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Ein Bericht von Hptm Prof. Mag. Serge Claus, Pressereferent   
 
Am 21. Februar 2008 lud Mag. Christian Werner, Militärbischof für Österreich, zu einem feierlichen Requiem in die St. Georgskathedrale der Theresianischen Militärakademie zu Wiener Neustadt im Gedenken an Militärbischof Dr. Alfred Kostelecky und Militärdekan Prälat Alfred Hahn, das von Militärdekan Mag. Siegfried Lochner zelebriert wurde. Der Kirchenchor der Wiener Pfarre Mariahilf unter der Leitung von François Pierre Descamps sang zur Freude aller Besucher das wunderschöne Requiem von Gabriel Fauré. Das Bürgerkorps der Statutarstadt nahm auch an der Seelenmesse teil. In seiner Ansprache würdigte der Rektor der Kathedrale das Wirken des vor 14 Jahren verstorbenen Bischofs mit dem Wahlspruch „Der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit“. Er musste in jungen Jahren vom Priesterseminar an die Front und nahm dies als Gottes Prüfung an, dabei spürte er die Gnade Gottes nach Ihm zu leben und sein Priester zu werden. Bei seiner Weihe stellte er klar, dass der Militärbischof keine Waffen segnet und nicht die Gewalt glorifiziert sondern jeden Menschen stärkt und tröstet, der im Frieden und in Krisenzeit die Sicherheit der Leute aufgetragen wurde. Es ist eine Selbstverständlichkeit sich für Österreich einzusetzen aber auch gegen die Zerstörung der bürgerlichen Gesellschaft durch die Säkularisierung und die Suche nach Materialismus. Eine Gesellschaft kann nie ohne Gott leben, Friede und Gerechtigkeit für Österreich werden wir empfangen, wenn wir klar diese gottlosen Modelle verwerfen, dazu hilft die Fastenzeit. Im Anschluss gingen die Messbesucher noch zum bischöflichen Grab, bevor sie sich noch zu einer Agape trafen.
 
Ansprache von Militärdekan Mag. Siefried Lochner im Wortlaut:
I. Andächtige Christgläubige im Herrn!
 
Zu dieser Stunde am Vorabend vom Fest der Thronfeier des heiligen Petrus vor 14 Jahren wurde unser hochverehrter Militärbischof Dr. Alfred Kostelecky in seiner Wohnung am Stephansplatz zu Wien von einem schweren Herzinfarkt ereilt, an dessen Folgen er in der darauf folgenden Nacht – wohlvorbereitet mit den Sakramenten der heiligen Kirche - aus diesem Leben scheiden sollte.
 
Man sagt bisweilen, daß der Todestag eines Christen mitunter auch ein besonderes Licht auf die Ausdeutung seines Lebens wirft. Bei unserem lieben Verstorbenen ist dies mit Sicherheit der Fall. Wenn zu seinem großen Leidwesen manche seiner priesterlichen und leider  auch seiner bischöflichen Mitbrüder mit dem Strom gegen Rom ruderten, so war und blieb er mit jeder Faser seines Herzens dem ewigen Rom und dem Heiligen Vater treu.
 
In einer Zeit, da in Österreich die prophetische Enzyklika Paul VI. „Humanae vitae“ durch die sogenannte Mariatroster Erklärung relativiert wurde – wir erleben heute die tödlichen Folgen der Verhütungs- und Abtreibungsmentalität, die uns zu einem aussterbenden Volk gemacht hat - , da  selbsternannte Kirchenaufbegehrer ganz offen auf eine neue, romfreie Basiskirche hinarbeiteten, da liturgische Exzesse den Gottesdienst der Kirche oft bis zur Unkenntlichkeit verstümmelten, blieb er für viele ratlose Katholiken ein Fels in der Brandung, an dem sie sich festhalten und aufrichten konnten.
 
