Wir verwenden Cookies, um unsere Webseite für Sie möglichst benutzerfreundlich zu gestalten.
Wenn Sie fortfahren, nehmen wir an, dass Sie mit der Verwendung von Cookies auf den Webseiten von mildioz.at einverstanden sind.

 

Diese Seite drucken

Schönborn: Abu-Dhabi-Erklärung Ergebnis der Freundschaft

Schönborn: Abu-Dhabi-Erklärung Ergebnis der Freundschaft Bild: Till Schönwälder/Kathpress

Hochkarätige Wiener Tagung anlässlich Fünf-Jahre-Jubiläum der Abu-Dhabi-Erklärung - Wiener Erzbischof: Zustandekommen des Dokuments "keineswegs eine Selbstverständlichkeit" - Bischof Freistetter: Abkommen "prophetisches Zeichen" und zeigt, "dass Religionen zusammen für Frieden arbeiten können"

Kardinal Christoph Schönborn hat die Bedeutung des Abu-Dhabi-Abkommens, das Papst Franziskus vor fünf Jahren gemeinsam mit dem Großimam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed Al-Tayyeb, unterzeichnet hat, hervorgehoben. Das Zustandekommen des "Dokuments über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt" sei "keineswegs eine Selbstverständlichkeit gewesen", betonte der Wiener Erzbischof. Schönborn äußerte sich im Rahmen einer internationalen Tagung am Montag in Wien anlässlich des Fünf-Jahre-Jubiläums der Deklaration, zu der die Kommission Weltreligionen der Österreichischen Bischofskonferenz und das Außenministerium eingeladen hatten.

Letztlich sei es die Freundschaft zweier Menschen, Papst Franziskus und Großimam Ahmad Al-Tayyeb, gewesen, welche die Basis für das Dokument bildete, das am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi unterzeichnet wurde, zeigte sich der Kardinal überzeugt. Am Ende des fünfseitigen Dokuments werde die Liebe als essenziell angeführt, so Schönborn, "ohne Liebe kein Dialog, keine Brüderlichkeit". Dialog zwischen den Religionen werde damit zu einem wichtigen Part des menschlichen Zusammenlebens erklärt. Die Deklaration bekomme dadurch eine besondere Bedeutung für die Zukunft, meinte der Wiener Erzbischof.

Als besonders wichtig bezeichnete Schönborn, die in dem Dokument hervorgehobenen Bürgerrechte. Diese seien eine besondere Errungenschaft des modernen Rechtssystems, für die es aber nach wie vor einzustehen gelte. So gäben religiöse Überzeugungen zwar Beheimatung und Halt, dürften sich aber nicht über die generellen Bürgerrechte erheben, mahnte der Kardinal.

"Prophetisches Zeichen"

Militärbischof Werner Freistetter, in der Österreichischen Bischofskonferenz für den Interreligiösen Dialog zuständig, bezeichnete das Zustandekommen des Abu-Dhabi-Dokuments als "prophetisches Zeichen". Es sei Zeichen dessen, "dass Religionen zusammen für Frieden arbeiten können", zeigte sich Freistetter überzeugt, der noch vor wenigen Jahren nach eigenen Angaben nicht gedacht hätte, dass eine solche Deklaration möglich sei.

In Österreich berufe man sich heute auf Demokratie, Menschenrechte und den Rechtsstaat. Das sei nicht immer so gewesen, sagte Freistetter. So sei die Erinnerung an die dunklen Seiten der Gesellschaft, Geschichte, Politik und Religion, die u.a. von Antisemitismus und Verfolgung geprägt waren, Auftrag für die Zukunft. Freistetter rekurrierte dabei auf die "Stunde für den Frieden", zu der Bundespräsident Alexander Van der Bellen kürzlich Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften in Österreich eingeladen hatte. Der Militärbischof nannte dieses ein "großes Zeichen der Hoffnung".

"Wir müssen der Gesellschaft vorleben, dass Religionen gemeinsam einen Beitrag zum Frieden leisten können", so Freistetter wörtlich. Dazu gehöre es auch, die Abu-Dhabi-Deklaration, von der die wenigsten wüssten, bekannter zu machen und "unter die Menschen zu bringen".

Neben Kardinal Schönhorn und Militärbischof Freistetter, war auch der apostolische Nuntius, Erzbischof Pedro Lopez Quintana, bei der Veranstaltung zugegen. Vonseiten der Politik begrüßte Christoph Thun-Hohenstein, Sektionschef der Sektion "Internationale Kulturangelegenheiten" des österreichischen Außenministeriums, die internationalen und nationalen Gäste und betonte die Wichtigkeit, "Religion als Beitrag zum Frieden und nicht als Teil des Problems" zu sehen.

Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft in Österreich (IGGÖ), betonte die "fundamentale Bedeutung" von Frieden und Sicherheit in der Gesellschaft, an der die Religionen mitwirken müssten, indem sie Brücken bauten und den Dialog voranbringen, "bei aller Diversität, die es in der Gesellschaft in Österreich gibt". Die Abu-Dhabi-Deklaration werbe für ein besseres Verständnis der anderen und für das gemeinsame Streben nach Frieden, würdigte Vural das Schreiben.

Auch der Wiener Oberrabbiner Jaron Engelmayer betonte die Wichtigkeit der gegenseitigen Unterstützung der monotheistischen Religionen Judentum, Christentum und Islam. Gegenseitiges Vertrauen sei dafür unabdingbar, dieses entstehe nur durch Freundschaft und Austausch, zeigte er sich überzeugt.

Meilenstein für interreligiösen Dialog

Die Organisatoren der Konferenz konnten eine Reihe internationaler Gäste aus Politik, Religion und Wissenschaft bei der Tagung begrüßen. Markus Solo vom Dikasterium für Interreligiösen Dialog im Vatikan, bezeichnete die Abu-Dhabi-Erklärung als "Meilenstein für den interreligiösen Dialog auf der Welt". Freundschaft und gegenseitiger Respekt seien die Voraussetzungen für das Zustandekommen des Abkommens gewesen, so der Vatikan-Vertreter. Das Dokument zeige auf, dass es keine Zukunft ohne Dialog geben könne.

Sheikh Abdullah Mohammed Khaled Ahemd Al Qasimi, Direktor der "General Authority of Islamic Affairs and Endowments" (GAIAE) der Vereinigten Arabischen Emirate, betonte die "noble Intention" des Dokuments, zur Stärkung der Geschwisterlichkeit auf der Welt. Es sei eine gemeinsame Aufgabe, Religion von Extremismus zu trennen und Geschwisterlichkeit, Frieden und Toleranz zu fördern, so der Leiter der Organisation, die sich der Förderung und Bewahrung islamischer Werte und Grundsätze in den Arabischen Emiraten verschrieben hat.

Weitere Redebeiträge am Vormittag gestalteten Shaikha Alkaabi von der Botschaft der Vereinigten Arabischen Emirate in Österreich und Khaled Shaalan, Vertreter von der Botschaft von Ägypten in Österreich. Zudem sprachen der islamische Theologe Abdullah Takim von der Universität Innsbruck und die katholische Theologin Michaela Quast-Neulinger (Innsbruck).

Am Programm stehen noch Beiträge von Pro-Oriente-Generalsekretär Bernd Mussinghoff und dem katholischen Theologen Kurt Appell, sowie von Vertretern der österreichischen Fokolar-Bewegung, des Grazer Projekts "ComUnitySpirit" des Forums für Weltreligionen und des "Innsbrucker Dialog Clusters". Außerdem werden sich sich Vatikan-Vertreter Solo, sowie Sheikh Abdullah Mohammed Khaled Ahemd Al Qasimi aus den Vereinigten Arabischen Emiraten in einem Panel Fragen aus dem Publikum stellen. Beendet wird das Symposium durch Bischof Freistetter und Franziska Honsowitz-Friessnigg, Sonderbotschafterin für den interreligiösen und interkulturellen Dialog im Außenministerium und von 2018 bis 2022 österreichische Botschafterin beim Heiligen Stuhl.

Abu-Dhabi-Erklärung

Das "Dokument über die Brüderlichkeit aller Menschen für ein friedliches Zusammenleben in der Welt", auch als Erklärung von Abu Dhabi oder Abu Dhabi Abkommen bekannt, das von Papst Franziskus, Sheikh Ahmed el-Tayeb, dem Scheich der Azhar, am 4. Februar 2019 in Abu Dhabi, Vereinigte Arabische Emirate, unterzeichnet wurde, war das Ergebnis einer ergebnisoffenen Diskussion zwischen Franziskus und Tayeb über Fanatismus, Extremismus und Gewalt im Namen Gottes. Der Text betont die Geschwisterlichkeit aller Menschen und unterstreicht eine "Kultur des gegenseitigen Respekts" als Handlungsgrundlage des interreligiösen Dialogs und inspirierte später die UN-Resolution, die den 4. Februar als Internationalen Tag der menschlichen Geschwisterlichkeit einführen sollte.

Quelle: kathpress.at