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Feldausgabe Stimmen der Zeirt Feldausgabe Stimmen der Zeirt

Während des Ersten Weltkriegs veröffentlichte die renommierte jesuitische Zeitschrift „Stimmen der Zeit“ in den Jahren 1915 bis 1918 24 Hefte einer eigenen „Feldausgabe“ mit kriegsbezogenen Themen.

Im ersten Heft spannt sich der thematische Bogen von einem Nachruf auf den in Sarajevo ermordeten Thronfolger Erzherzog Franz Ferdinand von Österreich-Este über einen Beitrag des Jesuiten Peter Lippert zu den „Gefallenen unseres Volkes“, in dem über den Sinn des Lebens und des Todes aus theologischer Sicht reflektiert wird, bis hin zu einer Besprechung von „Fähnrich Ståls Erzählungen“. Dabei handelt es sich um eine Sammlung heroischer Gedichte des finnisch-schwedischen Dichters Johann Ludwig Runeberg über den finnisch-russischen [schwedisch-russischen] Krieg – ein Werk, aus dem im Übrigen auch der Text der heutigen finnischen Nationalhymne stammt.
Zwei weitere Artikel der Rubrik Umschau widmen sich den Aussagen des mittelalterlichen Theologen Thomas von Aquin über Krieg sowie die Richtigstellung einer im Ausland weitverbreiteten Ansicht, dass der Philosoph Friedrich Nietzsche der „Genius des deutschen Volkes“ sei und „Deutschland unter dem alles überwiegenden Einfluß des Dreigestirns Nietzsche, Treitschke, Bernhardi“ stehe. Der Verfasser, der Jesuit Max Przibilla, sieht dagegen keinerlei Verbindung zwischen dem tatsächlich vorhandenen unbeugsamen Willen, „alles einzusetzen für die Freiheit und Größe des geliebten Vaterlandes“ und dem „von Nietzsche verherrlichten rohen ‚Willen zur Macht‘, der alle Schranken der Moral durchbricht“. Deutschland sei nicht vom Willen zur Eroberung getrieben, sondern „von der Gerechtigkeit seiner Sache und der Notwendigkeit ihrer Verteidigung“ überzeugt (alle 27). Wenn etwa Thomas Mann Nietzsche mit Kant zu den „Moralisten des deutschen Militarismus“ (28) zählt oder W. Borchers sein Eintreten für das echte Germanentum hervorhebe, so vergäßen sie offenbar, dass bei Nietzsche die Rechte der Nationalität bzw. die Vaterlandsliebe nicht viel gegolten haben. Vielmehr hätten von Nietzsche verachtete christliche Tugenden wie Gottvertrauen, Hingabe an das Ganze, opfernde Nächstenliebe die „wuchtige Erhebung unseres Volkes“ (29) groß gemacht. Nietzsche „als Verkörperung deutschen Wesens“ (29) zu preisen sei daher eine Beleidigung des deutschen Volkes.

Feldausgabe Stimmen der Zeit. Erstes Heft, Freiburg im Breisgau 1915, 32 Seiten
Buchnummer MBBA: 24.855

MBBA