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Eine stille Begegnung im Lärm des Leidens

Die 4. Station des Kreuzweges Die 4. Station des Kreuzweges Bild: Hilmar J. Grutschnig / ÖA

4. Kreuzwegstation: Jesus begegnet seiner Mutter

Zwischen Staub, Geschrei und der brutalen Härte eines öffentlichen Martyriums ereignet sich etwas zutiefst Menschliches: Jesus begegnet seiner Mutter. Es ist ein Moment, der in den Evangelien nicht ausdrücklich geschildert wird – und doch ist er unausweichlich. Inmitten des Leidenswegs, im Schatten des Kreuzes, steht Maria.

Die Szene ist bewegend in ihrer Stille. Kein Wort wird überliefert. Kein Ausruf, keine Klage, kein Aufbäumen. Nur eine Umarmung, die mehr sagt als jede Sprache. Zwei Menschen, die einander innig zugewandt sind. Eine Mutter, die nicht weicht – trotz der Unerträglichkeit dessen, was sie sieht. Ein Sohn, der in den Augen seiner Mutter Halt und Trost findet, obwohl er kaum noch stehen kann. In diesem kurzen Innehalten, diesem leisen Moment, liegt eine ungeheure Kraft.

Und doch ist die Welt um sie herum eine andere. Der Stock eines Soldaten sticht zu. Rufe peitschen durch die Luft. Gewalt und Spott pressen die Menschlichkeit an den Rand. Die Verheißungen Jesu – „Selig, die Frieden stiften“ – scheinen in diesem Moment wie Hohn. Was bleibt von einer Botschaft der Gewaltlosigkeit, wenn Gewalt regiert?

Maria aber weicht nicht. Sie hat längst erkannt, dass göttliche Verheißungen sich nicht in irdischen Triumphen erfüllen. Der Weg zum Licht führt über das Dunkel. Und so steht sie da – im Mit-Leiden, im stillen Gehorsam, im unerschütterlichen Vertrauen. Das Kreuz trennt sie nicht von ihrem Sohn. Es verbindet sie. In der Tiefe des Schmerzes offenbart sich ihre Liebe – als Trostspenderin, als Mitträgerin, als Mutter.

Auch Jesus findet in diesem Moment Halt. Nicht nur durch Maria. Sondern durch das Wissen, dass selbst in diesem Leid Gott gegenwärtig ist. Er vertraut auf die Verheißung – auch wenn sie im Schmerz verborgen liegt.

Einen Moment zum Innehalten:

Wann warst du zuletzt ganz präsent bei einem Menschen in seinem Schmerz – ohne viele Worte, nur durch Dasein?
Was gibt dir Kraft, wenn alles verloren scheint?
Wo findest du Trost – und wem kannst du Trost schenken?
Können wir heute noch an eine Welt ohne Gewalt glauben – und was würde es bedeuten, an dieser Hoffnung festzuhalten?

Ein Blick, ein stiller Augenblick der Liebe: Manchmal liegt in der Schwäche die größte Stärke.