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Wer liebt, vermag mehr.

So lautet das unausgesprochene Motto der Heiligen Scholastika, der Zwillingsschwester des Heiligen Benedikt von Nursia. Ihr Gedenktag, der 10. Februar, wird in der katholischen, anglikanischen und orthodoxen Kirche begangen. In den Orden der Benediktiner, Zisterzienserinnen und Trappistinnen wird ihr sogar ein eigenes Fest gewidmet. Doch wer war diese Frau, deren Leben so eng mit der Geburtsstunde des abendländischen Mönchtums verknüpft ist?

Ein Leben in der Nachfolge Gottes

Geboren um 480 in Nursia, dem heutigen Norcia in Italien, wuchs Scholastika in einer römischen Senatorenfamilie auf. Schon als Kind wurde sie Gott geweiht, eine Entscheidung, die ihr Leben prägen sollte. Gemeinsam mit ihrem Bruder Benedikt zog sie nach Rom, doch das weltliche Leben der Metropole sagte ihr nicht zu. Während Benedikt als Eremit in Subiaco ein neues geistliches Leben begann, folgte Scholastika ihrem inneren Ruf und trat in ein Kloster nahe ihrer Heimat ein.

Später gründete sie in der Nähe von Montecassino den Konvent von Piumarola, den ersten weiblichen Zweig des Benediktinerordens. Hier lebte sie nach der Regel ihres Bruders, die auf Stille, Gebet und geistlicher Einkehr basierte. "Schweigt oder sprecht von Gott, denn nichts sonst in der Welt ist es wert, dass man darüber redet", soll sie gelehrt haben.

Das Wunder des Sturms

Die wohl bekannteste Anekdote über Scholastika erzählt Papst Gregor der Große in seinen "Dialogen". Scholastika traf sich einmal im Jahr mit ihrem Bruder, um geistliche Gespräche zu führen. Bei ihrem letzten Treffen bat sie Benedikt, über Nacht zu bleiben, doch er lehnte ab, da es gegen seine Ordensregel verstieß. Daraufhin bat Scholastika Gott um Hilfe – und ein plötzlicher Sturm verhinderte Benedikts Heimkehr. So verbrachten die Geschwister die Nacht in inniger Zwiesprache. Drei Tage später starb Scholastika, und Benedikt sah ihre Seele in Form einer weißen Taube gen Himmel fliegen.

Im Tod vereint

Benedikt bestattete seine Schwester in dem Grab, das für ihn selbst vorgesehen war. "Wie ihr Geist immer in Gott verbunden gewesen war, so wurden auch ihre Körper zusammen in dasselbe Grab gelegt", schrieb Gregor der Große. Ihr gemeinsames Grab befindet sich in der Abtei von Montecassino, einem der bedeutendsten spirituellen Zentren Europas.

Scholastikas Vermächtnis und Patronate

Obwohl ihr Leben weniger dokumentiert ist als das ihres Bruders, bleibt Scholastika eine zentrale Figur der christlichen Spiritualität. Sie gilt als Patronin der Nonnen, für Regen, gegen Blitzschlag und Sturm sowie gegen Krämpfe bei Kindern. Ihre Attribute sind die Taube und das Regelbuch, Symbole für Frieden, geistliche Erleuchtung und die Kraft des Gebets.

Ihr Leben lehrt uns, dass stille Hingabe oft lauter spricht als Worte und dass die Kraft des Glaubens selbst die Natur bewegen kann. Scholastika mag im Schatten ihres Bruders gestanden haben, doch ihr Licht strahlt bis heute in den Herzen vieler Gläubiger.

 

Quellen: Ökumenischen Heiligenlexikon und vatikannews, redigiert durch ÖA

Die Heilige Dorothea: Ein Märtyrerleben zwischen Glauben und Legende

Die Wurzeln des Glaubens

Dorothea war eine junge Frau, die am Ende des 3. Jahrhunderts in Caesarea in Kappadokien lebte, einer Region Kleinasiens, in der eine der ersten christlichen Gemeinschaften florierte. Geboren um 290 als Tochter christlicher Eltern, zeichnete sie sich seit ihrer Kindheit durch viel Gebet, Fasten und Wohltätigkeit aus. Sie nahm den Glauben an den Herrn mit einer innigen Hingabe an, die ihr Leben für immer prägte.

Die Verfolgung durch Saprizio

In Caesarea wirkte zu dieser Zeit der Christenverfolger Saprizio, der von Dorotheas Ruf erfuhr und sie inhaftierte, um sie zu zwingen, den Göttern Opfer zu bringen. Trotz der Drohungen des Feuertodes blieb Dorothea unbeirrt in ihrem Glauben an Jesus Christus. Saprizio übergab sie schließlich an zwei junge Frauen, Crista und Calista, die zuvor ihren Glauben verleugnet hatten, um ihr Leben zu retten. Doch Dorotheas unerschütterliche Glaubensstärke führte dazu, dass sie beide zum Christentum bekehrte. Sie erlitten den Märtyrertod vor ihr, was Dorotheas Entschlossenheit nur noch verstärkte.

Das Wunder des Korbs mit Äpfeln und Rosen

Als Dorothea zum Henker geführt wurde, erfüllte sie ein Versprechen, das sie dem Richter Theophilus gegeben hatte, der sie beim Todesurteil höhnisch herausforderte: „Schick mir Äpfel und Rosen aus dem Paradies.“ Kurz vor ihrem Tod erschien, mitten im kalten Winter, ein goldlockiger Knabe in sternbesticktem Kleidchen. Er trug einen Korb mit drei Rosen und drei Äpfeln, die er Theophilus überreichte. Der Anblick dieser Gabe, mitten im Winter, erschütterte Theophilus zutiefst und bekehrte ihn zum Christentum. Auch er wurde daraufhin verurteilt und erlitt den Märtyrertod.

