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Am Sonntag, 27. August 2023, feierte Militärbischof Werner Freistetter in der St. Georgs-Kathedrale mit der Sonntagsgemeinde die heilige Messe, die eine Besonderheit darstellte.
Gedenkmesse für Hl. Philipp Benizi
Bei traumhaften Augustwetter fanden sich am 27. August Gläubige aus Niederösterreich, Wien und Südmähren in der Kathedrale an der Theresianischen Militärakademie zu einem Gedenkgottesdienst ein. In den Eröffnungs- und Begrüßungsworten wies Dr. Freistetter auf seinen Konzelebranten, den Altprior des Servitenkonventes am Mariahilfberg, hin und hieß speziell die Teilnehmer der Vereinigung Österreichischer Peacekeeper und eine servitanische Pilgergruppe aus Tschechien herzlich willkommen.
Der kirchliche Prozess zur Bestätigung der Hl. Philipp Benizi als Patron für die Österreichischen Peacekeeper hat begonnen
Militärbischof Freistetter gab im Zuge seiner Predigt bekannt, dass der kirchliche Prozess zur Bestätigung des Hl. Philipp Benizi (1233 - 1285) als Patron der Österreichischen Peacekeeper (dabei handelt es sich um Österreicherinnen und Österreicher, die sich im Ausland für Frieden und Menschenrechte einsetzen) begonnen habe. Freistetter erklärte, dass viele berühmte Heilige seit Jahrhunderten für bestimmte Aspekte angerufen werden. Aber er wies besonders darauf hin, dass dieser spezielle Bestätigungsprozess hier eine aktuelle und junge Tradition der Verehrung betrifft. Weiter führte er aus, dass dieser Heilige des Servitenordens ähnlich unbekannt sei wie auch die vielen Helfer Österreichs im Ausland heutzutage. "Was diesen Heiligen, der im 13. Jahrhundert lebte und wirkte, aber auszeichnete", so der Militärbischof, "waren neben anderen Tugenden sein sich in besonderer Weise Einsetzen für Frieden und Versöhnung".
Vor dem Schlusssegen sprach Altprior Pater Gerhard M. Walder OSM über seinen heiligen Ordensbruder Philipp Benizi und alle Anwesenden beteten danach gemeinsam das Benizi-Friedensgebet. Die anschließende Agape bot eine gute Möglichkeit, sich über den Frieden in der Welt auszutauschen.
Bericht in redigierter Form von Dietmar Hübsch
Am 8. September 2023 findet die diesjährige Blaulichwallfahrt statt. Der Streckenverlauf führt von Poysdorf über Falkenstein nach Ottenthal.Um 0830 Uhr wird der Pilgersegen bei der nördlichen Stadtausfahrt von Poysdorf erteilt und danach der erste Abschnitt der Marschstrecke in Angriff genommen. Um 1030 Uhr ist Statio und Labung in Falkenstein. Hier ist auch die Einstiegsstelle für diejenigen, die nur den 2. Teil der Strecke mitgehen und mitbeten wollen. Gegen 1300 Uhr ist nach 13 km Fußstrecke das Ziel der Blaulichtwallfahrt erreicht: Der Ort Ottenthal. Dort findet der Wallfahrtsgottesdienst mit Militärbischof Werner Freistetter statt. Danach beginnt der gemütlicher Ausklang bei einem militärischen Löffelgericht.
Anmeldungen zur 5. Blaulichtwallfahrt sind erbeten bis 1. September 2023 unter Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!.
Nähere Infos erhalten Sie unter 050201 30 40108 oder 0670 500 2130.
Für die Rückkehr zum Start wird eigens ein Shuttle angeboten.
Kirchen in Österreich machen von 1. September bis 4. Oktober auf die Dringlichkeit des Klimaschutzes und gesamtgesellschaftlicher wie persönlicher Verhaltensänderungen aufmerksam - Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen am 15. September in Wien
Den Blick auf auf die Dringlichkeit der Bewahrung der Schöpfung lenken
Die christlichen Kirchen in Österreich machen ab 1. September wieder auf die Dringlichkeit der Bewahrung der Schöpfung aufmerksam. Bis zum 4. Oktober, dem Fest des Heiligen Franziskus und offiziellen Ende der fünfwöchigen "Schöpfungszeit", finden österreichweit themenbezogene Veranstaltungen und Gottesdienste statt. Dazu gehören etwa ökumenische Schöpfungsgottesdienste und Gebete, Wanderungen oder die Aktion "Wir RADLn in die Kirche".
