Selbst die Vorhaut Jesu, die Jesus laut Lukasevangelium am achten Tage nach seiner Geburt im Zuge der Beschneidung entfernt wurde, wurde als „Sanctum Präputium” (heilige Vorhaut) verehrt. Der Legende nach habe eine alte Frau diese in Öl eingelegt und so über die Zeiten konserviert. Karl der Große soll die Reliquie dann anlässlich seiner Kaiserkrönung am 25. Dezember 800 in Rom Papst Leo III. geschenkt haben. Nach vielen Stationen behaupteten gleich 13 Kirchen, im Besitz der heiligen Vorhaut zu sein. Reformation und Französische Revolution machten vielen dieser Objekte ein Ende. Die Vorhaut-Reliquie in Calcata wurde allerdings noch 1856 von einem Bischof als "echt" anerkannt und bis 1983 bei Prozessionen öffentlich gezeigt. Dann verschwand sie plötzlich unter bisher ungeklärten Umständen.
Die Muttermilch Marias
Auch von Maria werden zahlreiche Reliquen verehrt, die im Kontext mit Weihnachten stehen. Im Dom im italienischen Perugia wird etwa der Santo Anello aufbewahrt: ein Ring aus honiggelbem Chalzedon-Quarz. Ihn soll der hl. Josef der Jungfrau Maria bei ihrer Verlobung angesteckt haben. Im französischen Chartres wird der Schleier der Jungfrau Maria verehrt. Die Reliquie soll ein Geschenk des Kaisers von Byzanz an Kaiser Karl den Großen gewesen sein. Laut Überlieferung trug Maria diesen Schleier während der Verkündigung durch den Engel Gabriel.
Im Mittelalter waren zudem Ampullen mit der angeblichen Muttermilch Marias ein Renner. Im 12. Jahrhundert zählte man ganze 69 katholische Heiligtümer mit Marienmilch-Reliquien. Kurfürst Friedrich der Weise, der berühmte Beschützer Luthers, soll neben Haaren der Gottesmutter auch solche Muttermilch-Fläschchen in seiner üppigen Reliquiensammlung gehabt haben. Martin Luther seufzte über seine vorreformatorische Zeit: „Ach! Was haben wir der Maria Küsse gegeben! Aber ich mag Marias Brüste und Milch nicht, denn sie hat mich nicht erlöst noch selig gemacht.”
Auch von Josef wurden viele Objekte verehrt: Der Stock Josefs und Teile seines Mantels, in welchen er das Jesuskind eingehüllt haben soll, werden in Rom in Santa Cecilia in Trastevere und in Sant' Anastasia am Palatin aufbewahrt. Ein weiteres Stück gehört den Unbeschuhten Karmeliten in Antwerpen, wo es zu Weihnachten zur Verehrung gezeigt wird. Fäden aus dem Mantel findet man in zahlreichen Kirchen, so auch in der Jesuitenkirche in Wien.
Weitere Objekte sind etwa die Geburtsgrotte Jesu in Betlehem. Seit dem zweiten Jahrhundert wird sie von Christen und Christinnen Palästinas als heiliger Ort verehrt. Auch die Hirten-Gräber, denen laut Lukasevangelium durch Engel die Geburt des Heilands verkündet wurde, werden in einem orthodoxen Kloster in Beit Sahur nahe Betlehem verehrt. Der bekannte Dreikönigsschrein im Kölner Dom enthält angeblich die sterblichen Überreste der weisen Sterndeuter aus dem Morgenland. 1864 wurden die Reliquien ausgepackt. Diese sind in kostbare Stoffe aus dem zweiten Jahrhundert gehüllt, die nachweislich aus dem syrischen Raum stammen. Immerhin.
Quelle: Kathpress