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10 Jahre Papst Franziskus - Einblicke und Gedanken dazu von der Vatikanexpertin Gudrun Sailer

10 Jahre Papst Franziskus 10 Jahre Papst Franziskus Bild: Annett Klingner auf Pixabay

Österreichische Vatikanjournalistin Gudrun Sailer: Franziskus trat als Papst nicht an für „diese oder jene Reform” in der Kirche, sondern „für die Reform der Kirche an sich”

Zehn Jahre nach seiner Wahl ist Franziskus „ein Papst geblieben, der überrascht und dessen Pontifikat nicht abgeschlossen ist”: Diese Überzeugung hat die österreichische Vatikanexpertin Gudrun Sailer in der St. Pöltner Kirchenzeitung "Kirche bunt" (aktuelle Ausgabe) geteilt. Franziskus habe zudem bereits jetzt die Art und Weise, „wie wir heute einen Papst sehen und wie heute ein Papst sein kann” nachhaltig verändert. „Dieser Papst will eine Kirche im Aufbruch, wie die ersten Christen sie gelebt haben”, schreibt die gebürtige Niederösterreicherin, die seit Jahrzehnten in Rom das Geschehen rund um den Vatikan aus nächster Nähe beobachtet.

Dass Franziskus auch mit 86 Jahren noch Prozesse anstoße, dessen Folgen für die Kirche nicht abzusehen seien, zeige der aktuell stattfindende weltweite Synodale Prozess. „Das Projekt wird das laufende Pontifikat um Jahrzehnte übersteigen, aber Franziskus hat es angegangen”, so Sailer. Wie weit die Kirche wieder missionarisch werde, indem sie allen Getauften Platz und Verantwortung gebe, lasse sich noch nicht erkennen. Fest stehe aber: „Franziskus ist nicht angetreten für diese oder jene Reform in der Kirche, so nötig sie sein mag, sondern für die Reform der Kirche an sich.”

Das große Anliegen von Franziskus

Franziskus' großes Anliegen von Tag Eins seines Pontifikats an sei nach wie vor ungebrochen - und laute, allen Gläubigen neuen missionarischen Schwung zu geben. In Europa sei dieses Anliegen des Papstes „lange unterbelichtet” geblieben, wohl auch, so Sailer, „weil die Sympathie für den argentinischen Papst, der eine neue Sprache sprach, manche verleitet hat, nicht genau hinzuhören oder statt des Waldes nur ein paar jeweilige Lieblingsbäume zu sehen”.

Gerade dieses Anliegen sei aber wohl bereits bei einer kurzen Rede im sogenannten Vorkonklave wesentlich für die Wahl Kardinal Bergoglios am 13. März 2013 gewesen. „Wozu ist die Kirche gut?”, habe der spätere Papst in seinem Impuls gefragt. „Darin erörterte der Erzbischof von Buenos Aires nicht einzelne Probleme der Kirche, sondern zielte auf die Mitte”, so die "Vatican News"-Journalistin.

Gegen „muffige, sich selbst beweihräuchernde Kirche”

„Jesus”, habe Kardinal Bergoglio damals gesagt, „steht vor der Tür und klopft an - aber nicht von außen, sondern von innen. Er will heraus aus der Kirche, in die wir ihn eingesperrt haben, er will das Heil zu allen tragen.” Diese Rede sei "der Leseschlüssel" des Pontifikats Franziskus, betonte Sailer. „Die muffige, sich selbst beweihräuchernde, verweltlichte Kirche, ein Zerrbild von Kirche, ist das, was Franziskus reformieren will, dafür wurde er Papst.”

„Bau meine Kirche wieder auf”, hörte Franz von Assisi 1205 vom gekreuzigten Christus in der Kapelle San Damiano zu Beginn seines Wirkens. Franziskus von Rom fühle sich heute derselben Bitte verpflichtet. Überhaupt orientiere sich der Papst an seinem heiligen Namensgeber mit beispielloser Konsequenz, so Sailer: „Die Hinwendung zu den Armen und zur Schöpfung ist in dieser Form neu für Päpste.” Auch der Dialog mit dem Islam, den Franz von Assisi 1219 mit seiner Reise zum Sultan in Ägypten begann und Franziskus in einem Dokument festschrieb, das er 2019 mit dem Großimam von Ägypten in Arabien unterzeichnete, gehöre dazu.

„Bete für mich”

Franziskus strebe nach einer Kirche, „die nicht mehr zuerst Trost für verunsicherte Fromme ist, sondern furchtlos und freudig allen die Frohe Botschaft verkündet, heutigen Menschen in heutiger Sprache”, so die Journalistin. Dazu dienten bislang fünf Synoden, vierzig Reisen, eine Kurienreform, Friedensgebete, Kardinalsernennungen von den Peripherien, Dutzende freihändige Interviews, rund 500 Mittwochs-Katechesen und eindringliche Gesten wie der eucharistische Segen "Urbi et Orbi" auf dem leeren Petersplatz in Pandemie-Zeiten, zählte die Vatikanexpertin auf.

All das geschehe in einem betont schlichten Stil. „Bete für mich”, das Anliegen, das Franziskus gleich nach seiner Wahl an die auf dem Petersplatz versammelten Gläubigen richtete, stehe sinnbildlich dafür. „Franziskus beschließt damit jede Audienz, Katechese, Begegnung. Auch weil er ohne Zögern eingesteht, dass er dieses Gebet braucht”, so Sailer. Franziskus sei „weder Held noch Heiliger, und er weiß das”.

Quelle: kathpress