Der traditionelle Gottesdienst des Ökumenischen Rates der Kirchen in Österreich (ÖRKÖ) zu diesem Anlass findet heuer am Freitag, 15. September, um 16 Uhr in der Wiener Michaelerkirche (1., Michaelerplatz 5) statt. Das Datum ist vonseiten des ÖRKÖ bewusst gewählt, findet doch am 15. September der nächste weltweite Klimastreik statt. Dazu gibt es u.a. auch in Wien Demonstrationen und Kundgebungen. Kirchenvertreterinnen und -vertreter sowie die "Religions for Future"-Wien laden beispielsweise am 15. September um 11.30 Uhr zu einem interreligiösen Auftakt im Innenhof der armenische Kirche in Wien-Landstraße (3., Kolonitzgasse 11) ein.
In jeder österreichischen Diözese gibt es im Rahmen der Schöpfungszeit auch heuer wieder zahlreiche Umweltschutzaktionen. Besondere Initiativen gehen auch jedes Jahr von den Umweltbeauftragten der Katholischen und Evangelischen Kirche Österreichs aus. (Infos: www.schoepfung.at)
Schöpfungszeit bis 4. Oktober
Seit 2015 ist der ökumenisch begangene "Schöpfungstag" am 1. September offiziell als "Weltgebetstag für die Schöpfung" im katholischen Kalender eingetragen. Bereits 1989 hatte der damalige Ökumenische Patriarch von Konstantinopel, Dimitrios I., "die ganze orthodoxe und christliche Welt" eingeladen, am 1. September "zum Schöpfer der Welt zu beten: mit Dankgebeten für die große Gabe der geschaffenen Welt und mit Bittgebeten für ihren Schutz und für ihre Erlösung". Diese Initiative wurde 1992 von der gesamten orthodoxen Kirche begrüßt und übernommen, katholische und evangelische Ortskirchen folgten.
2007 weitete die dritte Europäische Ökumenische Versammlung in Sibiu/Hermannstadt (Rumänien) dies aus und empfahl, "dass der Zeitraum zwischen dem 1. September und dem 4. Oktober dem Gebet für den Schutz der Schöpfung und der Förderung eines nachhaltigen Lebensstils gewidmet wird, um den Klimawandel aufzuhalten".
Als besonderer kirchlicher Mahner für mehr Schöpfungsverantwortung gilt Patriarch Bartholomaios I., der Nachfolger von Dimitrios auf dem Patriarchensitz in Konstantinopel. Er hat auch den Beinamen "Der grüne Patriarch". Es überrascht nicht, dass Papst Franziskus in seiner Umwelt- und Sozial-Enzyklika "Laudato si" (2015) den Patriarchen als Vorbild hervorgehoben hat.
Quelle: kathpress.at
Mit einem Gottesdienst mit Papst Franziskus und rund 1,5 Millionen Gläubigen ist der diesjährige Weltjugendtag der katholischen Kirche in Lissabon zu Ende gegangen. Mehrere Hunderttausend Jugendliche und junge Erwachsene aus aller Welt hatten als Dauerteilnehmer an dem Großereignis von 1. bis 6. August in der portugiesischen Hauptstadt teilgenommen. Aus Österreich waren nach Schätzungen rund 3.000 junge Christinnen und Christen dabei.
Neben den zentralen WJT-Veranstaltungen, wie den Länder-Treffen, Katechesen und Papst-Messen, bot der Weltjugendtag über 200 weitere Aktivitäten, darunter Musikveranstaltungen, Tanz, Theater und Sport-Turniere. Vier heimische Bischöfe begleiteten die jungen Pilgerinnen und Pilger aus Österreich zum Weltjugendtag: Jugendbischof Stephan Turnovszky, der Grazer Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl, der Innsbrucker Bischof Hermann Glettler sowie der Kärntner Bischof Josef Marketz.
Der nächste reguläre Weltjugendtag soll 2027 in Südkoreas Hauptstadt Seoul stattfinden. Damit wird nach Manila 1995 zum zweiten Mal eine asiatische Stadt Gastgeberin des katholischen Großereignisses sein.
Papst Johannes Paul II. (1978-2005) hatte die Weltjugendtage 1985 ins Leben gerufen. Das jeweilige katholische Kirchenoberhaupt lädt junge Christen aller Erdteile zu einem Treffen unter einem bestimmten Motto ein. Bisher gab es 15 internationale Weltjugendtage, der erste fand 1986 in Rom statt. Im Wechsel werden die Weltjugendtage in kleinerem Rahmen in den Diözesen vor Ort sowie rund alle drei Jahre als weltweites Großtreffen organisiert.