Die Macht der Bekehrung

Dorotheas große Glaubensstärke und ihr unerschütterliches Vertrauen auf Gottes Zeichen führten nicht nur Crista und Calista, sondern auch Theophilus zum Glauben. Ihr Martyrium war somit nicht nur ein Zeugnis ihrer eigenen Standhaftigkeit, sondern auch ein kraftvolles Symbol für die transformative Kraft des Glaubens. Theophilus wird heute zusammen mit Dorothea am selben Tag, dem 6. Februar, in der katholischen und orthodoxen Kirche als Heiliger verehrt.

Verehrung und künstlerische Darstellung

Seit dem 14. Jahrhundert verbreitete sich die Verehrung der heiligen Dorothea in zahlreichen deutschen Vers- und Prosafassungen. Besonders im Mittelalter war sie eine der beliebtesten Heiligen in der christlichen Ikonographie. Sie wird oft mit einem Korb voller Rosen und Äpfel dargestellt, Symbolen ihres himmlischen Versprechens. Eines der kunstgeschichtlich bedeutendsten Werke ist das Gemälde "Die Enthauptung der heiligen Dorothea" von Hans Baldung Grien aus dem Jahr 1516, das sich in der Nationalgalerie in Prag befindet.

Dorothea gehört zusammen mit Margareta von Antiochia, Katharina von Alexandria und Barbara von Nikomedien zu den sogenannten Virgines Capitales, den großen heiligen Jungfrauen. Sie ist Schutzpatronin der Gärtner, Blumenhändler, Bierbrauer, Bergleute, Bräute, Wöchnerinnen und der Neuvermählten. Ihr Gedenktag war bis 1969 im Allgemeinen Römischen Kalender verzeichnet, wurde jedoch später gestrichen. Im Martyrologium Romanum von 2001/2004 ist sie erneut aufgeführt.

Hrabanus Maurus – Der Lehrer Germaniens

Heute, am 4. Februar, gedenken sowohl die katholische als auch die evangelische Kirche Hrabanus Maurus, eines der bedeutendsten Gelehrten des frühen Mittelalters. Der Abt von Fulda und spätere Erzbischof von Mainz prägte die Bildung und Theologie seiner Zeit maßgeblich. Als "Praeceptor Germaniae" – Lehrer Germaniens – hinterließ er ein geistiges Erbe, das weit über seine Zeit hinausreichte.

Von Fulda nach Tours – Eine außergewöhnliche Bildungslaufbahn

Hrabanus Maurus wurde um 780 in Mainz geboren und wuchs in einer adligen Familie auf. Bereits als Kind trat er als Oblate in das Benediktinerkloster Fulda ein, wo er eine fundierte Ausbildung erhielt. Seine Begabung führte ihn an die berühmte Klosterschule in Tours, wo er unter der Anleitung des bedeutenden Gelehrten Alkuin lernte. Von ihm erhielt er auch seinen Beinamen „Maurus“, in Anlehnung an den Schüler des heiligen Benedikt von Nursia, Maurus von Subiaco.

Fulda als geistiges Zentrum des Ostfränkischen Reiches

Nach seiner Rückkehr nach Fulda im Jahr 804 übernahm Hrabanus die Leitung der Klosterschule. Unter seiner Führung entwickelte sich Fulda zu einem der wichtigsten Bildungszentren des Ostfränkischen Reiches. Schüler aus ganz Europa reisten an, um von seinem Wissen zu profitieren, darunter auch der später berühmte Dichter und Theologe Walahfried Strabo von der Reichenau. Hrabanus sah seine Aufgabe darin, das klassische Wissen an seine Gegenwart weiterzugeben und christliche Theologie mit antikem Gedankengut zu verbinden.

Ein Werk für die Ewigkeit: „Veni Creator Spiritus“

Sein literarisches Schaffen war enorm. Neben umfassenden Bibelkommentaren und theologischen Abhandlungen verfasste er auch zahlreiche Hymnen. Eine seiner bekanntesten Dichtungen ist der Hymnus „Veni Creator Spiritus“ (Komm, Heiliger Geist), der bis heute fester Bestandteil der Liturgie ist. Darüber hinaus schrieb er Enzyklopädien wie „De Universo“, eine 22-bändige Sammlung über das gesamte Weltwissen seiner Zeit.

Machtkämpfe und der Rückzug auf den Petersberg

822 wurde Hrabanus Abt des Klosters Fulda und setzte sich für den Bau neuer Kirchen und die Verbreitung von Reliquien ein. Politische Konflikte mit Kaiser Ludwig dem Deutschen zwangen ihn jedoch 842 zum Rücktritt. Er zog sich in das Tochterkloster auf dem Petersberg zurück und widmete sich dort wieder dem Schreiben und der Theologie.

Rückkehr nach Mainz – Ein Bischof voller Tatkraft

Nach seiner Versöhnung mit dem König wurde Hrabanus 847 Erzbischof von Mainz und damit Nachfolger des heiligen Bonifatius. Während seiner Amtszeit rief er mehrere Synoden ein und setzte sich besonders in Krisenzeiten für die Menschen ein. Während einer schweren Hungersnot wurde seine Hilfsbereitschaft besonders geschätzt.

