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Nicht mehr weiterkönnen und zu Boden gehen

Die 9. Station des Kreuzweges Die 9. Station des Kreuzweges Bild: Hilmar J. Grutschnig / ÖA

9. Station - Jesus fällt zum dritten Mal unter dem Kreuz

Jesus liegt am Boden. Nicht zum ersten Mal, nicht zum zweiten – zum dritten Mal. Ganz nah ist er dem Ziel, der Schädelstätte Golgota, nur wenige Schritte noch, doch sein Körper gehorcht ihm nicht mehr. Die Kraft ist versiegt, der Schmerz übermächtig, die Last zu schwer. Alles schreit nach Aufgeben. Es wäre verständlich, hier liegen zu bleiben. Einfach aufhören. Aber Jesus bleibt nicht liegen.

Er, der leidende Gottesknecht, wie der Prophet Jesaja ihn beschreibt – wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, ohne Widerrede, ohne Klage –, dieser Jesus hat einen inneren Antrieb, der stärker ist als Schmerz, Schwäche, Ausgrenzung, Spott und Gewalt. Es ist der Wille, das Werk des Vaters zu vollenden. Es ist Liebe, die ihn trägt – auch wenn sie in diesem Moment keine Kraft mehr zu haben scheint.

Alle sind gegen ihn. Die frommen Führer, die politischen Machthaber, das einfache Volk, das gestern noch jubelte und heute schweigt. Auch die Jünger sind geflohen – und Petrus hat ihn dreimal verleugnet. Dreimal auch fällt Jesus. Doch anders als Petrus, der an seinem Versagen zu zerbrechen droht, steht Jesus jedes Mal wieder auf. Nicht aus menschlicher Kraft – sondern aus dem tiefen Vertrauen in den Vater, inmitten der Gottesferne.

Der Greis Simeon hatte im Tempel einst prophezeit: „Siehe, dieser ist dazu bestimmt, dass in Israel viele zu Fall kommen und aufgerichtet werden, und er wird ein Zeichen sein, dem widersprochen wird.“(Lk 2,34) Hier erfüllt sich das Wort. Jesus fällt – und mit jedem Fall macht er uns Mut: Auch wenn du liegst, wenn du keine Kraft mehr hast, wenn du glaubst, es geht nicht mehr – steh auf! Es geht weiter. Nicht aus dir selbst heraus, sondern weil Gott dich ruft.

Er, der einst zu dem toten Kind sprach „Talita kum! – Mädchen, ich sage dir, steh auf!“ (Mk 5,41), spricht nun zu jedem von uns:
„Mensch, erhebe dich!“
Aus deiner Müdigkeit. Deiner Hoffnungslosigkeit. Deiner Gleichgültigkeit. Deinem Versagen.

Ein Moment zum Innehalten:

Wo liege ich am Boden – körperlich, seelisch oder geistlich?
Wo habe ich vielleicht schon aufgegeben – mich abgefunden mit Schuld, Angst oder einem Leben ohne Hoffnung?
Kann ich glauben, dass Jesus auch mich zum Aufstehen ruft?
Wen kenne ich, der am Boden liegt – und braucht es vielleicht mich, der ihm die Hand reicht?

„Mensch, steh auf!“- Vielleicht ist heute der Moment.