Quelle: kathpress.at
„Fürchte dich nicht!“ und „alle alle alle“ - zwei Statements des Papstes mit großer Bedeutung für Jugendliche und die katholische Kirche an sich.
Mittlerweile ist Sonntagnachmittag und die Temperaturen erreichen an die 37 Grad. Der Weltjugendtag neigt sich dem Ende zu, dennoch werden mir die Eindrücke noch lange in Erinnerung bleiben. Meine Erwartungen sind nicht nur erfüllt, sondern in gewisser Hinsicht auch übertroffen worden. Wie bereits erwähnt habe ich mir vorgenommen, neue Kontakte zu knüpfen und Zeit zum Nachdenken zu finden.
Die Jugendlichen aus aller Welt sind offen und man findet leicht Menschen, mit denen man sich austauschen kann. Der Eisbrecher bei den Gesprächen, die ich geführt habe, sind zwei Fragen: Erstens woher kommst du und zweitens warum bist du hier. Man lernt wirklich Menschen aus allen Regionen der Welt kennen, beispielsweise habe ich mit einem französischen Studenten gesprochen, der im Herbst in Wien ein Semester studieren wird. Dazu braucht es Mut, da man für ein halbes Jahr in ein anderes Land mit eigener Kultur zieht.
Mut beschreibt Papst Franziskus in seiner Predigt zur Messe am Weltjugendtag mit: „Fürchte dich nicht“. Zudem führt er aus, dass die Jugend das Potential aufweist, Veränderungen voranzutreiben - man sagt ja so passend, dass Verbesserung Veränderung heißt. Er spricht uns jungen Menschen zu, dass wir mutig an unsere Träume für ein besseres Leben glauben und uns nicht von Ängsten bremsen lassen sollen. In einer Welt, die von Schnelllebigkeit und Leistungsdruck gekennzeichnet ist, braucht es wahrlich Zuversicht und Mut, sich seinen Träumen hinzugeben. Ich nehme für mich mit, dass es wichtig und ja, auch mutig ist, auf sich selbst zu hören und seinen eigenen Weg zu gehen.
Bei der Vigil betont der Papst weiter, dass die Kirche für „alle, alle, alle“ ihre Türen offen hat. Das ist eine mutige Botschaft des Papstes, da niemand - egal der Herkunft, des Geschlechts, der Orientierung – diskriminiert wird. Der Weltjugendtag zeigt, dass die heutige Jugend mehrheitlich nicht das Trennende und Ausgrenzende, sondern vielmehr das Gemeinsame und Verbindende sucht.
Abschließend ist mir bewusst geworden, dass man manchmal einfach innehalten und Stille suchen sollte. Bei der Vigil am Samstag haben über eine Million Jugendliche im "Tejo-Park" Stimmung gemacht. Doch der Papst kündigte für alle Personen in der Abendwache (=Vigil) einige Minuten Stille an. Diese Atmosphäre, wenn so viele Menschen ruhig sind, ist unbeschreiblich. Die Gedanken, die diese Stimmung hervorruft, sind persönlich. Ich bin mir jedoch sicher, dass dieses in sich innehalten gerade in einer schnelllebigen Welt gut tut.
Am Ende spreche ich im Namen der gesamten Gruppe an Oberstleutant Horst Dauerböck, Militärdekan Stefan Gugerel und Militärkurat Jakob Stoiber ein herzliches Vergelt’s Gott für diese Reise aus, die uns als Erfahrung immer gut in Erinnerung bleiben wird
Lissabon, Tag 3 und 4 - Temperatur konstant heiß.
Das Meet&Greet leitet den dritten Tag im gemeinsamen Gebet ein. Der Bischof von Augsburg findet die richtigen Worte, die Jugendliche brauchen. In der Predigt und den Vorträgen geht es nicht rein um ein Gutheißen vom christlichen Glauben. Vielmehr werden auch kritische Fragen behandelt: Wofür steht die katholische Kirche und wie passen diese traditionellen Werte ins 21. Jahrhundert? Diese Fragen kann man nicht endgültig beantworten und die Antwort muss man für sich selbst finden. Die Priester geben lediglich Anhaltspunkte, die mögliche Ansätze für die Beantwortung dieser heiklen und tiefgründigen Fragen darstellen.