Tod und Nachwirkung

Am 4. Februar 856 starb Hrabanus Maurus im Rheingau, vermutlich im „Grauen Haus“ in Oestrich-Winkel. Seine Gebeine wurden zunächst im Albanskloster in Mainz beigesetzt, später jedoch mehrfach verlegt. Sein geistiges Erbe lebt bis heute fort: Seine Werke haben die Theologie, die Liturgie und das Bildungswesen des Mittelalters entscheidend geprägt.

Mit seinem umfassenden Wissen und seiner tiefen Frömmigkeit gilt Hrabanus Maurus als einer der größten Gelehrten des Abendlandes – ein Lehrer Germaniens, dessen Wirken bis in unsere Zeit nachhallt.

 

Der Name des heiligen Blasius klingt auch heute noch wie ein Echo durch die Jahrhunderte. Obwohl über sein Leben nur wenig Gewisses bekannt ist, hat sich seine Verehrung als einer der 14 Nothelfer fest in der christlichen Tradition verankert. Der Bischof von Sebaste, einem Ort im heutigen Armenien, wird nicht nur als Märtyrer der frühen Kirche verehrt, sondern auch als Fürsprecher für die Heilung von Leib und Seele – eine Rolle, die im Blasiussegen ihren Ausdruck findet.

Vom Arzt zum Märtyrer

Blasius soll im 3. Jahrhundert als Arzt tätig gewesen sein, bevor er zum Bischof von Sebaste geweiht wurde. Die Christenverfolgungen der Spätantike zwangen ihn, in eine Höhle zu fliehen. Hier, so erzählt die Legende, lebte er in Einklang mit der Natur: Wilde Tiere, darunter Löwen und Bären, schützten ihn vor Feinden, während Vögel ihn mit Nahrung versorgten. Selbst in dieser Einsiedelei leitete er sein Bistum und setzte seine heilende Tätigkeit fort – nicht nur für Menschen, sondern auch für verletzte Tiere.

Die Märtyrerlegende beschreibt ihn als standhaften Bekenner des Glaubens. Nachdem er von Jägern aufgespürt wurde, brachte man ihn vor den Statthalter Agricola. Blasius weigerte sich, Götterbilder anzubeten, und wurde daraufhin grausam gefoltert. Mit eisernen Wollkämmen – einem Werkzeug, das später zu seinem Attribut wurde – riss man ihm die Haut vom Leib. Schließlich wurde er um das Jahr 316 enthauptet.

Wunder und Legenden

Besonders bekannt ist die Legende, in der Blasius einen Jungen rettet, der eine Fischgräte verschluckt hatte und zu ersticken drohte. Durch sein Gebet wurde das Kind geheilt. Dieses Wunder wurde zur Grundlage des Blasiussegens, der seit dem 16. Jahrhundert fester Bestandteil katholischer Tradition ist.

Eine andere Überlieferung erzählt von einer Frau, deren Schwein von einem Wolf geraubt wurde. Auf Blasius' Gebet hin brachte der Wolf das Tier unversehrt zurück. Zum Dank schlachtete die Frau das Schwein und versorgte Blasius mit Fleisch, Brot und einer Kerze. Diese Kerze gilt als Ursprung des Rituals, zwei gekreuzte Kerzen vor den Hals des Gläubigen zu halten, während der Blasiussegen gesprochen wird.

Der Blasiussegen: Schutz für Leib und Seele

„Auf die Fürsprache des heiligen Blasius bewahre dich der Herr vor Halskrankheiten und allem Bösen.“ Mit diesen Worten wird der Segen gespendet, oft nach der Messe an Mariä Lichtmess und am Festtag des heiligen Blasius am 3. Februar. Die beiden gekreuzten Kerzen, die dabei verwendet werden, symbolisieren nicht nur den Schutz vor Krankheiten, sondern auch den Segen für das ganze Leben.

Der frühere Münsteraner Dompropst Josef Alfers betonte die tiefere Bedeutung des Segens: „Blasius ist kein Zauberer, der Halsleiden verschwinden lässt. Der Blasiussegen macht vielmehr deutlich, dass die Erlösung, die uns Gott verspricht, Leib und Seele meint.“ In einer Welt, die von Schnelllebigkeit und Gesundheitsproblemen geprägt ist, lädt dieser Segen dazu ein, das Leben als Geschenk anzunehmen und achtsam mit der eigenen Gesundheit umzugehen.

Blasius im Heute

Die Bedeutung des heiligen Blasius reicht weit über den liturgischen Rahmen hinaus. Er ist Schutzpatron für Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Weber, Schneider und sogar Musiker. In Dubrovnik, wo ein Teil seiner Reliquien aufbewahrt wird, gilt er als Stadtpatron. In vielen anderen Regionen erinnern Kirchen, Kapellen und sogar Bauernregeln an ihn.

Sein Gedenktag markiert in der bäuerlichen Tradition das Ende des Winters: „St. Blasius ist auf Trab, stößt dem Winter die Hörner ab.“ Auch der Kerzensegen, der früher als Schutz für Menschen, Tiere und Felder galt, hat seinen Ursprung in diesem Tag.

Ein Heiliger für alle Zeiten

Der heilige Blasius bleibt ein Symbol für Heilung und Fürsorge, für die Verbindung von Glauben und Leben. Seine Legenden – mag sie die Historie nicht bestätigen – erzählen von einem Mann, der inmitten von Verfolgung und Leid Hoffnung schenkte. In einer Zeit, in der körperliches und seelisches Wohlbefinden zunehmend wichtig werden, erinnert uns Blasius daran, dass Glaube und Mitgefühl die wahren Heilmittel für die Wunden der Welt sind.

