Fronleichnam - Ein Festtag der römisch-katholischen Kirche
Fronleichnam zählt zu den höchsten Feiertagen im römisch-katholischen Kirchenjahr. Auch bekannt als das "Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Christi", wird es in lateinischer Sprache "Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi" genannt und in anderen Sprachen als "Corpus Christi" gefeiert.
Termin und Bedeutung
Fronleichnam ist ein beweglicher Festtag, der 60 Tage nach dem Ostersonntag begangen wird. Damit fällt er auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten beziehungsweise den Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag. In diesem Jahr wird Fronleichnam am 30. Mai gefeiert.
Der Name Fronleichnam
Der Name "Fronleichnam" leitet sich von den mittelhochdeutschen Wörtern "vron" (Herr, Herrschaft) und "lichnam" (Leib) ab und bedeutet „Leib des Herrn“. Trotz der möglicherweise verwirrenden Assoziationen mit Arbeit (Fron) und einem toten Körper (Leichnam), beschreibt Fronleichnam ein lebendiges Fest zu Ehren des Leibes Christi.
Zentrale Bedeutung von Fronleichnam
Im Mittelpunkt des Fronleichnamsfestes steht Jesus Christus. Es ist ein Fest der Dankbarkeit für seine leibliche Gegenwart in Brot und Wein. Die Gläubigen feiern die besondere Gemeinschaft mit ihm im Abendmahl. Das Fest erinnert an das letzte Abendmahl Jesu am Gründonnerstag, bei dem er Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut an die Jünger reichte. Nach katholischem Glauben ist Jesus in der Eucharistie real körperlich anwesend.
Brauchtum und Feierlichkeiten
Fronleichnam gilt als das "öffentlichste" der Kirchenfeste und wird mit prächtigen Prozessionen gefeiert. Neben Kirchengruppen beteiligen sich oft auch örtliche Vereine und Gruppen wie Musikvereine, Kirchenchöre, freiwillige Feuerwehren, Traditionsverbände und Kindergärten an den Feierlichkeiten. Kinder streuen bei den Prozessionen Blumenblätter, was ein besonders buntes und feierliches Bild ergibt. Entlang der Prozessionsrouten werden Birkenbäumchen aufgestellt und die Fenster mit Blumen, Kerzen und Andachtsbildern geschmückt. In manchen Gegenden Südösterreichs werden Blumenteppiche und Blumenbilder gelegt, und es gibt sogar Seeprozessionen.
Historischer Ursprung des Festes
Während bei anderen Festen wie Weihnachten oder Ostern konkrete Ereignisse aus dem Leben Jesu gefeiert werden, steht bei Fronleichnam eine Glaubenswahrheit im Mittelpunkt. Das Fest gehört somit zu den Ideenfesten der Kirche.
Der Ursprung von Fronleichnam liegt im 13. Jahrhundert. Die Augustinernonne Juliana von Lüttich hatte eine Vision, in der sie einen Mond mit einem dunklen Fleck sah. Diese Vision wurde als Hinweis gedeutet, dass der Kirche ein Fest zu Ehren des Altarsakraments fehlte. 1246 führte Bischof Robert von Lüttich das Fest in seinem Bistum ein. Papst Urban IV. erhob es 1264 zum Fest der Gesamtkirche.
Das Blutwunder von Bolsena
Ein weiteres Ereignis, das zur Einführung von Fronleichnam beitrug, war das Blutwunder von Bolsena im Jahr 1263. Der Priester Peter von Prag entdeckte während der Heiligen Messe Blutstropfen auf den geweihten Hostien. Dieses Wunder überzeugte ihn von der realen Präsenz Christi in der Eucharistie. Die blutenden Hostien wurden zu Papst Urban IV. gebracht, der daraufhin den zweiten Donnerstag nach Pfingsten als Datum für das Fest der Eucharistie festlegte. Erst im 14. Jahrhundert wurde das Fest in der gesamten Kirche etabliert.
Große Umzüge und Prozessionen in Österreich
Fronleichnam wird in Österreich mit großem regionaltypischem Brauchtum begangen. In den Städten und Dörfern sowie an einigen Seen finden große Prozessionen statt. Sofern die Witterung es zulässt, werden an diesem Tag hunderttausende Menschen in den österreichischen Pfarren und Domkirchen erwartet. Die Prozessionen folgen oft auf die Messe und führen durch die Straßen, begleitet von Gebeten und Gesängen.
Beispiele für Feierlichkeiten
Im Wiener Stephansdom feiert Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag um 8:30 Uhr die Messe, die auch live von "radio klassik Stephansdom" übertragen wird. Anschließend findet der Stadtumgang durch die Wiener Innenstadt statt. In Salzburg leitet Erzbischof Franz Lackner die Prozession durch die Altstadt nach einem Gottesdienst im Dom. In Tirol führt Bischof Hermann Glettler die traditionelle Landesprozession.
Im Seenland Oberösterreich finden bei Schönwetter Prozessionen auf dem Wasser statt, wobei Boote die "Himmelsfuhr", das Schiff mit dem Allerheiligsten, über die Wellen begleiten. In Hallstatt und Traunkirchen gibt es nach dem Gottesdienst Seeprozessionen.
Feierlichkeiten mit Militärbischof Werner Freistetter in Wiener Neustadt
Ein weiteres Beispiel für die stattfindenden Feierlichkeiten ist das Programm mit Militärbischof Werner Freistetter in Wiener Neustadt. Um 0900 Uhr ist Treffpunkt im Neukloster, anschließend die Prozession zum Hauptplatz, die Spendung des Segens für die Stadt und Abschluss der Fronleichnamsprozession im Dom.
Ein lebendiges Fest
Fronleichnam verbindet tiefe religiöse Bedeutung mit buntem Brauchtum und Gemeinschaftsgefühl, was es zu einem der eindrucksvollsten Feste im Kirchenjahr macht. Eine kindgerechte Erklärung des Festes bietet die Katholische Jungschar der Diözese Linz in einem Kurzvideo, das anschaulich erklärt, warum Fronleichnam gefeiert wird und welche Bedeutung es hat. Abrufbar ost dieses Kurzvideo unter https://youtu.be/nwjrXLQw_io.