Es war ein Abend, der Geschichte schrieb: Der 13. März 2013, als auf dem Petersplatz tausende Menschen gespannt in den römischen Himmel blickten, aus dem kurz zuvor das erlösende „Habemus Papam“ erklungen war. Und dann trat er auf die Loggia des Petersdoms – schlicht, bescheiden, mit einem freundlichen Lächeln und den einfachen Worten: „Brüder und Schwestern – guten Abend.“ Damit war klar: Ein neuer Stil hielt Einzug in das höchste Amt der katholischen Kirche.
Ein Papst der Nähe und Menschlichkeit
Jorge Mario Bergoglio, der Argentinier mit italienischen Wurzeln, war von Beginn an ein Pontifex, der die Herzen berührte. Er bat die Menschen zuerst um ihr Gebet, bevor er selbst den Segen erteilte – eine Geste tiefer Demut, die seinen Führungsstil prägen sollte. Seit jenem historischen Moment gewann der „Papst vom anderen Ende der Welt“ mit seiner Herzlichkeit, Bodenständigkeit und seinem unermüdlichen Einsatz für die Schwachen weltweit Sympathien. Auch während seiner jüngsten Krankheitsphase zeigte sich seine besondere Verbindung zu den Menschen: Millionen beteten für ihn, selbst jene, die der Kirche fernstehen.
Der Bruch mit alten Traditionen
Der erste Jesuit auf dem Stuhl Petri brachte frischen Wind in das oft als starr empfundene Kirchengefüge. In Kontrast zu seinem Vorgänger Benedikt XVI., dem intellektuellen Theologen und Bewahrer kirchlicher Traditionen, setzte Franziskus auf Einfachheit. Statt prunkvoller roter Schuhe trägt er schlichte schwarze, und die päpstlichen Gemächer im Apostolischen Palast tauschte er gegen eine bescheidene Unterkunft im vatikanischen Gästehaus Santa Marta. Handküsse und zeremonielle Förmlichkeiten sind ihm fremd – stattdessen drückt er Hände, tröstet Kranke, lacht mit Kindern und schenkt ihnen Süßigkeiten.
Auch für die Zeit nach seinem Pontifikat hat Franziskus vorgesorgt: Er entschied sich für eine schlichte Beisetzung in der römischen Basilika Santa Maria Maggiore – ein weiteres Zeichen seiner Bescheidenheit.
Medienpapst und Brückenbauer
Franziskus ist ein Papst der Kommunikation – nahbar wie keiner vor ihm. Mit zahlreichen Interviews, Social-Media-Auftritten und überraschenden TV-Statements hat er das Bild des Papsttums modernisiert. Erst im Januar 2025 sorgte er für Aufsehen, als er sich live in eine italienische Talkshow zuschalten ließ und dabei eine bahnbrechende Entscheidung verkündete: Er ernannte eine Frau zur Regierungschefin des Vatikanstaats. Schwester Raffaella Petrini übernahm am 1. März das Amt, das traditionell Kardinälen vorbehalten war – ein deutliches Signal für den Wandel, den Franziskus in der Kirche anstrebt.
Die Weltsynode, eines seiner größten Reformprojekte, soll Laien mehr Mitbestimmung ermöglichen. Doch während er Frauen in Führungspositionen fördert, bleibt das Priesteramt weiterhin Männern vorbehalten – ein Punkt, der in kirchlichen Reformkreisen auf Kritik stößt.
Ein kräftezehrendes Jubiläumsjahr
Das Jahr 2025 sollte der strahlende Höhepunkt seines Pontifikats werden – ein Heiliges Jahr mit Millionen Pilgern aus aller Welt. Doch gesundheitliche Rückschläge begleiten den Papst zunehmend. Immer wieder muss er sich von Kardinälen vertreten lassen, zuletzt nach zwei Stürzen, die ihm Prellungen und einen Bluterguss einbrachten. Seit 2022 ist er oft auf den Rollstuhl angewiesen, im Sommer 2023 unterzog er sich einer Bauchoperation.
Trotz aller Einschränkungen bleibt er aktiv: Rund 50 Auslandsreisen hat Franziskus bereits unternommen. Im ersten Halbjahr 2025 steht eine historische Reise in die Türkei an – zur Feier des 1.700-jährigen Konzils von Nicäa, das das bis heute gültige Glaubensbekenntnis formulierte.
Vorher jedoch richten sich alle Augen auf Ostern: Wie präsent wird der Papst bei den wichtigsten Feierlichkeiten des christlichen Kalenders sein? Die kommenden Wochen werden zeigen, mit welcher Kraft Franziskus sein 13. Amtsjahr bestreiten wird – doch eines steht fest: Der Papst vom anderen Ende der Welt hat die Kirche verändert wie kaum ein anderer.
Quelle: Kathpress, redigiert durch ÖA