Am 2. Feber feiert die katholische Kirche das Fest der "Darstellung des Herrn", das im Volksmund als "Mariä Lichtmess" bekannt ist. Doch was steckt hinter diesem Hochfest, das Licht, Weihnachten und alte jüdische Rituale miteinander verbindet?

Ein Kind im Tempel: Die Ursprünge des Festes

Die Wurzeln des Festes finden sich im Lukasevangelium. Maria und Josef bringen ihren erstgeborenen Sohn Jesus in den Tempel, wie es das Gesetz Moses verlangt. Dort begegnen sie Simeon und Hanna, zwei alten, gottesfürchtigen Menschen, die im Kind Jesus den lang ersehnten Messias erkennen. Simeons Lobgesang – "Nun lässt du, Herr, deinen Knecht in Frieden scheiden, denn meine Augen haben dein Heil gesehen" – wurde später zum Nachtgebet der Kirche, dem "Nunc dimittis".

Dieses Ereignis birgt doppelte Bedeutung: Einerseits wird Jesus als "Licht, das die Heiden erleuchtet" gepriesen, andererseits markiert der Tag die Reinigung Marias, die nach alttestamentlichem Gesetz 40 Tage nach der Geburt eines Sohnes als abgeschlossen galt.

Lichterprozessionen und der Ursprung von "Mariä Lichtmess"

Bereits im 4. Jahrhundert wurde das Fest in Jerusalem gefeiert, zunächst als "Fest der Begegnung". Es entwickelte sich zur Tradition, dass Gläubige mit Kerzen Christus symbolisch entgegengingen – inspiriert vom Lobgesang des Simeon und den Berichten des Palmsonntags.

Im Westen entstand der Brauch, die Kerzen zu segnen, die im Kirchenjahr verwendet werden. Daraus leitet sich der Name "Mariä Lichtmess" ab. Die Lichtsymbolik betont, dass Jesus als das Licht der Welt gekommen ist, ein Bezug, der auch den Übergang von der Weihnachtszeit zur Alltagsliturgie markiert.

Jesus und Maria – zwei Perspektiven

Das Fest bewegt sich zwischen zwei Schwerpunkten: der "Darstellung Jesu im Tempel" und der "Reinigung Mariens". Die Ostkirche legt den Fokus auf die Begegnung Jesu mit seinem Volk, symbolisiert durch Simeon und Hanna. Im Westen hingegen wurde lange Zeit die Reinigung Mariens hervorgehoben, weshalb das Fest auch als "Purificatio Mariae" bekannt war. Erst durch die Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils wurde der Schwerpunkt wieder stärker auf Jesus als Mittelpunkt des Festes gelegt.

Weihnachten klingt nach: Das Licht der Welt

Obwohl der Weihnachtsfestkreis offiziell mit der Taufe des Herrn Mitte Jänner endet, erinnert "Darstellung des Herrn" noch einmal an die Geburt Jesu. Simeons Worte vom Licht, das die Welt erleuchtet, schlagen eine Brücke zwischen Weihnachten und dem Alltag. Manche Gemeinden und Orden lassen ihre Weihnachtskrippen und Christbäume bis zum 2. Feber stehen – ein stilles Echo der festlichen Zeit.

Von Kerzen bis Knechten: Die weltliche Dimension

Neben seiner liturgischen Bedeutung hatte "Lichtmess" auch in der Wirtschaft eine Rolle. Bis ins 19. Jahrhundert markierte der Tag in der Landwirtschaft den Abschluss des Wirtschaftsjahres: Knechte und Mägde erhielten ihren Lohn, wechselten oft ihre Arbeitsstellen und genossen ein paar freie Tage. Auch Handwerker legten an diesem Tag ihr Kunstlicht nieder, da die Tage wieder länger wurden.

Fazit: Ein Fest zwischen Tradition und Moderne

"Darstellung des Herrn" verbindet alte jüdische Rituale, die Botschaft von Weihnachten und die Lichtsymbolik zu einem vielschichtigen Hochfest. Die Begegnung Jesu mit Simeon und Hanna erinnert an die Hoffnung auf Erlösung, während die Kerzen uns auf das Licht verweisen, das durch Christus in die Welt gekommen ist. Dieses Fest ist nicht nur ein Schlussakkord der Weihnachtszeit, sondern auch ein Neubeginn voller Licht und Hoffnung.

Herkunft und Jugend

Die heilige Agnes stammte aus einer römischen Adelsfamilie und lebte in einer Zeit, als Christenverfolgungen unter den Kaisern Valerian oder Diokletian an der Tagesordnung waren. Bereits als junges Mädchen zeichnete sich Agnes durch außergewöhnliche Glaubensstärke aus. Im Alter von zwölf oder dreizehn Jahren widerstand sie der Werbung des Sohnes des römischen Präfekten, da sie sich in einem spirituellen Gelübde Jesus Christus versprochen hatte.

Prozess und Verfolgung

Agnes wurde vor Gericht gestellt, wo sie unbeirrt an ihrem Glauben und ihrer Entscheidung festhielt. Da das römische Recht die Hinrichtung von Jungfrauen verbot, befahl man, sie zu entkleiden und der Schande der Vergewaltigung auszusetzen. Doch der Legende nach wurde ihr Körper durch ihr langes Haar bedeckt und ein wundersames Licht erstrahlte um sie herum. Als der Sohn des Präfekten versuchte, sie zu entehren, wurde er von einem bösen Geist getötet. Agnes' Gebet brachte ihn jedoch ins Leben zurück, was zu weiteren Anklagen gegen sie führte.

