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Dankansprache von Weihbischof Mag. Dr. Franz Lackner, Graz/Seckau, für den Weihegottesdienst im Dom zu Graz.

Hochwürdigster Herr Diözesanbischof, Eminenzen und Exzellenzen,
liebe Mitbrüder im Priesteramt und Ordensstand,
Brüder und Schwestern!

Als der Engel bei Maria eintrat und sie als Begnadete grüßte, erschrak Maria über die Anrede so sehr, dass der Engel gleich beruhigend eingreifen musste: "Fürchte dich nicht Maria, du hast bei Gott Gnade gefunden. Der Herr ist mit dir!"

Als mir vor einigen Wochen vom päpstlichen Nuntius in Österreich die Ernennung zum Auxiliarbischof von Graz-Seckau mitgeteilt wurde, da erschrak auch ich sehr; ja ich fürchtete mich. Von einem Tag auf den anderen war mein Leben als Franziskaner gänzlich verändert; für den Moment schien es sogar, als ob meine Welt ohne Richtung und ich darin orientierungslos geworden wäre. Was tun nun Menschen, wenn tiefgreifende Ereignisse sie überraschen, wenn Gott ihnen in den Weg tritt? Sie blicken fragend nach rückwärts: Woher komme ich? Sie bedenken die eigene Lebensgeschichte:

Wo ist der Anfang des Weges mit so einem Ziel? Kann das überhaupt mein Weg sein, der doch ein Weg mit vielen Wendungen und einigen Abbrüchen ist? Bei dieser Betrachtung durfte ich die Wahrheit des Engelwortes an Maria erspüren: "Fürchte dich nicht! Der Herr ist mit dir!" Allein diese Glaubensgewissheit war es auch, die mir nach anfänglichem Ringen, ein Gott hingegebenes "Ja!", mein "Mir geschehe!", zu sprechen erlaubte.

Als Wahlspruch für diese neue Wegstrecke im Weinberg des Herrn habe ich ein Wort von Johannes den Täufer gewählt: "Er muss wachsen, ich aber abnehmen." Den Dienst, den wir zu leisten befähigt und berufen sind, ist ein demütiger. Der Ort, an dem wir stehen, ist nicht das Zentrum. Der so erfolgsverwöhnte Mensch des 21. Jahrhunderts muss es sich mehr denn je sagen lassen, dass er nicht im hellen Licht der Mitte steht, denn da steht Gott in der erniedrigten und erhöhten Gestalt des menschgewordenen Christus. Wir aber stehen daneben. "Er, der nach mir kommt, dem die Schuhriemen zu lösen ich nicht würdig bin, Er ist es, auf ihn sollt ihr hören", sagt Johannes der Täufer. Ich habe es immer schon als meine schöne, wie wohl auch schwere, Aufgabe empfunden, auf diesen Jesus hinzuweisen. Nicht selbst Bräutigam sein wollen, sondern Freund, der daneben steht und sich freut, wenn er dessen Stimme hört. Meine Freude ist es, Freund zu sein: Freund Gottes und Freund der Menschen. Meine erste Aufgabe ist es, Wegbereiter Gottes für die Menschen zu sein, doch stets darum wissend, dass der, dem ich den Weg bereite, bei den Menschen immer schon angekommen ist. Er, der nach mir kommt, ist mir immer schon zuvor. Er kennt die Menschen, weil er ein menschenfreundlicher Gott ist und weil es seine unwiderrufliche Freude bleibt, bei den Menschen zu wohnen.

Lieber Brüder und Schwestern, zur Stunde erfüllt mich tiefe Dankbarkeit. Als Franziskaner in der Gefolgschaft des armen Kleinen von Assisi durfte ich in franziskanischer Bescheidenheit Zeugnis ablegen für Jesus, in meiner Lehrtätigkeit mit wissenschaftlicher Gründlichkeit, den Boden für das Glaubenswissen bereiten und nun darf ich mit bischöflicher Autorität bekennen. Immer geht es um dasselbe, den Menschen, in ihren vielfachen Nöten und Beschwernissen, in ihren Einsamkeiten wie auch Freuden, Christus zu zeigen.

