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Jedes Jahr, am 1. November, kommt die katholische Welt zusammen, um einen besonderen Tag der Erinnerung und des stillen Gedenkens zu feiern: Allerheiligen. Es ist ein Moment, in dem die Gläubigen all jene ehren, die ihre Lebenszeit dem Glauben und den Menschen gewidmet haben – ob sie bekannt oder im Verborgenen gewirkt haben.
Ein Fest zu Ehren aller Heiligen
Der Name des Festtages spricht für sich: An Allerheiligen wird der gesamten Gemeinschaft der Heiligen gedacht, jener Menschen, die beispielhaft vorangingen und oft große Opfer brachten. Dabei erinnert man sich sowohl an jene, die durch offizielle Heiligsprechungen Anerkennung fanden, als auch an die, deren Namen nie weltliche Bekanntheit erlangten. In der katholischen Tradition wird dieser Tag zum Fest der großen und kleinen Helden des Glaubens, die im Alltag, in der Geschichte und in allen Teilen der Welt Inspiration gaben.
Der Ursprung des Festes reicht bis ins frühe Mittelalter. Ursprünglich widmete man sich in der westlichen Kirche am ersten Sonntag nach Pfingsten allen Märtyrern – jenen, die für ihren Glauben ihr Leben ließen. Doch ab dem 9. Jahrhundert wurde dieses Gedenken von Papst Gregor IV. offiziell auf den 1. November verlegt. Heute ist Allerheiligen in vielen katholischen Regionen, darunter Teilen Deutschlands, ein gesetzlicher Feiertag, an dem nicht nur religiöse Feiern, sondern auch persönliche Akte der Erinnerung im Mittelpunkt stehen.
Die Bräuche und Rituale des Allerheiligenfests
An Allerheiligen geht es um Besinnung und Gebete. Kirchenbesucher nehmen an festlichen Gottesdiensten teil, die oft mit besonderen Gedenkfeiern und Andachten verknüpft sind. In einigen Gegenden wird der Gottesdienst auf den Friedhof verlegt, um die Gemeinschaft mit den Verstorbenen spürbar zu machen. Der Priester oder Diakon segnet dort Gräber und besprengt sie mit Weihwasser als Zeichen des Segens und der Hoffnung. Diese Segensrituale symbolisieren den Glauben an das ewige Leben und den Trost, den die christliche Botschaft schenkt.
Viele katholische Familien schmücken die Gräber ihrer Verstorbenen mit Gestecken, Kränzen und blühenden Pflanzen. Diese Blumen und immergrünen Zweige sind mehr als nur Dekoration; sie sind Symbole der Hoffnung, dass das Leben weitergeht und sich die Gemeinschaft im Jenseits fortsetzt. Zu dieser Tradition gehört oft auch das Entzünden eines „Ewigen Lichts“ auf dem Grab, das Gottes Gegenwart und das Andenken an die Verstorbenen symbolisiert.
Allerheiligen und der Brauch des Seelenzopfs
Ein süßer Brauch, der zu Allerheiligen gehört, ist das traditionelle Gebäck, das in Bayern und Österreich oft als „Allerheiligenstriezel“ oder „Seelenzopf“ bekannt ist. Dieses Hefegebäck wird in Zopfform geflochten und symbolisiert die Verbindung zwischen Leben und Tod. Noch heute ist es vielerorts üblich, dass Paten ihren Patenkindern einen Striezel schenken, als Zeichen der Fürsorge und des Segens. Der Brauch, das Gebäck an Bedürftige oder Kinder zu verschenken, stammt aus früheren Zeiten und sollte den Beschenkten an das Gebet für die Verstorbenen erinnern.
Allerheiligen und Allerseelen: Ein enges Doppelfest
Am Tag nach Allerheiligen wird Allerseelen gefeiert – ein weiterer Tag des Gedenkens, der ausschließlich den Verstorbenen gewidmet ist. Die Verbindung zwischen den beiden Tagen hat sich über Jahrhunderte entwickelt und unterstreicht die Rolle der Fürbitte für die „armen Seelen“, die noch nicht die volle Gemeinschaft mit Gott erreicht haben. Die zwei Tage ergänzen sich zu einem Doppelfest, das die Beziehung der Lebenden mit den Verstorbenen und das Vertrauen auf das Leben nach dem Tod in den Mittelpunkt stellt.
Aberglaube und Legenden um Allerheiligen
Rund um Allerheiligen existieren zahlreiche überlieferte Legenden und Aberglauben, die sich über die Jahrhunderte entwickelt haben. So wurde geglaubt, dass in der Nacht von Allerheiligen auf Allerseelen die Seelen der Verstorbenen aus dem Fegefeuer aufsteigen dürften, um eine Atempause zu erfahren. Manche glaubten sogar, dass die Lichter auf den Gräbern den Verstorbenen den Weg weisen und ihnen Wärme spenden sollten. Das Weihwasser, das bei der Gräbersegnung verwendet wird, galt in alten Überlieferungen als erfrischende Linderung für die Seelen im Fegefeuer.
Der still gefeierte Feiertag
Anders als viele moderne Feiertage ist Allerheiligen ein Tag der Ruhe und der Einkehr. In katholisch geprägten Ländern und Regionen sind an diesem Tag öffentliche Tanzveranstaltungen, Märkte und Volksfeste meist verboten. So können die Menschen den Tag nutzen, um in Ruhe ihren verstorbenen Angehörigen zu gedenken und sich durch Gebete und Rituale mit der Gemeinschaft der Heiligen verbunden zu fühlen.
Allerheiligen bleibt ein Festtag, der in einer zunehmend schnellen Welt die Bedeutung von Tradition und Erinnerung in den Vordergrund rückt. Die katholische Kirche schenkt diesem Tag nicht nur Raum zur Besinnung, sondern auch zur Verbindung zwischen den Generationen – eine Tradition, die sich seit Jahrhunderten hält und auch in der modernen Welt nicht an Bedeutung verliert.
Halloween ist heute eine Mischung aus alten Legenden, Gruselspaß und christlicher Tradition. Doch wie ist dieses Fest überhaupt entstanden, und warum steht es im Spannungsfeld zwischen Brauchtum und Glauben? Der Ursprung von Halloween reicht weit zurück und spiegelt eine faszinierende Reise durch verschiedene Epochen und Kulturen wider, die das Fest bis heute prägen.
Die Wurzeln von Halloween: Das keltische Samhain-Fest
Die Entstehung von Halloween führt uns rund 2.000 Jahre zurück zu den Kelten und ihrem Fest „Samhain“. Dieses Fest markierte den Beginn des keltischen Jahres am 1. November und stellte den Übergang von der Erntezeit zur dunklen Jahreszeit dar. Man glaubte, dass in der Nacht vom 31. Oktober zum 1. November die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Toten besonders durchlässig sei. Um sich vor umherirrenden Geistern zu schützen, wurden große Feuer entzündet und Menschen verkleideten sich in Tierfellen und -masken, um böse Geister abzuschrecken. Auch kleine Gaben, sogenannte „Treats“, wurden vor die Haustüren gelegt, um die Geister zu besänftigen – ein Brauch, der in abgewandelter Form heute noch im „Süßes oder Saures“-Ritual weiterlebt.
