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Papst Franziskus zurück im Vatikan: Ein Neubeginn unter besonderen Vorzeichen

Der Vatikan Der Vatikan Bild: Marie Schneider auf Pixabay

Nach mehr als fünf Wochen in der römischen Gemelli-Klinik ist Papst Franziskus am Sonntag in den Vatikan zurückgekehrt. Sein Genesungsweg bleibt jedoch anspruchsvoll: Eine zweimonatige Rekonvaleszenz unter strenger ärztlicher Aufsicht liegt vor ihm. Doch mit der Rückkehr in die eigenen Mauern beginnt für das Kirchenoberhaupt nicht nur eine Phase der Erholung, sondern auch eine neue Etappe seines Pontifikats.

Ein symbolischer Abschied von der Klinik

Die Nachricht kam schneller als erwartet: Am Samstag verkündeten die behandelnden Ärzte, dass der Papst bereit sei, das Krankenhaus zu verlassen. Nur einen Tag zuvor hatte der einflussreiche Kardinal Victor Fernandez bereits "Überraschungen" angekündigt und von der stabilen Verfassung des Pontifex berichtet. Die Entscheidung zur Entlassung fiel nicht zuletzt aus medizinischen Gründen – in der Klinik war das Risiko einer Infektion hoch, und so wurde sein Genesungsprozess in die sichereren Mauern des Vatikans verlagert.

Ein letzter Halt in Santa Maria Maggiore

Bevor Franziskus in den Vatikan zurückkehrte, steuerte sein Fahrzeug einen symbolträchtigen Ort an: die Marienkirche Santa Maria Maggiore. Traditionell betete er dort vor der Marienikone, doch diesmal verzichtete er darauf und ließ stattdessen einen Blumenstrauß durch Kardinal Rolandas Makrickas niederlegen. Ein Zeichen seiner weiterhin eingeschränkten Kräfte, aber auch ein Akt der Dankbarkeit für die Genesung.

Eine neue Phase des Pontifikats

Die kommenden Monate werden zeigen, wie sich das Pontifikat unter diesen neuen Bedingungen gestaltet. Der 88-jährige Papst muss sich an strikte Vorgaben halten: wenig sprechen, keine größeren Menschenansammlungen, viele Ruhephasen. Dennoch dürfte er nicht zurückweichen. Schon in früheren gesundheitlichen Krisen hat er sich neu erfunden – etwa als "Papst im Rollstuhl" im Jahr 2021. Nun wird spekuliert, ob er seine Amtsführung weiter anpassen und verstärkt auf ein Team aus Kardinälen setzen wird.

Besonders spannend bleibt die Rolle seines Vertrauten Kardinal Fernandez. Wird Franziskus eine neue Form der Mitsprache etablieren und seine Reformideen auch innerhalb der Kurie durchsetzen? Der neunköpfige Kardinalsrat, der bereits die Verwaltungsreform des Vatikans vorangetrieben hat, könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen.

Herausforderungen und offene Fragen

Neben der eigenen Gesundheit stehen für Franziskus drängende Fragen an. Die Finanzlage des Vatikans ist angespannt – der Papst hat selbst eingeräumt, dass Pensionszahlungen für Angestellte gefährdet sind. Erste Maßnahmen zur Neustrukturierung der Finanzen wurden bereits im Krankenhaus getroffen, doch deren Erfolg bleibt abzuwarten.

Zudem geht die innerkirchliche Reformdebatte weiter. Themen wie die Rolle der Frau in der Kirche und die Möglichkeit eines offeneren Zugangs zum Priesteramt harren noch immer einer Entscheidung. Franziskus hat den Diskussionsprozess um drei Jahre verlängert – vielleicht ist nun der Moment für neue Impulse gekommen.

Ein Papst zwischen Schwäche und neuem Rückenwind

Die schwere Erkrankung hat nicht nur Fragen zur Zukunft des Pontifikats aufgeworfen, sondern dem Papst auch eine Welle der Unterstützung eingebracht. Von Reformbefürwortern bis hin zu konservativen Kreisen wurde für seine Genesung gebetet, der Respekt für seine Lebensleistung ist gewachsen. Dieses neu gewonnene Vertrauen könnte ihm Rückenwind für kommende Entscheidungen geben.

Doch mit der körperlichen Schwäche wächst auch die Gefahr, dass sich ein enger Zirkel aus Beratern bildet, der zunehmend in seinem Namen spricht – ein Muster, das man bereits aus der späten Amtszeit Johannes Pauls II. kennt. Ob Franziskus es schafft, diesen Prozess zu verhindern und weiterhin selbst die Weichen zu stellen, wird sich in den kommenden Monaten zeigen.

Eines ist jedoch sicher: Die Zeit der großen Überraschungen ist noch nicht vorbei.

Quelle: kathpress, redigiert durch ÖA