Ein Augenblick der Geschichte: Punkt 18:08 Uhr durchbrach ein schneeweißer Rauchschleier den römischen Abendhimmel – das uralte Zeichen, das Generationen verbindet, ließ keinen Zweifel: Die katholische Kirche hat einen neuen Papst. In der Sixtinischen Kapelle, wo seit Jahrhunderten die Wahl des Nachfolgers Petri stattfindet, haben sich die Kardinäle im vierten Wahlgang geeinigt. Der Petersdom antwortete unmittelbar mit feierlichem Glockengeläut, das sich wie ein Siegeschoral über die Ewige Stadt legte.
Der Petersplatz, schon seit Stunden von erwartungsvollen Pilgern, Gläubigen und Neugierigen gefüllt, wurde im Nu zum Schauplatz einer kollektiven, weltumspannenden Freude. Menschen umarmten sich, viele mit Tränen des Glücks in den Augen, als die ersten „Viva il Papa!“-Rufe die Stille durchbrachen. Kameras klickten, Reporter übertrugen live, als die Glocken der Stadt zu einem Festgeläut anschwollen, das Rom erbeben ließ.
Noch ist der Name des neuen Pontifex nicht verkündet – doch das wird sich bald ändern. Der Kardinalprotodiakon, Dominique Mamberti, wird in Kürze auf den berühmten Mittelbalkon der Basilika treten, um die Worte zu sprechen, auf die die Welt wartet: „Annuntio vobis gaudium magnum – Habemus Papam!“. Es ist ein Ruf, der weit über die Mauern des Vatikans hinaus hallt – ein Ruf der Hoffnung, des Aufbruchs und der spirituellen Erneuerung.
Zuvor jedoch hat sich der Erwählte zurückgezogen in den sogenannten „Raum der Tränen“, einen Ort des inneren Aufbruchs, wo der neue Papst allein die weißen Gewänder seines Amtes anlegt. Dort, fern von den Blicken der Öffentlichkeit, darf er der überwältigenden Last und Gnade dieses Moments freien Lauf lassen. Anschließend werden ihm die Kardinäle Gehorsam und Treue schwören – ein symbolischer Akt tiefster Einigkeit.
Das Konklave selbst begann erst am Mittwoch und zählt damit zu den kürzesten in der Kirchengeschichte. 133 wahlberechtigte Kardinäle aus aller Welt hatten sich – abgeschottet von der Welt – beraten, gebetet und gewählt. Die Sedisvakanz, die Zeit der Leere seit dem Tod von Papst Franziskus am 21. April, findet damit ihr feierliches Ende.
Franziskus, der Papst der Armen, der Reformer mit sanfter Stimme und fester Haltung, hatte tiefe Spuren hinterlassen. Sein Verzicht auf Prunk, seine Nähe zu den Menschen und seine mutigen Stellungnahmen zu globalen Themen machten ihn zum moralischen Kompass unserer Zeit. Er fand seine letzte Ruhe nicht im Petersdom, sondern in der Marienkirche Santa Maria Maggiore – seinem Herzensort.
Nun aber richtet sich der Blick auf das Fenster der Weltkirche, wo sich bald der 267. Nachfolger des Apostels Petrus zeigen wird. Er wird segnen – Urbi et Orbi, der Stadt und dem Erdkreis – und damit ein neues Kapitel im Buch des Glaubens aufschlagen.
Quelle: orf.at und kathpress, redigiert durch ÖA