Martyrium und Tod

Der Präfekt, der sich dem Urteil nicht stellen wollte, verließ Rom, und ein anderer Richter ließ Agnes auf dem Scheiterhaufen verbrennen. Doch die Flammen wichen von ihr zurück. Schließlich wurde sie mit einem Schwert enthauptet, wie es bei der Schlachtung von Lämmern üblich war. Diese Darstellung führte zur ikonografischen Verbindung von Agnes mit einem Lamm, ein Symbol für Reinheit und Opferbereitschaft.

Verehrung und Relikte

Agnes' Märtyrium fand vermutlich im Circus Agonalis, dem Stadion Kaiser Domitians, statt. Über dieser Stelle wurde später die prächtige Basilika Sant'Agnese in Agone an der Piazza Navona errichtet. Ihre Reliquien ruhen in der Kirche Sant'Agnese fuori le mura, die über den Katakomben an der Via Nomentana erbaut wurde. Diese Kirche, die von Papst Honorius zwischen 625 und 630 errichtet wurde, beherbergt auch einen Silberschrein mit ihren Gebeinen.

Religiöse Bedeutung und Brauchtum

Agnes wird in der römisch-katholischen, orthodoxen, anglikanischen und amerikanisch-lutherischen Kirche am 21. Januar als Heilige verehrt. Sie ist die Schutzpatronin der Jungfrauen, Verlobten und der Keuschheit. Der Kirchenvater Ambrosius von Mailand lobte in seinen Schriften ihre außergewöhnliche Schönheit und Glaubensstärke. Im Rahmen des traditionellen Brauchtums segnet der Papst an ihrem Gedenktag zwei Lämmer, deren Wolle für die Herstellung der Pallien verwendet wird.

Historische Unsicherheiten

Obwohl keine gesicherten historischen Berichte über Agnes existieren, lebt ihre Geschichte in der christlichen Tradition weiter. Ihr Name, der "die Reine" bedeutet, spiegelt vermutlich ihre Wesensart wider, und die Berichte über ihr Leben und Martyrium wurden von Generation zu Generation weitergegeben.

Bauernregeln und kulturelle Einflüsse

Agnes' Gedenktag ist auch mit zahlreichen Bauernregeln verbunden, die Wetter und Erntevorhersagen betreffen. Beispielsweise heißt es: „Scheint zu Agnes die Sonne, wird später die Ernte zur Wonne.“ Diese kulturellen Überlieferungen unterstreichen die anhaltende Bedeutung der Heiligen im ländlichen Brauchtum.

Die Kirche St. Agnes in Köln trägt ihren Namen und hat zur Benennung des Kölner Agnesviertels beigetragen, ein weiteres Zeichen für die tief verwurzelte Verehrung der heiligen Agnes in verschiedenen Teilen der Welt.

Sebastian von Mailand, ein Name, der seit dem 3. Jahrhundert untrennbar mit Glaubensfestigkeit und Leidensbereitschaft verbunden ist, hat im Lauf der Jahrhunderte zahlreiche Rollen angenommen. Seine Transformation von einem Märtyrer der frühen Christenverfolgungen zu einer vielschichtigen Figur der Kunst, Kultur und sogar der queeren Bewegung ist bemerkenswert und erzählt eine Geschichte, die weit über die Grenzen der Kirche hinausreicht.

Ein Märtyrer des Glaubens

Sebastian war ein angesehener Hauptmann der Prätorianergarde am Hofe der römischen Kaiser Diokletian und Maximilian. Trotz seines militärischen Erfolgs verbarg er seine christliche Überzeugung nicht, sondern nutzte seine Stellung, um verfolgten Christen beizustehen und selbst Mitglieder der römischen Oberschicht zu bekehren. Als seine wahre Gesinnung ans Licht kam, wurde er vom Kaiser vor Gericht gestellt und zum Tode durch Pfeile verurteilt. Obwohl er diesen qualvollen Angriff überlebte, wagte er es, den Kaiser erneut öffentlich zu konfrontieren. Dieses zweite Martyrium führte schließlich zu seinem endgültigen Tod durch Geißelung.

Sebastians Tod und die Legenden um sein Martyrium begründeten seinen frühen Kult. Bereits im 4. Jahrhundert wurde ihm eine Basilika über seinem Grab errichtet, was seine Bedeutung als dritter Schutzpatron Roms nach Petrus und Paulus unterstreicht.

Der Aufstieg zum Pestheiligen

Im Mittelalter erfuhr der Kult um den heiligen Sebastian eine neue Dimension. Die Pest, oft als göttliche Strafe interpretiert, suchte Europa heim, und die Gläubigen suchten Schutz und Heilung bei Sebastian. Seine Darstellung als Überlebender von Pfeilen, die Seuchen symbolisierten, machte ihn zur Hoffnungsträger gegen die Pest. Berichte von wundersamen Heilungen trugen zur Verbreitung seines Kultes bei, und die Kunst der Renaissance begann, ihn als schönen, unversehrten jungen Mann zu inszenieren – ein Abbild körperlicher Vollkommenheit, das Heilung und Gnade versprach.

