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Theologie im Krieg: „Ostergruß für Deutschlands Krieger“

Ostergruss für Deutschlands Krieger Ostergruss für Deutschlands Krieger

1915 erschien in der Reihe „Volksschriften zum großen Krieg“ im Verlag des Evangelischen Bundes in Berlin ein „Ostergruß für Deutschlands Krieger“. In pathetischer Sprache wird wie in vielen ähnlichen Schriften dieser Zeit der Mut und die militärische Leistung der deutschen Soldaten gelobt, die Beteiligung Deutschlands am Weltkrieg als gottgewollt, als heilig und als Verteidigung gegen Angriffe aus dem Ausland selbstverständlich als moralisch gerechtfertigt angesehen und zum Weiterkämpfen ermutigt. Kritische Aspekte fehlen.
Das zeigt sich besonders bei der Verbindung dieser Gedanken mit der christlichen Osterthematik:

Da ist einerseits die Frühlingsthematik, die mit der Wahrnehmung von Ostern als Frühlingsfest verbunden ist: „Der Heldensinn, der in der Sonnenglut entflammte, in der Winterschlacht nicht erkaltete, der soll zu Ostern neue Frühlingskraft entfalten.“ (6f) Eher allegorisch kommt Ostern in den Blick, wenn etwa die Kämpfer als „Bannerträger der deutschen Zukunft“, „Streiter für ein neues, großes deutsches Ostern“ (7; vgl. auch 5) bezeichnet werden.

Drei Gedanken versuchen eine sachlich engere Verknüpfung österlicher Motive mit Heldentum und soldatischer Existenz im Weltkrieg:

1. Es sei, als ob der Eindruck der Opfer auf den Schlachtfeldern „den Eindruck des Opfers Christi neu lebendig machte“ (11), findet der Theologe Martin Schian. Die Opfer wären aber vergeblich erbracht, wenn die deutschen Soldaten ihrer Verantwortung nicht entsprechend nachkommen und Selbstsucht und Parteilichkeit aus ihrem Herzen verbannten. „Dann sind wir der großen Zeit nicht wert gewesen, dann hat Gottes Stunde uns umsonst geschlagen.“ (ebd.) Die Verbindung zwischen Opfer Christi und militärischen Opfern bleibt sachlich gleichwohl äußerlich, daran kann auch die angeschlossene Lyrik (etwa von Martin Luther) wenig ändern. Warum diese Stunde des Kampfes gerade Gottes Stunde sein soll und wie die ohne Gegenwehr hingenommene Gefangennahme und die Passion, der Tod am Kreuz für die Vielen mit dem Kampf auf dem Schlachtfeld zusammenzusehen ist, bleibt weitgehend unklar.

2. Martin Schian hat auch den Text „Sieg“ verfasst, der eine Parallele herstellt zwischen dem Sieg über den Tod, den wir zu Ostern feiern, und dem Sieg über die Feinde. Zwar erläutert er ausführlich, dass jener Sieg, den Christus errungen hat, ein ewiger Sieg sei, ein Sieg über Sünde und Tod, und über Siege im menschlichen Bereich hinausgehe. Aber: „Gottes Freundlichkeit“, so Schian, „will uns auch nicht wehren, daß wir am Osterfest heiße Gebete um den Sieg unserer Waffen emporsenden und um den Sieg des Lebens, wo es um einen der Unseren mit dem Tod kämpft.“ (14) Auch in den einleitenden Überlegungen Otto Everlings, des Direktors des Evangelischen Bundes, spielt der Gedanke vom österlichen Sieg über den Tod eine wichtige Rolle. Er geht u.a. auf Dürers Bild „Ritter, Tod und Teufel“ ein, in dem ein Ritter unbeeindruckt vom Tod, der ihm das Stundenglas zeigt, und vom Teufel, der leibhaftig nach ihm greift, seines Weges geht. „Da komme getroster Ostergeist über uns, der vom Sieg über Tod und Teufel kündet, da sei der Ritter unser Vorbild, der mit allen Schrecken der Erde gelassen und getrost streitet.“ (7)

3. Mit den Osterglocken erklinge, so der dritte Autor dieses Hefts, K. Schilling, Unteroffizier im Husarenregiment Nr. 13, das Lied der ewigen Liebe, und er stellt angesichts des Krieges, der ringsum schonungslos Verderben verbreitet, die naheliegende Frage: „Lügt es, dieses Lied?“ (18) Die Antwort ist für Schilling klar: Nein, es lüge nicht. Das deutsche Volk führe diesen heiligen Krieg als Verteidigungskrieg, um „den Räubern zu wehren, die an sein friedliches Haus die Brandfackel legen wollten“ (18), es erhebe sich grollend, „dem ihr das Herz aus der Brust reißen wollt“, es schone den Angreifer nicht, „weil er ihn nicht schonen darf“, „darum tut es ein Werk der Liebe, wenn es geht und Vernichtung säet“ (19). Auch wenn viele fallen, falle die Liebe nicht, weil die Soldaten ihr Leben dafür geben, Heim und Herd zu schützen. Schilling deutet offenbar auch Kritik der Feinde an der Kriegführung der deutschen Soldaten an („Barbaren“); er tut sie mit der Bemerkung ab, dass das Fluch und Beschimpfung des Unterliegenden seien. (19) Deutschland sieht er als Sieger, weil es den Kampf der Liebe kämpfe: „Land der Liebe, das die Botschaft des Märtyrers von Golgotha gehört und geglaubt und dem Glauben die Tat folgen ließ“. (20)

Die abschließende Geschichte über den geistlich begleiteten natürlichen Tod zweier Geschwister von Emil Frommel führt die Kriegsthematik nicht mehr weiter.

Ostergruß für Deutschlands Krieger (Volksschriften zum großen Krieg 28/29), Berlin, Verlag des Evangelischen Bundes, 1915, Fraktur, 32 Seiten

Buchnummer MBBA: 12.457

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MBBA