Ich möchte zwei Gedanken, die beim morgendlichen Gebet erwähnt worden sind, hervorheben. Erstens versucht die katholische Kirche Werte zu vermitteln, die für ein Zusammenleben in einer Gemeinschaft - sei es in einer Familie oder in einem Staat, in gewissen Maßen unabdingbar sind. Das Zusammenleben von Menschen braucht Regeln, zum Beispiel die Verfassung. Diese formalen Regularien reichen allerdings nicht aus, um ein gelungenes und erfüllendes Miteinander zu ermöglichen. Dies erlangt man nur dann, wenn man seine Mitmenschen respektiert und Rücksicht auf die Stärken und Schwächen nimmt - Werte für die die Kirche steht.
Zweitens zeigt der Weltjugendtag, dass die Kirche zugänglich für Menschen aus aller Welt ist. Es ist egal, aus welchem Land und aus welcher sozialen Schicht man stammt, es ist egal, wie man aussieht und wie alt man ist. Die Kirche grenzt nicht aus, sondern zeigt sich in fast allen Hinsichten als weltoffen. Diese Offenheit gegenüber Menschen hat natürlich zum Ziel, auch ihre Werte zu transportieren. Der Jugendtag vermittelt dies und bringt junge Menschen aus aller Welt zusammen, die sich austauschen und neue Kontakte knüpfen.
Der Jugendtag steht nicht nur für Gebet. Wie bereits an den ersten zwei Tagen erkunden wir Lissabon zu Fuß. Das Programm führt uns zur Kathedrale von Lissabon, diese fußt auf den Fundamenten einer Moschee. Neben diesen interessanten Details erklärt uns Militärpfarrer Gugerel die Geschichte von Portugal, die von einer Machtausweitung Portugals und der katholischen Kirche geprägt ist. Auch der Besuch eines Militärstützpunkts der Marine steht auf dem Programm, wo wir uns mit Soldaten aus mehreren Staaten zum Gebet treffen.
Gemeinschaftliche Aspekte kommen neben den Spaziergängen durch Lissabon und dem Programm nicht zu kurz.
Am Donnerstag findet zudem die Eröffnung mit Papst Franziskus statt. Unzählig viele Menschen wohnen dieser Veranstaltung bei und die Atmosphäre ist atemberaubend.
Schließen möchte ich diesen Bericht mit den Worten eines Teilnehmers aus unserer Gruppe, die eine Antwort von vielen auf die Frage des Glaubens darstellt. Bei einer Veranstaltung nimmt eine Person mit Beeinträchtigung aus einem anderen Land teil und freut sich, bei dem Gebet teilnehmen zu können. Somit zeigt sich die Person dankbar und gläubig dafür, obwohl sie es nicht so leicht hat wie andere. Er sagt: „Ist doch schön, wenn man das selbst erkennt, was Glaube für Menschen bedeuten kann”.
Wie war die Liturgie vom Papst und haben sich meine Erwartungen an den Weltjugendtag erfüllt? Antwort folgt …
Inzwischen liebe Grüße vom Weltjugendtag
Stefan
Noch bis Sonntag läuft der Weltjugendtag in Lissabon - Junge Christinnen und Christen aus mehr als 180 Ländern feiern zusammen mit dem Papst ihren Glauben - Franziskus setzt auch politische Akzente - Von Kathpress-Korrespondentin Anita Hirschbeck
Eine halbe Million junge Menschen aus allen Kontinenten jubeln, klatschen, tanzen - und beten. Die Willkommensveranstaltung im zentral gelegenen Park Eduardo VII. in Portugals Hauptstadt Lissabon war bislang der Höhepunkt des Weltjugendtages 2023 und gleichzeitig der erste Auftritt von Papst Franziskus vor den Pilgerinnen und Pilgern des katholischen Riesenevents.
Nach "Tagen der Begegnung" in den verschiedenen Landesteilen Portugals sind die Jugendlichen seit Montag in der Hauptstadt, feiern Gottesdienste, gehen auf Konzerte, besuchen Diskussionsveranstaltungen, zum Beispiel zum Thema Umwelt, und nehmen an Katechesen - einer Art religiöser Unterrichtsstunde - teil.
Der Papst startete seinen Portugal Aufenthalt am Mittwoch mit einer überraschenden Grundsatzrede zu Europa. „Die Welt braucht Europa, das wahre Europa”, sagte er im Kulturzentrum zu Belem. Er würdigte die Rolle des "Alten Kontinents" als Friedensstifter und Brückenbauer, legte den Finger aber auch in die Wunde, indem er die Ausgrenzung von Älteren, die Abgrenzung von Migranten und die niedrigen Geburtenraten kritisierte.