Diese durch und durch „römische“ Haltung unseres verewigten Bischofs, die so ganz seinem treuen Charakter entsprach, wurde gewiß auch durch seinen Studienaufenthalt in der Ewigen Stadt unter dem großen Papst Pius XII. nachhaltig geprägt. Pius XII., den man aufgrund der Malachiasweissagung auch sehr treffend den „Pastor Angelicus“, den engelgleichen Hirten nannte, und dessen Todestag sich heuer im Oktober zum 50sten Male jährt, hatte sich zum Wahlspruch seines Pontifikates die Worte gewählt: „Opus Justitiae Pax“ – der Friede ist das Werk der Gerechtigkeit. Doch gerade dieser Papst, der den Frieden buchstäblich als seinen Namen trug – Pax – Pace – Pacelli – musste mitansehen, dass seine dramatischen Friedensappelle im Jahre 1939 von den Mächtigen dieser Welt in den Wind geschlagen wurden: „Nichts ist mit dem Frieden verloren, aber alles kann verloren sein mit dem Krieg!“
 
Wie sehr haben sich diese Worte des vielgeschmähten Heiligen Vaters in den kommenden Jahren und Jahrzehnten  doch  tieftragisch und schicksalhaft bewahrheitet, auch an unserem lieben Bischof Alfred, der nun aus der Stille des Priesterseminars in den Lärm der Waffen einberufen wurde und die Klerikersoutane mit dem feldgrauen Waffenrock tauschen musste!
 
Pius XII. konnte den Ausbruch des Krieges mit all seinen schrecklichen Folgen nicht verhindern, Alfred Kostelecky aber und Millionen seiner Altersgenossen mussten diese ertragen! Und er ertrug sie mit einer bewundernswerten christlichen Haltung. Die vielen an seine geliebte Mutter gerichteten Feldpostbriefe geben davon beredtes Zeugnis. So schreibt er im November 1940, dass es ihn letztlich wenig rühre, weil er vom Unteroffizier zu den „Zackigen“ in der Gruppe gezählt wird, da es ihm nur wichtig sei, zur Ehre Gottes seine Pflicht tadellos zu erfüllen. So schwer es ihm auch gefallen sein mag, aus dem Seminar an die Front zu gehen, Bischof Kostelecky nahm diese für ihn so schwerwiegende Herausforderung seines jungen Lebens als Prüfung Gottes an. Er lief nicht wie andere  davon, er entzog sich ihr nicht mit mancherlei fadenscheinigen Ausflüchten, sondern der 21-jährige blickte ihr klar ins Auge, wenn er im Juli 1941 an seine Mutter schrieb: „Ich bin in Gottes Hand, und sein Wille ist mir heilig. Er führt mich überall richtig. Nur um die Gnade müssen wir beten, dass ich seinen Willen immer recht erkenne und dann auch die Kraft habe, danach zu handeln. Wenn es sein Wille ist, wird er mich ins Heiligtum führen und mich recht viel für sein Reich wirken lassen und für das Heil der Seelen unermüdlich arbeiten lassen. Ich hätte die Sehnsucht in mir, und sie ist jetzt wieder erwacht und wächst in mir, sein  heiliger Priester zu werden“.
 
Vor diesem Hintergrund nimmt es nicht weiter Wunder, dass Bischof Alfred später sein  Wirken beim Österreichischen Bundesheer unter einen ähnlichen Wahlspruch stellte, wie der große Papst es vor ihm  tat: „Pax et justitia“, Friede und Gerechtigkeit war sein Programm.
 
Angesichts organisierter linkskatholischer Proteste bei seiner Bischofsweihe 1986 betonte daher der damalige Erzbischof Groer in seiner Predigt, „dass der Militärbischof nicht dazu gesendet sei, Waffen zu segnen, den Krieg zu heiligen oder irgendeine Art der Gewalt zu glorifizieren. Vielmehr sei er dazu da, jene Menschen zu stärken, innerlich aufzurichten und zu trösten, denen im Frieden und in Krisenfällen die Verantwortung für Leben und Sicherheit der Bürger unseres Landes auferlegt ist.“ Daß unser lieber Verstorbener dieser seiner Sendung vollauf gerecht wurde, wissen alle, die sich heute Abend in trauernder Dankbarkeit zu diesem Jahrtagsrequiem eingefunden haben.
 
 
II.
 
