Ein Leben voller Wandel, ein unerschütterlicher Glaube und ein Vermächtnis, das bis heute Millionenviele bewegt: Die Geschichte des heiligen Gabriel von der schmerzensreichen Jungfrau ist eine Erzählung von innerer Umkehr und tiefer Hingabe.
Der Wendepunkt eines jungen Lebens
Francesco Possenti, geboren am 1. März 1838 in Assisi, wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf. Als Sohn eines hohen Verwaltungsbeamten führte er ein unbeschwertes Leben in Spoleto. Er war klug, charismatisch und genoss die gesellschaftlichen Annehmlichkeiten seiner Zeit. Modebewusst, talentiert und stets im Mittelpunkt, war er ein junger Mann mit vielversprechender Zukunft. Doch eine Reihe von Schicksalsschlägen stellte sein Leben auf den Kopf: Der frühe Verlust seiner Mutter, eine schwere Krankheit, der Suizid seines Bruders Lorenzo und der plötzliche Tod seiner geliebten Schwester Maria Luisa ließen ihn nach dem wahren Sinn des Lebens suchen.
Der entscheidende Moment kam 1856: Beim Anblick eines Bildes der Schmerzensmutter verspürte er eine tiefe, mystische Eingebung. Es war, als hätte die Jungfrau Maria selbst zu ihm gesprochen und ihn aufgefordert, seinem wahren Ruf zu folgen. Dieses Erlebnis führte ihn zur radikalen Kehrtwende: Er verließ sein bisheriges Leben und trat in das Kloster Madonna della Quercia in Morrovalle ein. Dort nahm er den Namen Gabriel von der schmerzensreichen Jungfrau an – ein Symbol für seine innige Marienverehrung.
Ein Leben in Hingabe und Leiden
Gabriel studierte Theologie und Philosophie und wurde bald für seine außergewöhnliche Frömmigkeit, seine Demut und seinen tiefen Glauben bekannt. 1859 zog er in das Passionistenkloster von Isola del Gran Sasso, wo er ein Leben der Askese und des Gebets führte. Doch sein Weg war geprägt von körperlichem Leid: An Tuberkulose erkrankt, ertrug er seine Schmerzen mit bewundernswerter Geduld und Hingabe. Seine letzten Jahre verbrachte er in der tiefen Überzeugung, dass sein Leiden Teil eines höheren Plans sei.
Am 27. Februar 1862 verstarb Gabriel im Alter von nur 24 Jahren. Doch sein Geist lebte weiter: Schon bald nach seinem Tod wurde er als Vorbild für junge Menschen verehrt. Am 31. Mai 1908 wurde er von Papst Pius X. selig- und 1920 von Papst Benedikt XV. heiliggesprochen. Heute gilt er als Schutzpatron der katholischen Jugend Italiens.
Ein Erbe, das fortbesteht
Gabriels Grab befindet sich in der Kirche des Passionistenklosters in Isola del Gran Sasso. Seit 1970 erhebt sich darüber das imposante Sanktuarium Santissima Addolorata, das jährlich von Millionen Pilgern besucht wird. Sein Leben inspiriert bis heute Gläubige weltweit – eine Geschichte, die zeigt, dass wahres Glück nicht im Glanz der Welt, sondern in der Hingabe an eine höhere Berufung liegt.