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Geschichte der Militärseelsorge: „An unsere Helden im Feld“

An unsere Helden im Felde An unsere Helden im Felde

Heinrich Mohr (1874-1951), katholischer Priester, wurde 1907 zu schriftstellerischer Tätigkeit von der Seelsorge beurlaubt und schied 1910 aus dem Kirchendienst der Erzdiözese aus um sich ganz dieser Aufgabe zu widmen. Nach dem Beginn des ersten Weltkrieges verfasste er 1914 unter dem Titel „Feldbriefe“ fünf Schreiben, die sich an Soldaten bzw. ihre Angehörigen richteten. Im dritten Brief wendet er sich unter dem Titel „An unsere Helden im Feld“ im September 1914 an die an der Front stehenden deutschen Soldaten. In 16 Seiten läßt er einer Rechtfertigung des Krieges Worte der Ermahnung und des Trostes folgen.

 Im Krieg hält Gott sein „großes Völkergericht“ gegen die „widerchristlichen Mächte“ und die deutschen Soldaten hat er dabei zu seinen „Racheengel[n]“ erwählt (4). Der „tiefste Sinn“ dieses Krieges sei es also, „die Herrschaft des Kreuzes im Völkerleben auf[zu]richten für Europa und die ganze Welt“, womit der Krieg auch ein „heiliger Krieg“ sei (4). Der Soldat ist dabei „Gottes Werkzeug, das Schwert in seiner Hand zur Bestrafung der Frevler“ (4). Damit Gott es nach seinem Gericht „nicht zerbrechen und in den Abgrund schleudern“ (4-5) müsse, fährt Mohr nun mit der Ermahnung fort, auch im Kriege nicht auf die Gebote Gottes zu vergessen. Denn den Krieg wird jener gewinnen, der „Gott auf seiner Seite und in seiner Seele hat“ (5).
Der Soldat soll sich im Krieg wie Dante in der Göttlichen Komödie verstehen und „im Gedanken an das selige Ziel“ das Furchtbare ertragen, bevor er in das Paradies eintreten kann (6). Mohr verherrlicht dabei nicht den Krieg – er ist ihm „ein Gang wie durch lohende Flammen, durch die Hitze und Qual seltengroßer Leiden“, in dem auch keinem die Todesangst erspart bleibt (6). In der Schlacht, in der der Soldat „die eisige Hand des Knochenmannes im Nacken“ spürt, versteht er, „warum es dem Heiland am Ölberg das Blut aus den Poren getrieben hat“ (6-7). Der schnelle Tod durch die Kugel in der Schlacht ist das, was jeder Soldat erhofft, nicht das Sterben wie ein „Martyrium, langsam, unter wahnsinnigen Schmerzen“ (7). In der Aussicht eines solchen Schicksals in die Schlacht zu ziehen, dafür bedarf es „wahrlich […] mehr als irdischen Mutes, zu solchem Sterben frisch zur Hand zu sein“ (7). Nur der „Blick hinüber ins schöne Paradiesland“ (7) kann all diese Qual erträglich machen. Für den Soldaten gibt es so „kein schmerzliches Warten im Fegfeuer“ mehr: „denn was er getan, was er gefehlt, das ist gebüßt im Feuer von Schlachten, Wunden und Tod“ (8). In dieser Erwartung des Paradieses ruft Mohr die Soldaten zum furchtlosen Einsatz auf: „Daran denk, und dann in Gottes Namen ein kräftig Drauf und Dran, hinein in Leiden und Wunden und Tod!“ (8) Die Nachfolge Jesu stellt Mohr dem Soldaten mit der bevorstehenden Schlacht, „deine[m] Kalvarienberg“, vor (9). So entschlossen und „des himmlischen Siegeslohnes gewiß“ würden sich „Unsere gläubigen Soldaten […] mit Hurra in den Tod“ stürzen (9).
Den schlimmsten Feind bringe der Soldat selbst in das Feld mit: „sein eigenes verdorbenes Ich mit der besonderen bösen Neigung wie Zorn, Unbotmäßigkeit, Trunksucht oder Unsittlichkeit“ (11) Der Krieg vervielfache diese Schlechtigkeiten im Menschen und durch schlechtes Vorbild des Feindes sucht er sein eignes Tun zu rechtfertigen: „Krieg sei halt Krieg“ (12). Diesem Argument antwortet Mohr: „Menschenkind, verliere deine Seele nicht im Krieg“ (12) Der Teufel lauere wie ein Franktireur im Hinterhalt: Der Soldat soll sich daran erinnern, Krieger im Heere Gottes zu sein. Mohr stellt dabei die Taufe als Fahneneid auf das himmlische Vaterland und die 10 Gebote als „die obersten Kriegsartikel“ (12) vor.
So soll der Soldat nicht „Fahnenflüchtling und Verräter“ des Glaubens sein, sondern danach streben zu jenen frommen Kriegern zu gehören, denen durch den „oberste[n] Kriegsherr […] das himmlische Eiserne Kreuz an die Brust“ (13) geheftet wird.
Mohr konzediert, daß der Krieg die Menschen auseinanderreißt – vielleicht für immer. Er hat aber eine klare Antwort parat: „Gott hat es gewollt.“ Vermittelt durch die staatliche Autorität ist es „Gott […], der dich aus unsrer Mitte in Krieg und Schlachten treibt.“ (13) Dieses Opfer sind die Menschen ihrem Herrn als seine Knechte ebenso schuldig wie Leib und Leben. (13-14) In der Ferne als Ziel steht das Ende des Krieges, „der unendlich selige Tag“ (15), an dem „die Freiheit, das Glück und der Frieden“ (16) zurückerworben geworden sein wird.

Heinrich Mohr: Feldbriefe. Dritter Brief. An unsere Helden im Feld, Freiburg im Breisgau, 1914, 15 Seiten, Sprache: Deutsch

Buchnummer: 12278

MBBA