Die Christianisierung des keltischen Festes: Von Samhain zu Allerheiligen
Mit der Ausbreitung des Christentums wurde das heidnische Samhain-Fest zunehmend mit christlichen Elementen verbunden. Als Papst Gregor IV. im Jahr 835 Allerheiligen auf den 1. November legte, geschah dies nicht zufällig. Ziel war es, den christlichen Glauben mit bestehenden Bräuchen zu vereinen und Samhain gewissermaßen zu „christianisieren“. Der Abend vor Allerheiligen, der „All Hallows’ Eve“ – der Vorläufer des heutigen Halloween –, wurde zu einem Tag der Andacht und des Gedenkens an die Toten. Doch auch die uralten keltischen Riten blieben in Irland und Schottland erhalten und wurden teilweise mit den christlichen Bräuchen verknüpft.
Der „Re-Import“ von Halloween: Die USA als Trendsetter
Im 19. Jahrhundert brachten irische Auswanderer die Halloween-Traditionen mit in die USA, wo sie sich rasch weiterentwickelten. Dort wurde Halloween zu einem Volksfest, bei dem es mehr um Vergnügen als um den Gedenkaspekt ging. „Trick or Treat“ wurde eingeführt, und Kinder gingen verkleidet von Tür zu Tür, um Süßigkeiten zu sammeln. Die irische Legende um Jack O’Lantern, den irischen Bösewicht, der mit einer ausgehöhlten Rübe als Laterne durch die Nacht wanderte, fand in Amerika neue Popularität – hier wurde die Rübe durch den leuchtenden Kürbis ersetzt.
Mit der Rückkehr von amerikanischen Soldaten nach Europa und durch die Popkultur wurde Halloween schließlich in den 1970er Jahren auch hier wieder populär. Besonders Filme wie „Halloween – Die Nacht des Grauens“ brachten das Fest endgültig in die europäische Alltagskultur zurück.
Die Kirche und Halloween: Vom Widerstand zur kreativen Neugestaltung
Das moderne Halloween stellt die Kirche bis heute vor Herausforderungen. Halloween wird als Konkurrenz zu den christlichen Festen Allerheiligen und Reformationstag gesehen. Während einige Kirchen Halloween kritisch betrachten, hat sich der Umgang mittlerweile entspannt. So sind alternative Feiern wie die „Nacht der 1.000 Lichter“ entstanden, bei der Kirchen mit tausenden Kerzen erleuchtet werden, um die Themen Tod und Gedenken auf eine ruhige Weise zu thematisieren. Auch Heiligen-Partys für Kinder, die als „Santosanti“ gefeiert werden, schaffen eine Alternative zum klassischen Halloween.
Halloween als Chance zur Glaubensvermittlung?
Viele Gemeinden nutzen Halloween heute, um auf die christliche Bedeutung von Allerheiligen hinzuweisen und den Tod nicht als Gruselfaktor, sondern als spirituelles Thema aufzugreifen. Während Halloween bei vielen vor allem Kürbisse und Kostüme bedeutet, bieten kreative Veranstaltungen die Möglichkeit, Glauben und Brauchtum in neuen Formen zu vermitteln.
Halloween ist so letztlich ein altes Fest in modernem Gewand, das heidnische, christliche und popkulturelle Elemente verbindet. Die Kirche begegnet dem Fest heute meist mit einem offenen Blick und versteht es zunehmend als Chance, den eigenen Glauben in einer zeitgemäßen Form erlebbar zu machen.
Die Heilige Hildegard von Bingen ist eine der bemerkenswertesten Frauen des Mittelalters. Sie war Mystikerin, Theologin, Naturheilkundige und Komponistin. Bis heute inspiriert ihr Werk zahlreiche Menschen, und ihr Leben hat sowohl spirituelle als auch wissenschaftliche Spuren hinterlassen. Am 17. September wird weltweit ihrer gedacht – eine Gelegenheit, die vielen Facetten dieser außergewöhnlichen Frau neu zu beleuchten.
Eine Kindheit im Kloster
Hildegard wurde 1098 im heutigen Rheinland-Pfalz als zehntes Kind einer adeligen Familie geboren. In dieser Zeit war es nicht unüblich, ein Kind Gott zu weihen. So wurde auch Hildegard schon als junges Mädchen in die Obhut des Benediktinerklosters Disibodenberg gegeben, wo sie unter der Anleitung von Jutta von Sponheim aufwuchs. Dort erhielt sie eine umfassende Bildung in den Bereichen Theologie, Heilkunst und Musik, die sie auf ihr späteres Wirken vorbereitete. Schon früh berichtete sie von mystischen Visionen, die sie ihr ganzes Leben lang begleiten sollten.
Der Auftrag: Hildegards Visionen
Ein Wendepunkt in ihrem Leben ereignete sich im Jahr 1141, als sie eine kraftvolle Vision empfing, die sie dazu aufforderte, ihre mystischen Erlebnisse niederzuschreiben. Anfangs war sie unsicher und zögerte, doch schließlich begann sie mit der Niederschrift ihrer Visionen in dem Werk "Scivias" („Wisse die Wege“). Darin beschreibt sie den göttlichen Auftrag, den sie empfangen hatte, und erzählt von ihren Einblicken in die Schöpfungsgeschichte und das Heilsgeschehen.
Ihre Visionen, gepaart mit tiefen theologischen Überlegungen, fanden schnell Gehör – auch bei der Kirchenführung. Papst Eugen III. erkannte ihre Schriften als von Gott inspiriert an, was Hildegard das Vertrauen und die Freiheit gab, ihre Lehren weiter zu verbreiten.
Die Gründung eines eigenen Klosters
Nach dieser päpstlichen Anerkennung setzte Hildegard einen bedeutenden Schritt: Sie gründete ein eigenes Kloster auf dem Rupertsberg bei Bingen. Hier entwickelte sie sich zur Universalgelehrten und verwirklichte ihre Vision eines spirituellen und intellektuellen Zentrums für Frauen. Sie nahm ihre Schwestern mit auf eine Reise zu geistiger Selbstständigkeit, bot aber auch weltlichen Menschen Rat in spirituellen und praktischen Fragen.
Der Begriff der „viriditas“, der „Grünkraft“, prägte viele ihrer Schriften. Für Hildegard war dies das Prinzip des Lebens selbst – die grüne, fruchtbare Energie, die alles in der Schöpfung durchdringt und belebt. Ihre Naturbeobachtungen und das Wissen um Heilpflanzen flossen in medizinische Schriften und Ernährungspläne ein, die den Menschen lehrten, Körper und Seele im Einklang zu halten.
