Am 15. August hält Österreich inne. Glocken klingen, Kräutersträuße werden gebunden, und in vielen Kirchen duftet es nach Sommerwiesen. Mariä Himmelfahrt – ein Hochfest mit tiefen Wurzeln, das Glauben und Tradition miteinander verwebt. Aber was steckt dahinter, und warum ist dieser Tag für so viele Menschen so besonders?
Was wird zu Mariä Himmelfahrt gefeiert?
Mariä Himmelfahrt, offiziell das Hochfest der Aufnahme Marias in den Himmel, erinnert an den Glauben, dass Maria nach ihrem Tod mit Leib und Seele in die Herrlichkeit Gottes aufgenommen wurde. Die Bibel schweigt darüber, doch Papst Pius XII. erklärte 1950 diese Überzeugung feierlich zum Dogma – und setzte damit ein deutliches Zeichen: Maria ist nicht nur die Mutter Jesu, sondern auch ein Vorbild und eine Fürsprecherin, die den Gläubigen besonders nahe ist.
Ursprung und Entwicklung des Festes
Seinen Anfang nahm das Fest in der Ostkirche, wo es schon im Jahr 431 gefeiert wurde – damals noch eng mit der Vorstellung von Marias „Entschlafung“ verbunden. Im Westen fand es im 7. Jahrhundert seinen Platz im Kirchenjahr und wurde Schritt für Schritt zu einem der wichtigsten Marienfeste. Spätestens seit dem Konzil von Trient im 16. Jahrhundert ist es aus dem katholischen Jahreskreis nicht mehr wegzudenken.
Brauchtum und Traditionen
Wenn an Mariä Himmelfahrt Kräutersträuße gesegnet werden, steckt mehr dahinter als ein hübscher Brauch. Die Kräuter – oft sieben, manchmal auch deutlich mehr – gelten als Segensträger. Man hängt sie ins Haus, bewahrt sie im Herrgottswinkel oder gießt sie im Krankheitsfall mit Wasser zu Tee auf. Die Wurzeln dieser Tradition reichen weit zurück: einer Legende nach fanden die Apostel im Grab Marias keine sterblichen Überreste, sondern Blumen und wohlriechende Kräuter.
Mancherorts wird das Fest sogar zu Wasser gefeiert. Bei den Schiffsprozessionen am Wörthersee oder Bodensee gleitet die Muttergottesstatue über das Wasser, begleitet von Gesängen, Kerzenschein und dem leisen Plätschern der Wellen.
Auch in der St. Georgs-Kathedrale ist der 15. August fest im Kalender "verankert": Die Messe beginnt um 10 Uhr, und wer will, kann seine gesegneten Kräuter mit nach Hause nehmen – ein gesegnetes Stück Sommer, das bis in den Winter hinein wirkt.
Ein Feiertag mit tiefen Wurzeln
In Österreich und Liechtenstein ist Mariä Himmelfahrt ein gesetzlicher Feiertag. Auch in Teilen Deutschlands, der Schweiz und vielen anderen katholischen Regionen ruht an diesem Tag die Arbeit. In Italien fällt er mit „Ferragosto“ zusammen – einem Tag, der gleichzeitig kirchlich und lebensfroh ist, und an dem in Rom das öffentliche Leben fast zum Stillstand kommt.
Die Bedeutung in Ost- und Westkirche
Während die katholische Kirche die leibliche Aufnahme Mariens in den Himmel betont, spricht die Ostkirche von ihrer „Entschlafung“. In der orthodoxen Tradition steht Maria als „Allerheiligste“ im Mittelpunkt – eine Heilige, deren Seele unmittelbar nach dem Tod ins Paradies aufgenommen wurde. Die körperliche Aufnahme ist dort weniger zentral, verliert aber nicht ihre Strahlkraft.
Maria Himmelfahrt oder Mariä Himmelfahrt?
Wer es genau nimmt, sagt „Mariä Himmelfahrt“. Das „ä“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet „die Himmelfahrt von Maria“. Die modernere Variante „Maria Himmelfahrt“ liest und hört man zwar öfter, doch die traditionelle Form trägt Geschichte und Theologie in sich – fast wie ein kleiner Sprachschatz, den man nicht verlieren sollte.
Mariä Himmelfahrt ist ein Tag, an dem der Himmel ein Stück näher rückt. Es ist ein Fest, das Glaube, Natur und Gemeinschaft miteinander verbindet – und das mit Ritualen wie der Kräutersegnung oder Prozessionen bis heute lebendig gehalten wird. Wer an diesem Tag eine Kirche betritt oder an einer Feier teilnimmt, spürt: Hier geht es nicht nur um eine jahrhundertealte Tradition, sondern um etwas, das Menschen miteinander und mit ihrem Glauben verbindet – und das den August jedes Jahr in einen besonderen Tag verwandelt.
Quellen: Maria Himmelfahrt - Bedeutung des Feiertags | Vivat! Magazin, Brauchtum: Kräutersegnungen zu Mariä Himmelfahrt