Mit einem der heikelsten innerkirchlichen Themen wurde der Papst gleich am ersten Reisetag konfrontiert. Am Mittwochabend traf er Betroffene von sexuellem Missbrauch in der Kirche. Die Begegnung mit 13 Personen sei in einer Atmosphäre des "intensiven Zuhörens" verlaufen, teilte der Vatikan im Anschluss mit.
Das Thema Missbrauch hatte bis zu Beginn des Weltjugendtages für viel Kritik in Portugal gesorgt. Kurz vor Ankunft des Papstes hatte eine Betroffenengruppe eine große Plakatwand an einer der belebtesten Straßen Lissabons angebracht. "4.800+ von der katholischen Kirche in Portugal missbrauchte Kinder" stand darauf. Vorausgegangen war eine Untersuchung, wonach in den vergangenen 70 Jahren mindestens 4.815 Minderjährige missbraucht wurden.
Dass der Papst Opfer traf, fanden viele Pilgerinnen und Pilger gut. „Es ist wichtig anzuerkennen, was passiert ist”, sagte die 25 Jahre alte Emilia aus Portugal. „Wir müssen die Opfer respektieren und sicherstellen, dass so etwas nicht mehr passieren kann. Ich denke aber auch, dass noch mehr getan werden muss.”
Papst hellwach und mitreißend
Die Jugendlichen erlebten den Weltjugendtag zunächst noch ohne Papst. Erst am Donnerstagabend trat er erstmals auf einer Bühne vor den jungen Menschen auf. Eine halbe Million kamen zu dem Ereignis in den Park Eduardo VII. „Gott liebt uns, wie wir sind”, rief er ihnen zu und: "In der Kirche ist Platz für alle." Er forderte die Menge auf, das Wort "alle" dreimal mit ihm zu wiederholen. "Alle, alle, alle!", schallte es durch die Reihen.
Besonders in diesem Moment wirkte Franziskus, der meist Spanisch spricht, das auch von vielen Portugiesen verstanden wird, hellwach und mitreißend. Lissabon ist seine erste Reise nach einer umfangreichen Bauchoperation im Juni. Seitdem hat er sichtbar abgenommen und wirkt frischer. Doch seine Gehbehinderung schränkt ihn weiterhin ein, der Rollstuhl bleibt sein wichtigstes Fortbewegungsmittel.
Zudem schien er Probleme mit den Augen zu haben. Seine Brille funktioniere nicht gut, scherzte er am Freitagmorgen bei einem Auftritt in einem Sozialzentrum und kürzte erneut seine Ansprache ab.
Gottesdienste und Besuch in Fatima
Die Höhepunkte der Reise mit langen und intensiven Begegnungen zwischen Papst und Jugendlichen stehen noch bevor. Dazu gehören ein Kreuzweg, eine Nachtwache und die Abschlussmesse am Sonntag. Zu diesem letzten Gottesdienst werden bis zu einer Million Menschen erwartet, darunter die rund 3.000 angereisten Jugendlichen und jungen Erwachsenen aus Österreich.
Am Samstagvormittag unternimmt Franziskus zudem einen Ausflug zum Marienwallfahrtsort Fatima. Beobachter erwarten, dass er dort einen erneuten Friedensappell in Richtung Russland und Ukraine richten wird. Es wäre eine weitere politische Botschaft, die von diesem Weltjugendtag ausgeht.
In Lissabon zieht Emilia am Freitag eine erste Zwischenbilanz. Die Kirche müsse mit der modernen Zeit und den jungen Menschen mitgehen. „Die Zukunft der Kirche liegt an uns”, sagt die Pilgerin. „Was wir brauchen, ist eine Botschaft der Hoffnung, eine Botschaft für Vertrauen in die Kirche.”
Von Kathpress-Korrespondentin Anita Hirschbeck
Ein starker Appell des Papstes an Europa
Ein Kreischen setzt ein, als der weiße Mittelklassewagen um die Ecke biegt. Mehrere Hundert Jugendliche haben sich Mittwochmittag vor dem Nationalpalast in Lissabon versammelt, dem Sitz von Portugals Staatspräsident. Sie schwenken die Fahnen ihrer Herkunftsländer, singen, klatschen und rufen immer wieder: "Das hier ist die Jugend des Papstes!"