Kritische Mahnerin und Beraterin der Mächtigen
Hildegard genoss nicht nur hohes Ansehen bei den Ordensschwestern und Gelehrten, sondern auch bei den Mächtigen ihrer Zeit. Ihre Korrespondenz mit Fürsten, Bischöfen und sogar Kaisern zeigt, wie mutig sie selbst Herrscher ermahnte. Ein berühmtes Beispiel ist ihr Brief an Friedrich Barbarossa, in dem sie ihn vor dem Missbrauch seiner Macht warnte. Trotz ihrer eindringlichen Worte wurde sie unter seinen persönlichen Schutz gestellt, was ihr große Freiheiten verschaffte.
Neben politischen Mahnungen sprach sie auch über ethische und kosmologische Fragen und setzte sich für den Schutz der Schöpfung ein – lange bevor Umweltschutz ein Thema war. Sie verstand die Erde als ein empfindliches System, das durch menschliches Handeln bewahrt werden muss.
Musik als spirituelle Brücke
Ein weiterer bedeutender Aspekt von Hildegards Wirken war die Musik. Sie komponierte zahlreiche geistliche Gesänge und Hymnen, die das Göttliche durch Klang erfahrbar machen sollten. In ihrer Musik sah sie eine Erinnerung an das verlorene Paradies, eine spirituelle Verbindung zwischen Himmel und Erde. Obwohl ihre Kompositionen nach ihrem Tod lange in Vergessenheit gerieten, wurden sie im späten 20. Jahrhundert neu entdeckt und erfreuen sich heute großer Beliebtheit.
Letzte Jahre und Vermächtnis
Die letzten Jahre ihres Lebens waren von einem Konflikt mit der Kirche geprägt. Hildegard ließ einen exkommunizierten Mann in ihrem Kloster bestatten, was zu einem Kirchenbann führte. Ihr standhafter Widerstand führte letztlich dazu, dass der Bann aufgehoben wurde. Kurz danach, im Jahr 1179, verstarb sie im Alter von 81 Jahren.
Trotz dieser schwierigen Zeiten hinterließ Hildegard ein reiches Vermächtnis. Ihr Wirken, das sich auf die Bereiche Theologie, Naturheilkunde, Musik und Politik erstreckte, beeindruckt bis heute. 2012 wurde sie von Papst Benedikt XVI. zur Kirchenlehrerin ernannt, eine seltene Ehre, die nur wenigen Frauen zuteilwird. Zudem wird seit 2021 der 17. September als ihr weltweiter Gedenktag in der katholischen Kirche gefeiert.
Hildegards Bedeutung heute
Hildegard von Bingen war eine außergewöhnliche Frau, die ihre Zeit weit hinter sich ließ. Ihr ganzheitlicher Blick auf das Leben, ihre unerschrockenen Mahnungen an die Mächtigen und ihre spirituelle Tiefe machen sie zu einer zeitlosen Figur. Besonders ihre Verbindung von spirituellem Wissen und Naturheilkunde sowie ihre Vision von einer harmonischen Schöpfung sind auch heute noch relevant. Hildegards Leben und Werk zeigen, wie sich Glaube und Vernunft, Spiritualität und Wissenschaft miteinander verbinden lassen – eine Botschaft, die auch im 21. Jahrhundert aktueller denn je ist.
Am 31. Juli gedenkt die Kirche des Gründers des Jesuitenordens, Ignatius von Loyola. Sein Leben war geprägt von einem dramatischen Wandel, der ihn von einem ritterlichen Lebemann zu einem Pilger, Seelenführer und Priester machte.
Ein zerstörerischer Schlag mit positiver Wirkung
Kanonenkugeln sind normalerweise Werkzeuge der Zerstörung. Doch manchmal können sie auch unerwartet positive Veränderungen bewirken. Dies war der Fall bei dem 30-jährigen Spanier Ignatius von Loyola im Jahr 1521. Während der Verteidigung der nordspanischen Stadt Pamplona gegen die Franzosen wurde der Ritter von einem Geschoss schwer verwundet. Diese Verletzung führte zu einer tiefgreifenden Transformation in seinem Leben.
Eine spirituelle Erweckung in der Einsamkeit
Während seiner Genesung auf dem elterlichen Schloss wandte sich Ignatius aus Langeweile religiösen Schriften zu. Besonders beeindruckt war er von der "Vita Christi" des Kartäusers Ludolf von Sachsen. Nach seiner Genesung zog er sich in das Kloster Montserrat zurück und legte eine dreitägige Lebensbeichte ab. Anschließend begab sich der ehemalige Lebemann als Büßer in die Einsamkeit der Stadt Manresa. Dort lebte er in äußerster Armut, verharrte im ständigen Gebet und übte sich in selbstmörderischer Askese.
Die "Geistlichen Übungen" und der Beginn des Jesuitenordens
Frucht dieser Zeit der Einkehr und des Gebets waren die "Geistlichen Übungen", ein heute weltbekannter Leitfaden zur Meditation und religiösen Unterweisung. Ignatius' Leitsatz "Omnia ad maiorem Dei gloriam" ("Alles zur größeren Ehre Gottes") prägte sein weiteres Leben und Wirken. Nach einer Pilgerfahrt nach Jerusalem begann er ein Studium der Philosophie und Theologie. Aufgrund von Konflikten mit der Inquisition musste er jedoch zweimal die Hochschule wechseln, bis er schließlich in Paris landete.
In der französischen Hauptstadt legte Ignatius den Grundstein für den Jesuitenorden. Am 15. August 1534 schloss er sich mit sechs Kommilitonen zu einer Gemeinschaft zusammen, die das Gelübde der lebenslangen Armut und Keuschheit ablegte. Dieses Ereignis gilt heute als Gründungsdatum des Ordens.
Radikale Hingabe und schnelle Verbreitung
Am 27. September 1540 bestätigte Papst Paul III. die neue Gemeinschaft, die sich "Societas Jesu" (Gesellschaft Jesu) nannte und sich zu radikalem Gehorsam gegenüber dem Papst verpflichtete. Statt ein zurückgezogenes Leben hinter Klostermauern zu führen, wandten sich die Jesuiten der Welt zu. Ihre Hauptaufgaben wurden Mission, Bildung und apostolischer Dienst. Während der Gegenreformation wurde die Gemeinschaft zu einer der schärfsten Waffen der katholischen Kirche.
Die Kanonisation und Attribute des Ignatius von Loyola
Ignatius wurde am 27. Juli 1609 von Papst Paul V. selig- und am 12. März 1622 zusammen mit Franz Xaver, Philipp Neri, Teresa von Ávila und Isidor von Madrid durch Papst Gregor XV. heiliggesprochen. Zu seinen Attributen zählen das IHS-Zeichen, drei Nägel, ein flammendes Herz, ein Drache und eine Weltkugel.
