2.Station des Kreuzweges: Wenn Last zur Liebe wird
Er steht da – geschunden, verhöhnt, erniedrigt. Die Dornenkrone drückt sich in seine Stirn, der rote Mantel ist blanker Spott. Doch nun beginnt etwas noch Tieferes: Jesus wird das Kreuz auferlegt, jenes raue Holz, an dem er sterben wird. Kein Symbol ist schwerer, kein Schritt bedeutungsvoller als dieser: das Kreuz auf sich nehmen.
Die Evangelien berichten knapp, fast nüchtern. Doch jeder Leser spürt: Hier trägt einer mehr als nur Holz. Hier schultert einer die Zerbrechlichkeit der Welt. Leid, Schuld, Schmerz – all das, was wir selbst kaum tragen können, liegt nun auf seinen Schultern. Der Prophet Jesaja beschreibt es so: "Aber er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen." (Jes 53,4)
Diese Station berührt bis heute. Denn auch heute tragen Menschen Kreuze – in Krankenhäusern, in Pflegezimmern, auf Flüchtlingsrouten oder mitten im ganz normalen Alltag. Sie tragen sie in Form von Trauer, Einsamkeit, Krankheit, Schuld oder Verantwortung. Manche tun es still, andere sichtbar. Manche zerbrechen beinahe daran – und doch gehen sie weiter.
Ein Moment zum Innehalten:
Welches Kreuz trägst du – und trägst du es allein?
Kann das, was dir schwer ist, vielleicht auch zum Ort der Liebe werden?
Wem könntest du heute helfen, ein Stück seines Kreuzes zu tragen?