Eine neue Ikone entsteht

Im 19. Jahrhundert wandelte sich Sebastians Bild erneut. Die homoerotische Ästhetik seiner Darstellung in der Renaissance fand Anklang bei homosexuellen Künstlern und Intellektuellen. Seine anmutige Darstellung im Leiden bot eine Projektionsfläche für die schmerzvollen Erfahrungen von Diskriminierung und Unterdrückung. Dichter wie August von Platen und später auch Oscar Wilde identifizierten sich mit Sebastian als einem Symbol des leidenschaftlichen, jedoch gesellschaftlich geächteten Begehrens.

Sebastian und die AIDS-Bewegung

In den 1980er Jahren, während der AIDS-Krise, wurde Sebastian zu einer zentralen Figur für Aktivisten und Künstler, die die Stigmatisierung und den Ausschluss von HIV-positiven Menschen anprangerten. Künstler wie David Wojnarowicz nutzten die Ikone Sebastian, um die gesellschaftliche Grausamkeit gegenüber AIDS-Kranken zu kritisieren. Seine Werke, in denen er Sebastian als Protestfigur einsetzte, sind heute bedeutende Zeugnisse einer Zeit, in der Krankheit und Ausgrenzung eine ganze Generation prägten.

Die Kirche und die moderne Rezeption

Die katholische Kirche steht dem modernen Bild Sebastians weitgehend distanziert gegenüber. Die queere Rezeption und die Rolle Sebastians in der Kunst und Aktivismus werden oft nur am Rande erwähnt. Doch gerade in diesen neuen Kontexten lebt die Figur des heiligen Sebastian weiter – als Symbol für den Kampf gegen Ungerechtigkeit, für Heilung und für die Freiheit, seine Identität zu leben.

Ein Fazit
Der heilige Sebastian, einst ein Märtyrer des frühen Christentums, hat sich zu einer vielschichtigen Symbolfigur gewandelt. Er steht nicht nur für Glaubensfestigkeit, sondern auch für die universellen Kämpfe um Akzeptanz, Identität und Gerechtigkeit. Sebastians Geschichte ist eine Erzählung von Transformation, die zeigt, wie sich religiöse Figuren in einem neuen Licht und Kontext neu interpretieren lassen.

Am 17. Jänner wird in ganz Österreich der 25. „Tag des Judentums“ begangen. Dieser Tag soll nicht nur das Christentum in seiner tiefen Verwurzelung im Judentum würdigen, sondern auch dazu anregen, die historische Verbindung zwischen den beiden Religionen bewusst zu reflektieren. Besonders im Kontext von Gottesdiensten und weiteren Veranstaltungen wird auf das gemeinsame Erbe und den Dialog zwischen den Glaubensgemeinschaften hingewiesen.

Ein Gedenktag mit historischer Bedeutung

Der „Tag des Judentums“ wurde erstmals im Jahr 2000 vom Ökumenischen Rat der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) eingeführt. Dieser Tag zielt darauf ab, den Christen das Bewusstsein für ihre Wurzeln im Judentum zu stärken und die gemeinsame Weggemeinschaft zu betonen. Besonders im Fokus steht dabei auch die kritische Auseinandersetzung mit dem Unrecht, das jüdischen Menschen und ihrem Glauben in der Geschichte widerfahren ist. Der Gedenktag geht auf die Zweite Europäische Ökumenische Versammlung von 1997 in Graz zurück und wird mittlerweile auch in anderen Ländern wie Italien, Polen und den Niederlanden gefeiert.

Veranstaltungen in ganz Österreich

Der „Tag des Judentums“ wird durch eine Vielzahl an Gottesdiensten und Veranstaltungen im ganzen Land begangen. Ein zentraler Gottesdienst wird am 17. Jänner um 18 Uhr in der katholischen Ruprechtskirche in Wien gefeiert. Dieser wird vom ÖRKÖ in Zusammenarbeit mit dem Koordinierungsausschuss für christlich-jüdische Zusammenarbeit ausgerichtet. Die Zeremonie steht unter dem Motto: „Du zeigst mir den Weg zum Leben. Dort, wo du bist, gibt es Freude in Fülle; ungetrübtes Glück hält deine Hand ewig bereit“, ein Zitat aus den Psalmen.

Ökumenische Beteiligung und interreligiöse Kooperation

An diesem besonderen Gottesdienst werden zahlreiche Vertreter der verschiedenen christlichen Konfessionen sowie der syrisch-orthodoxen und griechisch-orthodoxen Kirchen teilnehmen. Zu den Mitwirkenden gehören unter anderem der katholische Kirchenrektor P. Alois Riedlsperger, der ÖRKÖ-Vorsitzende Bischof Tiran Petrosyan und evangelische Superintendent Matthias Geist. Die Predigt wird von der altkatholischen Bischöfin Maria Kubin gehalten. Auch Vertreter der Anglikanischen Kirche sowie der Griechisch-Orthodoxen Kirche werden ihren Beitrag leisten.

Ein symbolischer Auftakt für die Gebetswoche

Der „Tag des Judentums“ fällt bewusst in die Zeitspanne der „Woche der Gebetswoche für die Einheit der Christen“ (18. bis 25. Jänner). Diese Nähe zum Beginn der Gebetswoche betont die Bedeutung des gemeinsamen Dialogs und des Strebens nach Einheit unter den christlichen Kirchen, die alle ihre Wurzeln im Judentum haben. Damit ist der „Tag des Judentums“ auch ein symbolischer Auftakt für die weltweite Gebetswoche, die den interchristlichen Dialog fördert und auf die Notwendigkeit einer geeinten Christenheit hinweist.