Der Patron und seine Bauernregel
Ignatius von Loyola ist Patron der Exerzitien und Exerzitienhäuser, der Kinder, Schwangeren und Soldaten, sowie Schutzheiliger gegen Fieber, Zauberei, Gewissensbisse, Skrupel, schwere Geburt, Viehkrankheiten, Pest und Cholera. Er ist auch der Patron des Bistums Bilbao. Eine bekannte Bauernregel lautet: „So wie Ignaz stellt sich ein, / wird der nächste Januar sein.“
Das Erbe des Ignatius von Loyola
Ignatius von Loyola führte den Jesuitenorden bis zu seinem Tod im Jahr 1556. Unter seiner Führung wuchs der Orden schnell und zählte bei seinem Tod bereits mehr als 1.000 Mitglieder. Heute ist der Jesuitenorden mit rund 18.000 Mitgliedern die größte Ordensgemeinschaft in der katholischen Kirche. Sein Grab befindet sich in der Kirche Il Gesù in Rom, einem der bedeutendsten Gotteshäuser der Stadt.
Fronleichnam - Ein Festtag der römisch-katholischen Kirche
Fronleichnam zählt zu den höchsten Feiertagen im römisch-katholischen Kirchenjahr. Auch bekannt als das "Hochfest des heiligsten Leibes und Blutes Christi", wird es in lateinischer Sprache "Sollemnitas Sanctissimi Corporis et Sanguinis Christi" genannt und in anderen Sprachen als "Corpus Christi" gefeiert.
Termin und Bedeutung
Fronleichnam ist ein beweglicher Festtag, der 60 Tage nach dem Ostersonntag begangen wird. Damit fällt er auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten beziehungsweise den Donnerstag nach dem Dreifaltigkeitssonntag. In diesem Jahr wird Fronleichnam am 30. Mai gefeiert.
Der Name Fronleichnam
Der Name "Fronleichnam" leitet sich von den mittelhochdeutschen Wörtern "vron" (Herr, Herrschaft) und "lichnam" (Leib) ab und bedeutet „Leib des Herrn“. Trotz der möglicherweise verwirrenden Assoziationen mit Arbeit (Fron) und einem toten Körper (Leichnam), beschreibt Fronleichnam ein lebendiges Fest zu Ehren des Leibes Christi.
Zentrale Bedeutung von Fronleichnam
Im Mittelpunkt des Fronleichnamsfestes steht Jesus Christus. Es ist ein Fest der Dankbarkeit für seine leibliche Gegenwart in Brot und Wein. Die Gläubigen feiern die besondere Gemeinschaft mit ihm im Abendmahl. Das Fest erinnert an das letzte Abendmahl Jesu am Gründonnerstag, bei dem er Brot und Wein als seinen Leib und sein Blut an die Jünger reichte. Nach katholischem Glauben ist Jesus in der Eucharistie real körperlich anwesend.
Brauchtum und Feierlichkeiten
Fronleichnam gilt als das "öffentlichste" der Kirchenfeste und wird mit prächtigen Prozessionen gefeiert. Neben Kirchengruppen beteiligen sich oft auch örtliche Vereine und Gruppen wie Musikvereine, Kirchenchöre, freiwillige Feuerwehren, Traditionsverbände und Kindergärten an den Feierlichkeiten. Kinder streuen bei den Prozessionen Blumenblätter, was ein besonders buntes und feierliches Bild ergibt. Entlang der Prozessionsrouten werden Birkenbäumchen aufgestellt und die Fenster mit Blumen, Kerzen und Andachtsbildern geschmückt. In manchen Gegenden Südösterreichs werden Blumenteppiche und Blumenbilder gelegt, und es gibt sogar Seeprozessionen.
Historischer Ursprung des Festes
Während bei anderen Festen wie Weihnachten oder Ostern konkrete Ereignisse aus dem Leben Jesu gefeiert werden, steht bei Fronleichnam eine Glaubenswahrheit im Mittelpunkt. Das Fest gehört somit zu den Ideenfesten der Kirche.
Der Ursprung von Fronleichnam liegt im 13. Jahrhundert. Die Augustinernonne Juliana von Lüttich hatte eine Vision, in der sie einen Mond mit einem dunklen Fleck sah. Diese Vision wurde als Hinweis gedeutet, dass der Kirche ein Fest zu Ehren des Altarsakraments fehlte. 1246 führte Bischof Robert von Lüttich das Fest in seinem Bistum ein. Papst Urban IV. erhob es 1264 zum Fest der Gesamtkirche.
Das Blutwunder von Bolsena
Ein weiteres Ereignis, das zur Einführung von Fronleichnam beitrug, war das Blutwunder von Bolsena im Jahr 1263. Der Priester Peter von Prag entdeckte während der Heiligen Messe Blutstropfen auf den geweihten Hostien. Dieses Wunder überzeugte ihn von der realen Präsenz Christi in der Eucharistie. Die blutenden Hostien wurden zu Papst Urban IV. gebracht, der daraufhin den zweiten Donnerstag nach Pfingsten als Datum für das Fest der Eucharistie festlegte. Erst im 14. Jahrhundert wurde das Fest in der gesamten Kirche etabliert.
Große Umzüge und Prozessionen in Österreich
Fronleichnam wird in Österreich mit großem regionaltypischem Brauchtum begangen. In den Städten und Dörfern sowie an einigen Seen finden große Prozessionen statt. Sofern die Witterung es zulässt, werden an diesem Tag hunderttausende Menschen in den österreichischen Pfarren und Domkirchen erwartet. Die Prozessionen folgen oft auf die Messe und führen durch die Straßen, begleitet von Gebeten und Gesängen.
Beispiele für Feierlichkeiten
Im Wiener Stephansdom feiert Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag um 8:30 Uhr die Messe, die auch live von "radio klassik Stephansdom" übertragen wird. Anschließend findet der Stadtumgang durch die Wiener Innenstadt statt. In Salzburg leitet Erzbischof Franz Lackner die Prozession durch die Altstadt nach einem Gottesdienst im Dom. In Tirol führt Bischof Hermann Glettler die traditionelle Landesprozession.
Im Seenland Oberösterreich finden bei Schönwetter Prozessionen auf dem Wasser statt, wobei Boote die "Himmelsfuhr", das Schiff mit dem Allerheiligsten, über die Wellen begleiten. In Hallstatt und Traunkirchen gibt es nach dem Gottesdienst Seeprozessionen.
Feierlichkeiten mit Militärbischof Werner Freistetter in Wiener Neustadt
Ein weiteres Beispiel für die stattfindenden Feierlichkeiten ist das Programm mit Militärbischof Werner Freistetter in Wiener Neustadt. Um 0900 Uhr ist Treffpunkt im Neukloster, anschließend die Prozession zum Hauptplatz, die Spendung des Segens für die Stadt und Abschluss der Fronleichnamsprozession im Dom.