Als Papst Franziskus aus seinem Toyota aussteigt, jubelt die Menge noch ein wenig lauter. Kurz zuvor ist er am Flughafen von Lissabon gelandet. Portugals Hauptstadt befindet sich bis Sonntag im Ausnahmezustand: Rund 600.000 Teilnehmende sind zum katholischen Weltjugendtag gekommen - mehr Menschen, als die Stadt Einwohner hat.
Noch im Flugzeug begrüßt Franziskus die mitreisenden Journalisten einzeln und im Stehen, obwohl er seit gut einem Jahr kaum mehr längere Termine ohne Rollstuhl absolviert. Als der 86-Jährige dann vor dem Nationalpalast aus dem weißen Toyota steigt, stützen ihn auf der einen Seite sein Kammerdiener Sandro Mariotti und auf der anderen Portugals Staatspräsident Marcelo Rebelo de Sousa die wenigen Schritte bis hin zu einem gepolsterten Ehrenstuhl. Dort bleibt der Papst vornüber gebeugt und mit versteinerter Miene stehen, bis die Nationalhymnen verklungen sind.
Erste Reise nach Bauchoperation
Erst als Franziskus Platz genommen hat, entspannen sich seine Gesichtszüge. Er gestikuliert und lacht mit dem Präsidenten. Ein Militärschiff auf dem nahe gelegenen Tejo-Fluss gibt Salutschüsse ab. Die Menge ruft: "Es lebe der Papst!"
Es ist die erste Reise von Franziskus nach einer umfangreichen Bauchoperation im Juni. Während der neun Tage, die er in der Gemelli-Klinik in Rom verbrachte, war seine Teilnahme am Weltjugendtag zeitweise ungewiss. Zwar hat er seit der OP sichtlich abgenommen und sieht insgesamt gesünder aus. Seine Gehbehinderung macht ihm aber nach wie vor zu schaffen, wie auch am Mittwoch deutlich wird.
Europarede von Applaus unterbrochen
Diese Einschränkung tut den Inhalten aber keinen Abbruch. Schon bei seiner ersten Rede in Lissabon - im Kulturzentrum von Belem - formuliert der Papst einen ermutigenden Aufruf an Europa. Die Welt brauche den "Alten Kontinent" als Brückenbauer und Friedensstifter, sagt er vor Vertretern von Politik und Gesellschaft. „Ich träume von einem Europa als dem Herzen des Westens, das seinen Einfallsreichtum dafür einsetzt, um Kriegsherde zu löschen und Lichter der Hoffnung zu entzünden."
Immer wieder wird seine Rede von Applaus unterbrochen. Mit dem Weltjugendtag beginnt für Franziskus eine arbeitsreiche zweite Jahreshälfte. Neben Portugal stehen Besuche in der Mongolei und im französischen Marseille auf dem Programm. Ende September wird der Papst im Vatikan 21 neue Kardinäle ernennen. Gleich im Anschluss leitet er im Oktober in Rom die vierwöchige Versammlung der Bischofssynode.
Weltjugendtag in vollem Gang
Gut möglich, dass Franziskus aus Lissabon Kraft für dieses straffe Arbeitsprogramm zieht. Im Kontakt mit Jugendlichen blüht er normalerweise auf. Er werde nach dem Fest "verjüngt" zurückkehren, meinte der Papst im Flugzeug vor Journalisten. Zusammengetroffen ist er mit den Pilgerinnen und Pilgern, die zu der katholischen Großveranstaltung gekommen sind, aber noch nicht. Seinen Anreisetag am Mittwoch verbringt er vollständig mit offiziellen Terminen. Am Abend stand noch eine Messe mit portugiesischen Bischöfen und Priestern im Hieronymiten-Kloster auf dem Programm.
Für die Teilnehmenden hingegen ist der Weltjugendtag schon in vollem Gang. Am Montagabend fand im Park Eduardo VII der Eröffnungsakt mit dem Lissaboner Kardinal Manuel Clemente statt. Die 25 Hektar große Fläche reichte für die vielen Jugendlichen kaum aus, die klatschten, tanzten, sangen und feierten.
Erst am Donnerstagabend werden schließlich Pilger und Papst zusammentreffen. Dann tritt Franziskus in eben jenem Park erstmals bei den Jugendlichen an. Der Ansturm wird dann ebenso groß sein wie am Montag und die Stimmung wohl noch euphorischer. Dieser Funke dürfte auf den Papst überspringen - und umgekehrt.
Von Kathpress-Korrespondentin Anita Hirschbeck
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