Radioübertragung und breitere Reichweite

Der zentrale Gottesdienst in der Ruprechtskirche wird auch von Radio Maria übertragen, um eine breitere Öffentlichkeit zu erreichen. Dadurch wird das Ereignis nicht nur den Teilnehmenden vor Ort zugänglich gemacht, sondern auch all jenen, die über den Rundfunk daran teilhaben möchten.

Der „Tag des Judentums“ stellt somit einen wichtigen Meilenstein in der christlich-jüdischen Beziehung und im interreligiösen Dialog dar. Die Kirchen in Österreich setzen damit ein Zeichen der Erinnerung, der Versöhnung und der Hoffnung für eine gemeinsame Zukunft.

Quelle: kathpress, redigiert durch ÖA

Antonius der Große, geboren um 250 in Kome, Mittelägypten, ist eine der markantesten Persönlichkeiten des frühen Christentums. Schon in jungen Jahren hörte er den Ruf des Evangeliums und entschloss sich, dem radikalen Leben eines Einsiedlers zu folgen. Von den Worten des Matthäusevangeliums „Wenn du vollkommen sein willst, geh, verkauf deinen Besitz und gib ihn den Armen“ inspiriert, gab Antonius sein Vermögen auf, sorgte für seine Schwester und zog sich in die Wüste zurück, um in Armut und Askese zu leben.

Die Dämonen der Wüste und die Herausforderung des Geistes

In der Einsamkeit der Wüste fand Antonius sich nicht nur im Kampf gegen die körperlichen Entbehrungen, sondern auch gegen Dämonen und Versuchungen, die ihn immer wieder heimsuchten. Diese Prüfungen prägten seinen Ruf als Symbol der Standhaftigkeit und spirituellen Tiefe. Athanasius, sein Freund und Biograph, schilderte ihn als einen Mann, der durch seinen festen Glauben und seine unerschütterliche Hingabe sowohl die Nähe zu Gott als auch zu den Menschen suchte.

Doch Antonius’ Einfluss reichte weit über die Wüste hinaus. Aufgerufen, um den verfolgten Christen in Alexandria beizustehen, und später um gegen die arianische Häresie zu predigen, war er tief in die religiösen und politischen Geschehnisse seiner Zeit eingebunden.

Das Erbe des Antonius: Klöster und Orden

Antonius gilt nicht nur als geistlicher Mentor, sondern auch als Begründer des christlichen Mönchtums. Zahlreiche Gläubige fanden sich um ihn und bildeten die erste klösterliche Gemeinschaft, die von seinem Beispiel geprägt wurde. Der von ihm inspirierte Antoniterorden widmete sich besonders der Krankenpflege und war für seine Freilaufenden Schweine bekannt – ein Symbol, das eng mit Antonius' Verehrung verknüpft wurde. Der Orden, der sich später auch als Schutzpatron gegen das „Antonius-Feuer“, eine schmerzhafte Pestkrankheit, etablierte, trug dazu bei, Antonius als einen universellen Heiligen zu verehren.

Antonius' Verehrung: Ein weitreichendes Erbe

Schon im 5. Jahrhundert begann die Verehrung des Heiligen in Europa. Seine Reliquien wurden im Jahr 561 nach der Entdeckung seines vermeintlichen Grabes in Alexandria nach Konstantinopel überführt, später nach Südfrankreich und dann in die Kathedrale von Arles. Auch in der Dauphiné und in La-Motte-aux-Bois – dem heutigen St-Antoine-l'Abbaye – wurde seine Verehrung weiter ausgebaut, als dort eine Laienbruderschaft gegründet wurde, die Pilger versorgte und in Antonius ihr Vorbild sah. Diese Verehrung nahm besonders im Mittelalter mit dem Aufschwung der Antoniterbruderschaft Fahrt auf. Der Orden, dessen Ordenszeichen das T-förmige Kreuz ist – ein Symbol für Antonius‘ Krücke und seine Kämpfe gegen die Dämonen – wurde zu einem bedeutenden Bestandteil des religiösen Lebens.

Ein Heiliger für alle

Antonius wird bis heute als Symbol der Standhaftigkeit, des Glaubens und der Opferbereitschaft verehrt. Als Patron von Haustieren, besonders von Schweinen, wird er in vielen Regionen als Schutzheiliger gefeiert. Die volkstümliche Verehrung bringt auch heute noch Bräuche hervor, wie etwa die traditionelle Weihe von Haustieren, die in vielen katholischen Kirchen abgehalten wird. Besonders in Italien und Österreich wird der „Antonius-Schwein“ als Symbol der Wohltätigkeit und der Sorge um die Armen gepflegt. In Österreich war es üblich, dass das Schwein, das von der Dorfgemeinschaft versorgt wurde, zum Fest von Antonius geschlachtet und das Fleisch an Bedürftige verteilt wurde.

Neben seinem Schutz für Tiere war Antonius auch ein Heiler, dem eine Vielzahl von Krankheiten zugeschrieben wurde, darunter Lepra, Pest, Syphilis, Hautkrankheiten und sogar Kopfschmerzen. Überall, wo seine Reliquien zu finden sind, wird er als Helfer in der Not verehrt – im Westen als Wunderheiler, im Osten als frommer Mönch.