Ein lebendiges Fest
Fronleichnam verbindet tiefe religiöse Bedeutung mit buntem Brauchtum und Gemeinschaftsgefühl, was es zu einem der eindrucksvollsten Feste im Kirchenjahr macht. Eine kindgerechte Erklärung des Festes bietet die Katholische Jungschar der Diözese Linz in einem Kurzvideo, das anschaulich erklärt, warum Fronleichnam gefeiert wird und welche Bedeutung es hat. Abrufbar ost dieses Kurzvideo unter https://youtu.be/nwjrXLQw_io.
Ein Feiertag mit Geschichte
Ostern, Weihnachten und Pfingsten sind die Hochfeste, die im kirchlichen und gesetzlichen Kalender als Doppelpack auftreten. Ostermontag erinnert an die Emmausjünger, der zweite Weihnachtsfeiertag an den Märtyrer Stephanus. Doch warum gibt es den Pfingstmontag?
Bedeutung und Liturgie des Pfingstmontags
In Österreich, Deutschland, den Niederlanden, Belgien, Frankreich, Liechtenstein, Luxemburg, Ungarn, Dänemark, Norwegen sowie in Teilen der Schweiz ist der Pfingstmontag sowohl kirchlich als auch gesetzlich ein Feiertag. Doch weltweit ist dies nicht üblich – in vielen Ländern ist der Pfingstmontag ein gewöhnlicher Arbeitstag. Kirchlich markiert dieser Tag den Beginn der sogenannten "Zeit im Jahreskreis", einer Periode, die nicht von den Vorbereitungen oder Feierlichkeiten der Hochfeste Ostern und Weihnachten geprägt ist.
Ein Tag des Heiligen Geistes
Während am Ostermontag die Geschichte der Emmausjünger und am zweiten Weihnachtsfeiertag das Gedenken an Stephanus im Vordergrund stehen, fehlt dem Pfingstmontag eine solche zentrale Erzählung. Vielmehr ist dieser Tag von der Wirkung des Heiligen Geistes in der Kirche geprägt. Die Lesungen thematisieren die Stärkung des Glaubens durch den Heiligen Geist und die Taufe sowie die Sendung der Gläubigen. In einigen Ländern wird dieser Tag als ökumenisches Fest begangen, bei dem Katholiken und Protestanten gemeinsam Gottesdienst feiern. Die liturgische Farbe des Pfingstmontags ist Rot, die Farbe des Feuers und der Liebe.
Historische Entwicklung der Feiertage
Die zentralen Hochfeste werden traditionell verlängert gefeiert: Ostermontag, Pfingstmontag und der zweite Weihnachtsfeiertag betonen die Bedeutung dieser Feste. In früheren Zeiten wurden viele kirchliche Feste sogar eine ganze Woche lang begangen, bis zum sogenannten Oktavtag. Besonders Pfingsten hatte seit dem 11. Jahrhundert eine eigene Oktav und wurde zuvor als Abschluss der Osterzeit verstanden.
Reformen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil
Mit der Zeit nahm die Zahl der Oktaven zu und führte zu einer Überlagerung von Festen. Dies veranlasste Papst Paul VI. im Jahr 1969 zu einer Reform des Kirchenjahres. In seinem Motu proprio "Mysterii Paschalis" ordnete er den liturgischen Kalender neu. Nur Ostern und Weihnachten behalten seither eine Oktav, während nach Pfingsten direkt die "Zeit im Jahreskreis" beginnt. Der Pfingstmontag wurde nicht mehr gesondert bedacht, was zu der ungewöhnlichen Situation führt, dass der Pfingstsonntag und der Pfingstmontag in verschiedenen liturgischen Zeiten liegen: Der Sonntag in der Osterzeit, der Montag im Jahreskreis.
Bedrohung und Erhalt des Pfingstmontags
Die Bedeutung des Pfingstmontags ist heute nicht mehr allgemein bekannt. In Irland und Großbritannien wurde der Pfingstmontag durch einen allgemeinen freien Frühlingstag ersetzt, in Schweden und Italien wurde er abgeschafft. In Frankreich wurde er nach einem kurzen Experiment als unbezahlter Arbeitstag 2008 wieder als Feiertag eingeführt. Auch in Deutschland gab es 2005 Bestrebungen, den Pfingstmontag abzuschaffen, um die Wirtschaft zu stärken. Diese Bemühungen blieben jedoch erfolglos.
Neue Bedeutung durch Marienfest
Eine weitere Änderung brachte Papst Franziskus 2018: Der Montag nach Pfingsten wurde zum Gedenktag "Maria, Mutter der Kirche" erklärt. Dies soll das Verständnis für die Mutterschaft der Kirche und eine unverfälschte Marienfrömmigkeit fördern.
Fazit: Ein lebendiger Feiertag
Der Pfingstmontag bleibt bis heute ein besonderer Tag, der sowohl religiös als auch kulturell tief verwurzelt ist. Trotz der Veränderungen und Diskussionen um seine Bedeutung und seinen Status bleibt er ein fester Bestandteil des kirchlichen und gesellschaftlichen Lebens.
Wer kennt sie nicht, die mystische Zeit der Rauhnächte. Die Zeit, in der frühere Kulturen glaubten, dass da die Tore zur „Anderswelt“ weit offen standen. Diese Zeit, so glaubte man, stand in der Möglichkeit, den Menschen mit seinen Ahnen, Engeln, Lichtwesen und Göttern in Verbindung bringen zu können. Es war/ist eine Zeit, um das eigene Schicksal neu zu gestalten. Diese Nächte galten als Zeit der Orakel, der Vertreibungen, der Auflösung des Belasteten und des Neubeginns. Und Rituale, die in den Rauhnächten durchgeführt wurden, galten als besonders stark und wirkungsvoll.
Zum Zeitraum der Rauhnächte
Die Nächte zwischen dem 25. Dezember (Weihnachten) und dem Fest der Heiligen Drei Könige (6. Januar) sind die sogenannten 12 heiligen Nächte, die - je nach Region - auch als Rau(h)nächte, Rauchnächte, Glöckelnächte, Innernächte bzw. Unternächte bezeichnet werden. Die Anzahl der Nächte ist regional unterschiedlich. Sie kann von drei bis zwölf Nächte sich erstrecken. In manchen Gebieten zählt auch die Thomasnacht (21. Dezember) zu den Rauhnächten.
Die Namensgebung
Woher der Name stammt, ist bis heute umstritten. Einerseits geht man vom mittelhochdeutschen Wort »rûch« (neuhochdeutsch: haarig) aus, das sich auf die Darstellung der Dämonen, welche in dieser Nacht umherirren sollen, bezieht. Anderseits wird auch angenommen, dass sich das Wort von Rauch/Räuchern herleitet. Damit würde sich auch der Brauch des Räucherns in dieser Zeit gut erklären lassen.
Warum gerade zwölf Nächte?
