In einer Welt, die von Kriegen und Konflikten zerrüttet ist, erhebt Papst Franziskus seine Stimme aus ungewohnter Umgebung. Aus der römischen Gemelli-Klinik heraus, in der er sich derzeit in medizinischer Behandlung befindet, richtete er ein eindringliches Schreiben an die italienische Tageszeitung Corriere della Sera. Der Inhalt: ein leidenschaftliches Plädoyer für Abrüstung, Diplomatie und eine verantwortungsvolle Medienkultur.
"Wir müssen das Reden abrüsten, das Denken abrüsten, die ganze Erde abrüsten", so der Pontifex in seinem an Chefredakteur Luciano Fontana gerichteten Brief. Seine Worte durchziehen ein tiefes Bewusstsein für die Notwendigkeit des Friedens. Er betont, dass eine friedvolle Zukunft nur durch "Nachdenken, innere Ruhe und ein Verständnis für die Komplexität der Welt" erreichbar sei. Krieg hingegen bringe nichts als Zerstörung – er vernichte Gesellschaften, verwüste die Umwelt und löse keine Konflikte.
In einer deutlichen Mahnung richtet sich Franziskus an die internationale Gemeinschaft: Diplomatie und globale Institutionen müssten gestärkt und belebt werden. Ohne sie fehle es der Welt an den notwendigen Instrumenten zur friedlichen Konfliktbewältigung. Besonders die Medien und ihre Verantwortung im gesellschaftlichen Diskurs stehen im Fokus seiner Kritik. Worte seien nicht bloße Aussagen, sondern Taten, die eine soziale Realität schaffen. Sie könnten verbinden oder trennen, der Wahrheit dienen oder sie manipulieren. "Es ist entscheidend, Worte zu entschärfen, um sowohl die Gedanken als auch die Erde selbst zu entschärfen", so der Papst.
Neben der Diplomatie sieht er auch die Religionen in der Pflicht, Frieden zu stiften. Sie sollten sich, so Franziskus, "auf die Spiritualität der Völker stützen", um den Wunsch nach Gerechtigkeit, Geschwisterlichkeit und Hoffnung auf Frieden neu zu entfachen. Dies verlange jedoch "Engagement, Arbeit, Schweigen und Worte" – ein behutsames, aber entschiedenes Wirken für eine bessere Welt.
Persönlich reflektiert der Papst in seinem Schreiben über die eigene Verwundbarkeit angesichts seiner gesundheitlichen Situation. "Die menschliche Zerbrechlichkeit macht uns klarer bewusst, was wirklich bleibt und was vergeht, was Leben fördert und was es zerstört." Gerade diese Erkenntnis lasse ihn den Wahnsinn des Krieges umso deutlicher sehen. Die Gesellschaft neigt dazu, Gebrechlichkeit zu meiden, doch gerade sie sei es, die uns zum Nachdenken zwinge: Über unsere Entscheidungen, unser Handeln und die Richtung, die wir als Gemeinschaft eingeschlagen haben.
Mit seinen Worten aus der Klinik formuliert Franziskus keinen resignierten Appell, sondern einen leidenschaftlichen Weckruf. Inmitten globaler Unsicherheit erinnert er die Welt daran, dass Frieden keine Selbstverständlichkeit ist – sondern eine bewusste Entscheidung.
Quelle: kathpress, redigiert durch ÖA