Von der Kunst bis zur Landwirtschaft: Antonius als kulturelle Ikone

Nicht nur in religiösen Kontexten lebt das Erbe des Heiligen fort, sondern auch in der Kunst und der Landwirtschaft. So wird Antonius oft mit den Attributen des T-förmigen Kreuzes, einem Schwein und einer Bettlerglocke dargestellt – Symbole, die seine Hingabe, seine Kämpfe und seine Fürsorge für die Armen verkörpern. Auch die Bauernregeln wie „Große Kälte am Antoniustag, manchmal nicht lange halten mag“ zeugen von seiner tiefen Verwurzelung im Volksglauben.

Die Verehrung Antonius' bleibt ein bedeutendes kulturelles Erbe, das über die Jahrhunderte hinweg weitergegeben wurde – sei es durch religiöse Bräuche, die Verehrung seiner Reliquien oder die vielfältigen Darstellungen in der Kunst. Noch heute wird er als universeller Heiliger gefeiert, dessen Leben und Taten eine bleibende Quelle der Inspiration für Gläubige auf der ganzen Welt darstellen.

Der Name „Silvester“ steht für das festliche Ende eines Jahres – und für den Heiligen Papst Silvester I., dessen Gedenktag am 31. Dezember gefeiert wird. Doch wer war dieser Papst, der trotz begrenztem historischem Einfluss eine solch zentrale Rolle im Jahreswechsel einnimmt?

Ein Papst der Wendezeit

Silvester I. lebte in einer der bedeutendsten Umbruchphasen der Kirchengeschichte. Geboren in Rom um die Mitte des 3. Jahrhunderts, erlebte er die letzten großen Christenverfolgungen unter Kaiser Diokletian. Trotz der Gefahr bekannte sich Silvester offen zum Christentum, was ihn zeitweise ins Exil zwang. Seine Wahl zum Papst am 31. Januar 314 fiel in eine Epoche, die von der sogenannten Konstantinischen Wende geprägt war. Die Mailänder Vereinbarung von 313 markierte das Ende der Christenverfolgung und schuf die Grundlage für eine christenfreundliche Politik im Römischen Reich.

Während seiner mehr als zwanzigjährigen Amtszeit profitierte Silvester von diesen Entwicklungen, errichtete zahlreiche Kirchen – darunter den Vorgängerbau des heutigen Petersdoms – und konsolidierte die Position der Kirche. Allerdings hielt er sich aus zentralen kirchenpolitischen Entscheidungen wie dem Konzil von Nicäa (325) heraus. Sein Einfluss blieb im Vergleich zu anderen Zeitgenossen begrenzt.

Legenden und Geschichten: Der Mythos Silvester

Silvesters heutiger Ruhm basiert weniger auf seinen historischen Taten als auf Legenden, die sich um seine Person ranken. Eine der bekanntesten Überlieferungen beschreibt, wie er den römischen Kaiser Konstantin von einer schweren Krankheit heilte und taufte. Zum Dank soll Konstantin ihm das „Patrimonium Petri“ geschenkt haben, das Fundament des späteren Kirchenstaates. Obwohl historisch widerlegt, nährten solche Geschichten Silvesters Ansehen über Jahrhunderte hinweg.

Andere Legenden erzählen, wie Silvester einen römischen Statthalter während der Christenverfolgungen vor dem Erstickungstod rettete und zum Christentum bekehrte. Diese Geschichten festigten sein Bild als standhafter Verteidiger des Glaubens.

Silvester und der Jahreswechsel: Eine besondere Verbindung

Warum wird Silvesters Gedenktag am 31. Dezember gefeiert? Sein Todestag, der 31. Dezember 335, fällt seit Jahrhunderten mit dem traditionellen Jahresende zusammen. Diese zeitliche Koinzidenz machte ihn zum Patron des Jahreswechsels. In früheren Jahrhunderten war dieser Tag besonders mit Bitten um Schutz und Segen für das kommende Jahr verbunden – eine Bedeutung, die bis heute in Feuerwerken und Neujahrswünschen fortlebt.

Die Entwicklung des Kalenders und das Datum des Neujahrs

Der heutige Jahreswechsel hat seine Wurzeln in der Kalenderreform von Julius Cäsar im Jahr 45 v. Chr. Cäsar verlegte den Jahresbeginn vom 1. März auf den 1. Jänner und schuf den Julianischen Kalender, der später von Papst Gregor XIII. reformiert wurde. Erst Papst Innozenz XII. legte 1691 den christlichen Jahresanfang endgültig auf den 1. Januar fest, womit der Neujahrstag heute weltweit gefeiert wird.

Für die katholische Kirche trägt der 1. Januar eine doppelte Bedeutung: Er ist nicht nur der Beginn des neuen Jahres, sondern auch das Hochfest der Gottesmutter Maria und – seit 1967 – der Weltfriedenstag, eingeführt von Papst Paul VI.

Silvester heute: Patron eines weltweiten Festes

Millionen Menschen feiern den Jahreswechsel, ohne die religiösen Ursprünge des Festes zu kennen. Doch der Name „Silvester“ erinnert daran, dass der letzte Tag des Jahres einem Heiligen gewidmet ist, der als Patron des guten Neuanfangs und der Fülle gilt. Seine Verehrung reicht weit über die Grenzen der Kirche hinaus und verbindet die Feierlichkeiten mit einer tiefen historischen und spirituellen Dimension.

Ob Feuerwerk, festliche Mahlzeiten oder Neujahrsvorsätze – Silvester bleibt ein Tag, der Vergangenheit und Zukunft miteinander verknüpft, Hoffnung und Erinnerung vereint.

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