Die Erklärung ist bei den alten Germanen, genauer gesagt bei deren Kalender, zu finden. Im germanischen Kalender gab es immer einen Wechsel von Mond- und Sonnenjahr. Das Mondjahr hat nur 354, das Sonnenjahr 365 Tage. Hier ergibt sich eine Differenz von elf Tagen oder eben zwölf Nächten. Und diese gelten als »tote Zeit« oder als »Zeit zwischen den Jahren«.
Eine andere Erklärung dafür könnte auch sein, dass die Zahl Zwölf im Christentum eine besondere Rolle spielt. In der Bibel ist die Rede von den zwölf Stämme Israels, den zwölf Söhnen Jakobs, Jesus hatte zwölf Jünger und es gab zwölf Apostel. Also auch hier Grund genug, dass gerade die heiligen Nächte zwölf an der Zahl sind.
Von bösen Mächten, Beschwörungen und Geistern
In diesen stürmischen, von Dunkelheit geprägten Winternächten glaubte man, dass böse Mächte, die den Menschen Schaden zufügen wollten, ihr Unwesen treiben. Es war die Zeit, sie dich besonders eignete für die Beschwörung von Geistern und die Wahrsagerei. Und zu Silvester, also zur Mitte der Rauhnächte-Zeit, da sollte die »Wilde Jagd« beginnen. Während dieser Zeit, so der Glaube damals, hatten die Seelen der Toten, die Dämonen und Geister Ausgang und Zugang in die Welt der Lebenden.
Brauchtum in den Rauhnächten: Verbot des Wäschewaschens
Der Brauch, dass in dieser Zeit keine Wäsche gewaschen und aufgehängt werden darf, ist sehr eng mit der Vorstellung der »wilden Jagd« verwoben. Der Sage nach werden nämlich alle, die draußen bei diesen Tätigkeiten die wilde Jagd sehen, von ihr mitgerissen.
Auch wird besagt, dass Frau Holle aus jedem Wäschestück, das sie zu greifen bekommt, ein Leichentuch macht und somit jemand aus dem Hause stirbt.
So war es wenig verwunderlich, dass sich die Menschen aufgrund dieser Gefahren sich während dieser Zeit in ihren Häuser verschanzten und ein Großteil der alltäglichen Arbeiten eingestellt wurden – auch das Wäschewaschen.
Ordnung und Sauberkeit
Um den dunklen Gestalten der Rauhnächte, die das Chos und die Unordnung lieben, keinen Raum zu geben (und sie gar nicht erst anzulocken), wurde Ordnung in Haus, Hof und Stall hergestellt.
Räuchern
Durch das Räuchern mit bestimmten Kräutern und Harzen (Wacholder, Myrrhe, Beifuß, Fichten, Tannen- oder Kiefernharz) sollen Haus und Hof samt seiner Bewohner vor Unheil geschützt werden und Geister vertrieben werden.
Die Kräuter für dieses Ritual werden über das Jahr gesammelt und zu Mariä Himmelfahrt in den Kirchen geweiht.
Wahrsagerei
Rauhnächte sind besonders prädestinierte Zeiten für Orakel und Wahrsagerei. So besagt ein Brauch aus dem 19. Jahrhundert, dass unverheiratete Frauen um Mitternacht an einer Wegkreuzung (oder einem anderen »magischen Ort«) ihren zukünftigen Lebenspartner zu sehen bekommen. Seine Gestalt solle erscheinen und an ihnen vorübergehen. Was die Frauen aber nicht dabei machen dürfen, ist, sich zu ihm umdrehen oder ihn anzusprechen. Denn das würde ihren Tod bedeuten.
Weitere teilweise seltsame Orakel wurden in den Rauhnächten gerne befragt – zum Beispiel der Gänsemagen. Durch diesen sollte vorausgesagt werden, ob das nächste Jahr fruchtbar wird oder nicht.
In abgewandelter Form finden wir dieses „Element“ im Bleigießen bis heute.
Sprechende Tiere
In der Nacht vom 27. zum 28. Dezember sollen, so der „alte“ Glaube, die Tiere die menschliche Sprache sprechen und die Zukunft voraussagen können. Nur der Mensch hat davon nicht viel - oder keinen Nutzen, da jeder, der die Tiere sprechen hört, gleich darauf danach stirbt.
Perchtenlauf
In der letzten der zwölf Raunächte (5./6. Jänner) finden in zahlreichen alpinen Gegenden Perchtenläufe statt. Ein Brauch, der ebenfalls auf einen vorchristlichen Volksglauben zurückgeht. Man glaubte nämlich, dass in der Zeit zwischen den Jahren (also zwischen altem und neuem Jahr) die Pforte zur Anderswelt offenstand und so Geister und dämonische Wesen in diese Welt kommen konnten, um Unheil zu stiften. Um deren Treiben Einhalt zu gebieten, so die Sage, erscheint am Perchtabend die mythische Frau Percht (auch Frau Holle genannt) mit ihrem Gefolge, um die bösen Geister mit Glocken, Lärmen, Trommeln usw. zu vertreiben und um das alte Jahr „hinauszukehren“.
Einblicke in das Leben und Sterben des Heiligen
Unmittelbar nach Weihnachten, also nach dem Fest der Geburt Jesu, gedenkt die Kirche des Hl. Stephanus. Allein schon dieser Patz, den ihm die Kirche im Heiligenkalender einräumt (26.12), deutet an, dass es sich bei ihm um jemanden handeln muss, der etwas Besonderes darstellt – und das bis heute.
Stephanus wird erst spät „geschichtlich greifbar“
Über die ersten Lebensjahre des Stephanus schweigen die Quellen. Die Geschichte berichtet über ihn erst ab seinem rund 30. Lebensjahr. Das war der Zeitpunkt, ab dem er in seiner Heimatgemeinde als Diakon aktiv wurde.
Zu Beginn stand ein Konflikt
Vieles über ihn erfahren wir aus der Apostelgeschichte. Er war hellenistischer Jude und zählte zu den sieben Diakonen in der Urgemeinde, die durch die Apostel durch Handauflegung geweiht und dazu berufen wurden, sie bei ihrer Tätigkeit zu unterstützen.
Der Ursache für das Tätigwerden und das soziale Engagement des Stephanus war ein Konflikt zwischen den griechischsprachigen Hellenisten und den aramäischsprachigen Hebräer. Dabei ging es um die Versorgungspflicht von Witwen, die der Gemeinde oblag. Die Hellenisten warfen den Hebräern vor, die Witwen mit griechischem Hintergrund bei der täglichen Versorgung mit Lebensmitteln zu übersehen.
Um diesen Streit beizulegen, traten die Apostel an die Streitparteien der Gemeinde mit der Bitte heran, „…sieben Männer von gutem Ruf und voll Geist und Weisheit” (Apostelgeschichte 6,3) auszuwählen. Diese sollten als Diakone die sozialen Aufgaben der Urgemeinde, worunter auch die Betreuung der Witwen fiel, übernehmen. Und hierbei fällt die Wahl auch auf Stephanus, „.. einen Mann, erfüllt vom Glauben und vom Heiligen Geist” (Apg 6,5).