Wir müssen uns aber im Geiste Bischof Kosteleckys fragen, wie es heute um Frieden und Gerechtigkeit in unserem Land, in Europa und der Welt bestellt ist. Grundsätzlich ist festzuhalten, dass Friede und Gerechtigkeit die Liebe  zu Gott und zum Vaterland als den letztverpflichtenden Gütern des Menschen, voraussetzen. Deshalb hat Bischof Kostelecky im Gedenkjahr 1988 eindringlich an diese notwendige Bereitschaft erinnert, für die Selbständigkeit Österreichs einzustehen,  „damit künftige Generationen wissen, was Freiheit, Unabhängigkeit und Selbständigkeit ist, damit sie wissen, dass es wert ist, für dieses Land einzutreten, sich einzusetzen, selbst mit der Hingabe des Lebens“. Wo sich aber einmal die Grundzüge der eigenen Identität verflüchtigen, die geistigen und kulturellen Werte der Familie, der Heimat mehr und mehr auflösen, wird niemand mehr die Sinnhaftigkeit des Einsatzes für die „res publica“ erkennen, geschweige denn zu ihrer militärischen Verteidigung bereit sein. Zügellosigkeit, Bequemlichkeit und Denkfaulheit werden dann jene höchsten Wertvorstellungen verdrängen, die der Natur von Mensch und Staat entsprechen und die Grundlage von Frieden und Gerechtigkeit bilden.
 
Unser Heiliger Vater hat diese aktuelle Problematik in seiner Ansprache vom 24. Jänner an die Slowenische Bischofskonferenz direkt beim Namen genannt, wenn er auf die tiefgreifenden Veränderungen in diesem Land hinweist, die sich durch seinen Beitritt zur Europäischen Union ergeben haben, und die durchaus auch für Österreich Geltung haben. Er stellt fest, dass man hinsichtlich der europäischen Wertmaßstäbe wohl zu optimistisch war und Probleme und Gefahren verschwieg. Denn die Humanismen sind nicht alle gleich, am wenigsten in moralischer Hinsicht. Das Menschenbild, das man übernimmt, hat unterschiedliche Folgen für das bürgerliche Zusammenleben. Der Heilige Vater äußert sich besorgt über die Zerstörung der bürgerlichen Gesellschaft durch den gottlosen westlichen Säkularismus, die vielfach subtiler sei wie im Marxismus, und benennt dabei ausdrücklich die unaufhaltsame Suche nach materiellen Gütern, die abnehmende Geburtenzahl, den Schwund der religiösen Praxis und die spürbare Abnahme der Berufungen zum Priestertum und zum gottgeweihten Leben. Und er stellt fest, dass es die Aufgabe jeder Generation sei,  sich zu entscheiden für das Leben und das Gute oder für den Tod und das Böse.
 
 
III.
 
Österreich ist also heute  vor die Wahl gestellt, sich entweder dem Diktat von willkürlichen Mehrheiten und Interessengruppen zu beugen, oder sich Gott, dem Quell und Richter alles Guten zu unterwerfen. Diese Wahl wird immer dringlicher, je mehr die antichristlichen Mächte    bestrebt sind, eine Wirtschaft ohne Gott, ein Recht ohne Gott und eine Politik ohne Gott durchzusetzen. Denn eine Gesellschaft kann niemals religiös neutral bleiben: Entweder sie respektiert Gott, oder sie stellt jemand anderen auf seinen Platz!
 
Am 4. Oktober 1992 feierte Bischof Kostelecky in der Wiener Votivkirche eine Gedenkmesse zum 100sten Geburtstag von Bundeskanzler Dr. Engelbert Dollfuß, den er bei dieser Gelegenheit als „Märtyrerkanzler“ für die Freiheit Österreichs bezeichnete. Seine dabei zitierte Stellungnahme des Bundeskanzlers zum Nationalsozialismus hat bis heute nichts an Aktualität verloren, wenn es darum geht, sich als Katholik und Christ grundsätzlich zu positionieren und gottlosen Ideologien und Gesellschaftsmodellen ein klares „Nein“ entgegenzuschleudern:  „Macht einen Trennungsstrich! Wollt ihr mit diesem Verbrechertum irgendetwas gemeinsam haben? Ich appelliere an Euch, restlos und klar den Trennungsstrich gegenüber einer Weltanschauung, aus der heraus solche Methoden möglich sind, zu ziehen. Diesen Methoden gegenüber gibt es nur eine Stellungnahme und die ist: Ich bin dagegen! Wer das nicht eindeutig sagt, ist mitschuldig.“
 
