem Finger auf den Lippen als Zeichen der Verschwiegenheit – ein bleibendes Symbol für Loyalität und Treue.