Die besondere Begabung des Stephanus
Was diesen Mann auszeichnete, war sein besonderes Predigttalent. Doch sollte auch genau dieses verhängnisvoll für ihn werden und sein Schicksal besiegeln. Seine mitreißenden Missionspredigten erregten Aufsehen und führten infolge zu heftigen Disputen. Um den unbequemen „Zeitgeist“ loszuwerden, schmiedetete man ein Komplott: Es wurde die Behauptung in die Welt gesetzt, dass Stephanus sich der Gotteslästerung schuldig gemacht habe. Er wird daraufhin vor den Hohen Rat gestellt, wo er einen der längsten Monologe der gesamten Bibel hält. In seiner Verteidigungsrede (vgl. Apg 7,1-53) bekennt sich Stephanus mit flammenden Worten zu seinem christlichen Glauben und dreht die Anklage gegen sich um. Er wirft darin seinen Anklägern und deren Vätern vor, sich dem Heiligen Geist zu widersetzen, die Propheten verraten und getötet sowie die von Moses dem auserwählten Volk überbrachten Gebote missachtet und gebrochen zu haben.
Stephanus, der Erzmärtyrer. Er gilt als der erste Christ, der für seinen Glauben in den Tod ging.
Als Stephanus dann zum Ende seiner Rede seinen Blick zum Himmel richtete und dort nach seinen Worten „die Herrlichkeit Gottes und Jesus zur Rechten Gottes stehen” (Apg 7,55) sah, umringte ihn die aufgebrachte Menge, zerrte ihn vor die Stadt. Dort wurde er vor dem Damaskustor als Gotteslästerer verurteilt und gesteinigt. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: „Herr, rechne ihnen diese Sünde nicht an.“
Saulus war vermutlich bei Stephanus‘ Steinigung
Schenkt man der Überlieferung Glauben, dann hat auch Saulus, der später zu Paulus wurde, an der Steinigung teilgenommen. Stephanus dürfte um das Jahr 40 gestorben sein. Erst 415 wurden die Gebeine des Stephanus wiedergefunden. Teile seiner Reliquien gelangten über Konstantinopel nach Rom.
Brauchtum und Verehrung
Belegt ist die Verehrung des Erzmärtyrers Stephanus seit dem 4. Jahrhundert. An vielen Orten entstanden infolge Kirchen, die dem Stephanus geweiht wurden und der Stephanus-Kult breitete sich weit aus und gewann an Bedeutung.
Ein sehr lebendiges Brauchtum entwickelte sich unter anderem um Stephanus als Pferdepatron: so gibt es bis heute noch Pferde- und Hafersegnungen am 26. Dezember. Ein weiterer Brauch weißt auf die Steinigung des Stephanus hin: Gläubige lassen Rotwein in einem Kelch, in den sie einen Stein gelegt haben, segnen, um dann daraus zu trinken.
Namensbedeutung
Übersetzt man Stephanus, dann bedeutet dies „der Bekränzte“.
Darstellung
Dargestellt wird er im Ornat des Diakons mit Palme, Buch und Steinen.
Patron
Er ist der Patron der Pferde, Pferdeknechte und Kutscher, Maurer, Schneider, Steinhauer, Weber, Zimmerleute und Fassbinder; angerufen wird er als Helfer gegen Kopfschmerzen, Steinleiden, Seitenstechen und Besessenheit; auch wenden und wandten sich Gläubigen an ihn mit der Bitte um einen guten Tod.
Das kirchliche Fest der Geburt Christi wird seit dem 4. Jahrhundert gefeiert - Franz von Assisi "erfand" 1223 die Weihnachtskrippe - Erster Wiener Christbaum stand 1814 im Salon von Baronin Fanny Arnstein
Rund 2,4 Milliarden Christen weltweit feiern am 24./25. Dezember und am 6./7. Jänner (Ostkirchen) das Fest der Geburt Christi und damit nach ihrem Verständnis die Menschwerdung Gottes. Rund 1,3 Milliarden Katholiken sowie Anglikaner, Protestanten und einige Orthodoxe sind am 24. Dezember in dieser Feier vereint. Russen, Serben, Kopten, Äthiopier und Armenier feiern hingegen nach dem Julianischen Kalender erst am 6. Jänner.
Das Weihnachtsfest am Heiligen Abend - 24. Dezember - ist die nach altem kirchlichen Brauch übliche "Vor-Feier" (Vigil) eines Hochfestes. Der Tag nach Weihnachten - 26. Dezember - wird bei den Katholiken als Hochfest des Heiligen Stephanus begangen. Auch die evangelisch-lutherische Liturgieordnung sieht die Feier des Stefanitags am 26. Dezember vor. In der griechisch-orthodoxen Kirche wird der Stefanitag am 27. Dezember gefeiert.
Als Ort für die Geburt Jesu nennt das Lukasevangelium Bethlehem bzw. dessen Umgebung. Der historisch exakte Tag der Geburt Jesu ist jedoch unbekannt, da für die ersten Christengenerationen die historisch genaue Definition dieses Tages unbedeutend war. Als historisch gesichert gilt eine Feier des Geburtsfestes Jesu am 25. Dezember des Jahres 336 in der römischen Stadtliturgie. Von Rom aus verbreitete sich das Weihnachtsfest in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts rasch nach Nordafrika, Oberitalien, Spanien und in den Orient. Es entwickelte sich neben Ostern zum beliebtesten christlichen Fest.
Die Frage, warum ausgerechnet der 25. Dezember als Weihnachtsdatum gewählt wurde, löst unter Fachleuten Diskussionen aus. Einige Historiker gehen davon aus, die Kirche habe den Termin bewusst gewählt, um das von den römischen Kaisern 274 eingeführte heidnische "Geburtsfest des unbesiegbaren Sonnengottes" ("Sol Invictus") neu zu deuten. Dabei wurde zunächst gleichzeitig das Fest der Anbetung der Weisen begangen, das später auf den 6. Jänner verlegt wurde. Eine zweite Theorie meint, dass christliche Theologen schon im 3. Jahrhundert den im Evangelium nicht genannten Geburtstag Christi am 25. Dezember berechneten, weil man nach der Tradition vom 25. März als Tag seiner Empfängnis ausging.
Die deutsche Bezeichnung "Weihnachten" ist erst seit dem 12. Jahrhundert belegt; die Zusammensetzung enthält das untergegangene mittelhochdeutsche Adjektiv "wich" mit der Bedeutung "heilig" und geht zurück auf die Zeitbestimmung "zewihen nahten", was also "in den heiligen Nächten" bedeutet.