Meine Lieben, diese Worte fordern in ihrer Radikalität auch heute einen klaren Trennungsstich, wenn wir sehen, wie sich der Mensch allen Ernstes einbildet, selbst die Stelle Gottes einnehmen zu können, an den er nicht mehr glaubt, und damit Friede und Gerechtigkeit in seinem Wahnsinn zusehends zerstört.
 
Denn Friede und Gerechtigkeit werden zerstört durch subtil verbrämte Raubkriege zur vermeintlichen Sicherung der eigenen Zukunft auf Kosten anderer;
Friede und Gerechtigkeit werden zerstört durch die Vergötzung des Geldes, wenn Wirtschaftswachstum zum Selbstzweck wird ohne Rücksicht auf die arbeitenden Menschen und die begrenzten Ressourcen auf unserem Planeten.
Friede und Gerechtigkeit werden zerstört, wenn  Ehe und Familie systematisch ruiniert werden;
Friede und Gerechtigkeit werden zerstört, wenn das Leben Ungeborener, Alter und Kranker straflos vernichtet und ausgelöscht werden darf.
Friede und Gerechtigkeit für unser Österreich können wir nur empfangen und erhalten, wenn wir zu diesen gottlosen Ideologien und Gesellschaftsmodellen der Gegenwart einen klaren Trennungsstrich ziehen und uns wieder mit all unseren Kräften zuerst  Gott zuwenden. Zu dieser Umkehr ruft uns die Fastenzeit, wenn sie uns daran erinnert, das vielschichtige Problem des Bösen nicht auf die anderen abzuladen, auf die Gesellschaft oder gar auf Gott, sondern die eigene Verantwortung dafür anzuerkennen und sie bewusst auf sich zu nehmen. So verstanden ist jeder einzelne von uns in der Lage, seinen Beitrag zu Frieden und Gerechtigkeit in Österreich zu leisten, denn der wahre Friede ist ja primär die Frucht jener Gerechtigkeit, Gott zu geben was Gottes ist, und dem Kaiser, dem Vaterland, dem Mitmenschen, was diesen zusteht.
 
 
IV.

Bei seiner Ansprache in der Hofburg hat unser Heiliger Vater im September des vergangenen Jahres darauf hingewiesen, wieviel unser Österreich dem christlichen Glauben und seiner reichen Wirkung in den Menschen verdankt. Es müsse daher unser aller Anliegen sein, nicht zuzulassen, dass eines Tages womöglich nur noch die Steine hierzulande vom Christentum reden würden, da ein Österreich ohne lebendigen christlichen Glauben nicht mehr Österreich wäre, und, ich möchte hinzufügen, es gäbe dann auch auf Dauer nichts mehr zu verteidigen in diesem Lande, nichts mehr, wofür der Soldat ernstlich sein Leben einsetzen könnte.
 
Meine Lieben, Bischof Alfred hat uns mit seinem aufopferungsvollen Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit ein verpflichtendes Vermächtnis hinterlassen. Wir können auf ihn die Worte der großen Dichterin und Konvertitin Gertrud von le Fort, einer preußischen Offizierstochter, anwenden:
 
„Unser Edelgut ist längst geborgen, es hat nur den Raum und die Gestalt vertauscht:
Wie Abendrot geht es vor unsern Tränen unter,
wie Morgenrot geht es vor unseren Seelen wieder auf.-
Wer will uns das Geliebte aus den Seelen reißen?“
 
Wir Zurückgebliebenen aber wollen auf der uns noch verbleibenden Straße unseres Lebens den Blick auf Maria richten und sie bitten: Zeige uns, wie unserem Bischof Alfred, den wir deiner mütterlichen Fürbitte anempfehlen, den Weg zum Reiche Christi. Stern des Meeres, leuchte uns und führe uns auf unserem Weg so wie du ihn geführt hast. Amen.