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Erinnerung an das Unrecht aufrechterhalten

113Die 96-jährige Zeitzeugin Johanna Paradeiser sprach beim  Martinsfest der Militärpfarre Burgenland am vergangenen Donnerstag über ihre Erinnerungen an den katholischen Widerstand während des Nationalsozialismus.

Im Oktober vor  78 Jahren versammelten sich tausende katholische Jugendliche zu einer Rosenkranzandacht im Wiener Stephansdom um gemeinsam ein Zeichen gegen die NS-Herrschaft zu setzen. Die gläubige Katholikin Johanna Paradeiser war zu diesem Zeitpunkt gerade mal 18 Jahre alt, trotzdem erinnert sich die heute 96-jährige Wienerin noch heute an die Worte Kardinal Innitzers vor den jugendlichen Christen. Nach der Kundgebung nahmen die Gräueltaten des Nazi-Regimes gegenüber Christen immer weiter zu.  Bei ihrem Vortrag im Rahmen des Martinsfests der Militärpfarre Burgenland am vergangenen Donnerstag warnte  Paradeiser eindringlich: „So etwas darf sich nie mehr wiederholen!“

„Ihr habt nur einen Führer und das ist Jesus Christus“, diese Worte des Kardinals sind Paradeiser in besonderem Maße in Erinnerung geblieben, stellten sie doch einen besonderen Affront gegenüber dem Führerkult der Nationalsozialisten dar. „Wir wussten bereits von den Geschehnissen aus Deutschland was uns Katholiken unter der Nazi-Herrschaft bevorsteht“, betonte Paradeiser. Nach der Andacht versammelten sich tausende Jugendliche vor dem Erzbischöflichen Palais und skandierten: „Wir wollen den Kardinal sehen“. Dies war das letzte Zeichen eines katholischen Widerstands, bevor die Nationalsozialisten gläubige Christen mit ganzer Brutalität verfolgten.

 
Paradeisers Vater war eines der ersten Opfer der Nazis
Johanna Paradeiser stammt aus einer katholischen und  kaisertreuen Wiener Familie.  Ihr Vater, Hans Karl Zeßner-Spitzenberg , war sowohl Vertrauter von Otto Habsburg, als auch Mitarbeiter des Erzbischofs Kardinal  Innitzer. Der Vater legte den sechs Kindern schon früh die Bedeutung des christlichen Glaubens nahe. „Er prägte uns von frühester Kindheit an sowohl durch seine Liebe zum christlichen Glauben als auch zu Österreich“, erinnerte sich Paradeiser.
Spitzenberg stellte sich von Anfang an gegen die Nationalsozialisten und wurde bereits wenige Tage nach der Machtergreifung der  Nationalsozialisten in Österreich, im März 1938, verhaftet und ins Gefängnis gebracht. Ein knappes halbes Jahr verbrachte Spitzenberg in der Justizanstalt im Landesgericht, wo die Nazis hunderte politische Gegner einsperrten. In dieser Zeit wurde die Familie regelmäßig von SA- und SS-Beamten terrorisiert. „Sie kamen unangemeldet zu allen Tages- und Nachtzeiten und verwüsteten unsere Wohnung“, erinnerte sich Paradeiser.  Im Juli 1938 wurde Spitzenberg ins Konzentrationslager Dachau verschleppt.  Am  1. August 1938 verstarb er völlig entkräftet im Alter von 52 Jahren an den Folgen der Zwangsarbeit und Misshandlungen. Er gilt somit als eines der ersten Opfer der Nationalsozialisten in Österreich.

Erinnerung an die Opfer hochhalten
Für die, die Herrschaft der Nazis miterlebt haben, sei die Zeit nie wieder zu vergessen, so Paradeiser: „Wir müssen dafür sorgen, dass so etwas in Österreich nie wieder geschehen kann“. Deswegen sei es ihr ein besonderes Anliegen besonders junge Menschen von ihren Erlebnissen zu erzählen. Immer wieder besucht sie deswegen Schulen und berichtet aus ihrem Leben. Die Erfahrungen, die sie im Gespräch mit Jugendlichen gemacht habe, bestärke sie weiterzumachen und die Erinnerung weiterzugeben: „Gott hat mir auch im hohen Alter einen wachen Geist geschenkt und mich nicht vertrotteln lassen, dieses Geschenk sehe ich als Aufgabe“, so die 96-jährige Johanna Paradeiser.

Foto: Privat