Franz von Assisi "erfand" die Krippe
Krippe und Christbaum wurden erst relativ spät in das christliche Weihnachtsfest aufgenommen. Beim Evangelisten Lukas heißt es: Maria "gebar ihren Sohn, den Erstgeborenen. Sie wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe, weil in der Herberge kein Platz für sie war." Der Heilige Franz von Assisi hatte 1223 - vor 800 Jahren - in Greccio als erster die Idee, zum Weihnachtsfest die Geburt Christi im Stall von Bethlehem als "lebendes Bild" mit lebendigen Personen und Tieren nachzustellen.
Im mittelalterlichen Italien wurden zunächst geschnitzte oder wächserne Jesuskinder auf den Altar gelegt. Der Einzug der "Bambini" in die Nonnenklöster ist für das 14. Jahrhundert belegt. Im 15. Jahrhundert begann die Wallfahrt zum "Bambino" im Franziskanerkloster am römischen Kapitol (Aracoeli) als Gnadenort.
Weitere Bambino-Gnadenorte entwickelten sich in der Barockzeit. Die wohl berühmteste dieser Gnadenfiguren ist das "Prager Jesulein" aus dem Karmelitinnenkloster Maria Victoria in der tschechischen Hauptstadt. Es stammt aus dem Jahr 1628.
Ab dem 15. Jahrhundert gab es in Italien in den Kirchen permanente Krippen. Ab dem 17. Jahrhundert wurden Weihnachtskrippen auch außerhalb Mittelitaliens als Rekonstruktion des großen Ereignisses von Bethlehem populär. Einzelne Landschaften entwickelten vor allem in der Barockzeit besondere Traditionen des Krippenbaus - so Sizilien, Tirol, Oberbayern, die Provence und die Goralischen Täler südlich von Krakau.
In protestantischen Gegenden waren Krippendarstellungen früher verpönt. So tolerierte sie die Obrigkeit im evangelisch geprägten Erzgebirge erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts. Danach erlebte die Kunst des Krippenschnitzens ihre Blütezeit.
Christbaum kam vor 200 Jahren nach Wien
Der Christbaum wurde erst im 19. Jahrhundert zu dem zentralen Weihnachtssymbol, das er heute ist. Ein erster schriftlicher Hinweis auf geschmückte Tannenbäume zu Weihnachten findet sich in der elsässischen Hauptstadt Straßburg im Jahre 1606. Nach Österreich kam der Christbaum durch preußische protestantische - und interessanterweise auch jüdische - Migranten.
In Wien stand erstmals 1814 ein Christbaum, und zwar bei der jüdischen Gesellschaftsdame Fanny von Arnstein. Während des Wiener Kongresses trafen sich im Hause Arnstein prominente Vertreter aus Diplomatie, Wissenschaft, Kunst und Journalismus. Der erste Beleg für ein Christbaumfest in Wien ist der Bericht eines Metternich'schen Polizeispitzels aus dem Jahr 1814. "Bei Arnstein war vorgestern nach Berliner Sitte ein sehr zahlreiches Weihbaum- oder Christbaumfest", vermerkte der Spitzel am 26. Dezember 1814. Daraus wurde vielfach abgeleitet, dass im Hause der aus Berlin gebürtigen adeligen Gesellschaftsdame am 24. Dezember 1814 der erste Wiener Christbaum aufgestellt wurde.
Quelle: kathpress.at
Advent - das ist eine Zeit, die jeder von uns mit ganz bestimmten und persönlichen Vorstellungen und Erinnerungen verbindet. Advent - das ist (wäre) eine Zeit des Ruhigwerdens, der inneren Einkehr, es ist die Zeit der heimeligen Bräuche , eine Zeit der besonderen Stimmung, aber auch eine Zeit, die voll ist von Stress und Hektik.
Zur Herkunft des Namens »Advent«
»Advent« leitet sich vom lateinischen »adventus« her, was mit »Ankunft« übersetzt werden kann. Gemeint ist damit die Ankunft Jesu Christi. Die Christen bereiten sich in den Wochen des Advents auf das Fest der Geburt Jesu vor: auf Weihnachten. Vier Adventsonntage gehen dabei dem Weihnachtsfest voraus. Mit dem ersten Adventsonntag beginnt zugleich auch das neue Kirchenjahr.
Ursprünglich entsprach der Begriff »Advent« dem griechischen Wort »epiphaneia« (Erscheinung). Dieses bezeichnet ein Zweifaches:
1. Die Ankunft oder den Besuch eines hohen Amtsträgers (König oder Kaiser).
2. Die Ankunft der Gottheit im Tempel.
Vom Christentum wurde letztere Bedeutung übernommen, um damit die besondere Beziehung zu Jesus Christus zum Ausdruck zu bringen.
Ursprünglich war die Adventzeit eine Fastenzeit
Noch in der alten Kirche waren die Wochen des Advents vom Fasten geprägt. Diese vorweihnachtliche Fastenzeit erstreckte sich über den Zeitraum vom 11. November bis zum ursprünglichen Weihnachtstermin, dem Fest der Erscheinung des Herrn (6. Januar).
Die heutige Form der Adventzeit hat sich im 7. Jahrhundert herausgebildet. Papst Gregor hat dabei die Zahl der Sonntage von sechs auf vier festlegt. Durch das Konzil von Trient wurde später diese Regelung bestätigt.
Die Bedeutung der Adventzeit
Die Adventzeit wurde durch zwei Richtungen beeinflusst: Einerseits durch das endzeitliche Motiv der Wiederkunft Christi, das zur Ausgestaltung des Advents als Zeit der ernsthaften Buße führte. Diese Richtung war in den gallischen Gebieten vorherrschend. Andererseits gewann das weihnachtlich-freudige Ankunftsmotiv der Menschwerdung Gottes an Bedeutung gerade im römischen Einflussbereich. Heute finden sich beiden Deutungen an den unterschiedlichen Adventsonntagen in der Liturgie.
Für die orthodoxen Kirche ist die Adventzeit eine Fastenzeit geblieben. Diese beginnt 40 Tage vor dem Weihnachtsfest. Verboten sind in dieser Zeit Milch und tierische Produkte.
Wann beginnt eigentlich der Advent?
Der Advent beginnt stets mit einem Sonntag und endet an einem festen Datum, nämlich mit Weihnachten (25. Dezember). Der letzte Sonntag vor Weihnachten ist der vierte Adventsonntag. Daraus ergibt sich, dass die Zeit des Advents - je nach Kalenderjahr - unterschiedlich lang sein kann. Der Zeitpunkt des Beginns liegt damit zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember.
Durch den Zeitraum des Advents begleitet uns der Adventkranz, an dem Sonntag für Sonntag eine Kerze entzündet wird. Dieser Brauch zählt zu den bekanntesten Traditionen im Advent und wird bis heute hochgehalten. Damit hat der Kranz auch eines behalten: Seine ursprüngliche Bedeutung als »Zählmittel« hin auf das Weihnachtsfest.
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