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Was lehrt uns Katholiken der Krieg? Was lehrt uns Katholiken der Krieg?

Der Regensburger Priester Franz Xaver Kattum fragt 1914 in einer kleinen Schrift mit Predigtgedanken nach praktisch-spirituellen Lehren des Ersten Weltkriegs für Katholiken.

Als erste dieser „Lehren“ nennt Kattum das Gottvertrauen. Wie andere katholische Autoren bemerkt er einen Anstieg religiöser Aktivitäten seit Kriegsbeginn, wobei er besonders das „Belagern der Beichtstühle“ (4) und das gemeinsame laute Rosenkranzgebet von Reservisten vor dem Ausmarsch hervorstreicht: „Das hätten wir nicht gedacht, daß noch soviel Religiosität in unserer Männerwelt schlummert.“ (4) Aus Kattums Sicht ist dieser religiöse Aufbruch, dieses neue Gottvertrauen sachlich berechtigt: Denn die Deutschen hätten in diesem Krieg das Recht und somit Gott auf ihrer Seite. (3)
Die Vorkriegszeit war aus Sicht Kattums hingegen von Ausschweifungen, religiösen und moralischen Defiziten geprägt: Man habe die Atheisten und Freidenker mehr gehegt als die kirchlichen Orden und „für den Leib gelebt und das Vergnügen“ (5). So seien Modesucht, Luxus, Eitelkeit und Schamlosigkeit unter den Frauen weit verbreitet gewesen, tausende Ehen geschieden, Millionen Kinder abgetrieben worden. Deshalb sei die zweite Lehre des Krieges, Buße zu tun und sich zu bessern. Kattum spricht gar von den „Volksexerzitien der Kriegszeit“ (6), die alle mitmachen. Freilich weiß auch Kattum, dass der erwähnte Tun-Ergehens-Zusammenhang auf der persönlichen Ebene oft nicht herzustellen ist: Nicht jedem, der an den Folgen des Kriegs leidet, widerfährt dies aufgrund schuldhaften Verhaltens. Die mehrfache Mutter, die „um den Mann in der Ferne trauert“, ist „nicht schuld an dem nationalen Kreuz“ (6).
Die dritte Lehre des Krieges ist schließlich die (Nächsten)Liebe, die „Krone aller Tugenden“ (6). Sie kann in der Hilfe für Bedürftige zuhause zum Ausdruck kommen, den „Löwenanteil“ (6) dieser Liebe aber verdienten die Soldaten an der Front, denen nachgeschickt werden solle, was sie brauchen. Unter Umständen noch wichtiger als materielle Hilfe sei der „geistliche Samariterdienst“ (7), das Gebet. Auch die Kinder sollten sich opfern, „ihr unschuldiges Herz auf den Altar legen, nicht zwar auf den blutigen Altar des Vaterlandes, nein auf den blendendweißen Altar der heiligen Eucharistie“ (7): Wenn alle von ihnen täglich zur Kommunion gingen, würden „diese Kinderarmeen siegreich das Herz Gottes erstürmen und das Heer ihrer Väter und Brüder siegreich das Feindesland“ (7).
Der Autor schließt mit einem innig formulierten Gebet. Es enthält verschiedene Bitten einerseits um Hilfe im Bemühen um christliches Handeln und Leben, andererseits um Ausdauer und Kraft für die Soldaten, um die Sendung des Heiligen Geistes an die Heerführer sowie um Sieg und Frieden für das Land.
Franz Xaver Kattum wurde am 17. November 1884 in Mitterteich (Deutschland) geboren. Nach der Priesterweihe am 29. Juni 1908 war er zunächst ab 1908 Kooperator in Waldsassen, ab 1910 Offiziator bei St. Elisabeth in Regensburg, 1917 ebendort Subregens im Klerikalseminar, 1918 Benefizium-Provisor in Grafenwöhr, wo er 1921 auch zum Vorsitzenden eines Vereins zur Erbauung eines Kriegerdenkmals gewählt wurde. 1920 erschien seine Dissertation über Bonaventura (Universität München). 1931-1944 war er Stadtpfarrer in Grafenwöhr, 1944-1946 Pfarrer in Oberglaim. Er starb am 13. August 1966 in Bamberg.

Franz Xaver Kattum: Was lehrt uns Katholiken der Krieg? Predigtgedanken, Regensburg [1914], 8 Seiten, Sprache: Deutsch

MBBA Buchnummer: 23431

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