Ich danke im besonderen, dem hochwürdigsten Herrn Diözesanbischof Dr. Egon Kapellari, dass er mich in seine Nähe gerufen hat. Seit der Ernennung hat er sich väterlich um mich gekümmert und mir in der Zeit der Entscheidung Mut zugesprochen.

Ich danke meiner Familie im besonderen meiner Mutter; ich danke meiner Heimatpfarre, St. Anna am Aigen. Dort wurde mir zuerst Christus gezeigt. Einige Namen müssen genannt werden: Pfarrer Josef Greiner i.R. hat von Anfang meinen Weg zum Priestertum begleitet, wegweisend für mich wirkten die damaligen Kapläne (jetziger Pfarrer von Paldau) Emmerich Strobl und Josef Konrad (nun Pfarrer in St. Nikolai i.S.).

Mein Weg in der Nachfolge verlief nicht immer geradlinig, sondern war oft ein holpriger Umweg und zuweilen auch ein Irrweg. Auf Cypern, bei den UNO-Soldaten wurde mir Christus, dessen Bild fast gänzlich erblasst war, erneut gezeigt und ich durfte meine Priesterberufung entdecken. Ich danke der Militärseelsorge, besonders in der Person von Dekan Konrad Waldhör.

Auf der ersten Etappe meines Weges zum Priestertum waren mir die Salesianer im Canisiusheim gütige Wegbegleiter; P. Johannes Steigenberger mit seinen Mitbrüdern sei an dieser Stelle vom Herzen gedankt.

Die letzten 20 Jahre habe ich bei den Franziskanern gelebt und gewirkt; den Brüdern des Heiligen Franziskus fühle ich mich besonders zum Dank verpflichtet. Mit einem Satz aus dem Testament des Heiligen Franziskus möchte ich diese Zeit zusammenfassen: "Der Herr hat mir Brüder gegeben." Danke Brüder!

Ich danke nicht zuletzt der Kirche mit dem Heiligen Vater an der Spitze und seinem Vertreter dem apostolischen Nuntius in Österreich, Erzbischof Squicciarini, dass ich zu diesem hohen Amt berufen wurde.

Sie alle haben mir Christus gezeigt, nun liegt es an mir als Weihbischof der Diözese Graz-Seckau das Geschenkte weiterzugeben und den mir anvertrauten Menschen Christus zu zeigen.

Es möge so sein!

Sonntag, 1. Dezember 2002
Advent 2002
 
Liebe Angehörige der Militärdiözese!

 

"Christus - Hoffnung Europas", so lautet das Motto des Mitteleuropäischen Katholikentags 2003/2004. Impuls zu dieser "Wallfahrt der Völker", welche im Mai 2004 in MARIAZELL ihren krönenden, abschließenden Höhepunkt findet, kam von Papst Johannes Paul II. Bei all seinen Pastoralbesuchen in Österreich betonte der Heilige Vater die Brückenfunktion unseres Landes im Herzen Europas.

Der Katholikentag wird derzeit von acht Bischofskonferenzen - BOSNIEN, KROATIEN, POLEN, SLOWAKEI, SLOWENIEN, TSCHECHISCHE REPULBIK, UNGARN und ÖSTERREICH - getragen. Inspiriert vom Gedanken der Neuevangelisierung und der Wiedervereinigung Europas soll die gemeinsame Verantwortung für Kirche und Gesellschaft im Mittelpunkt stehen.

Die Soldaten und Heeresangehörigen der Teilnehmerländer wirken dabei selbstverständlich mit.
Viele von uns tragen durch ihren Einsatz Großes bei für den "Frieden unter den Völkern".
Als Christen dürfen wir ja wissen, dass es eigentlich nur ein Volk auf Erden gibt: das Volk der Kinder Gottes.

Und wenn es im sogenannten Johannes-Prolog ( = der Beginn des Johannes-Evangeliums, verkündet im Weihnachtsfestkreis) heißt: "Er gab ihnen Macht, Kinder Gottes zu werden", dann bedeutet diese Macht: Dienst, für den anderen da sein, sich für den Mitmenschen mitverantwortlich zu fühlen, Schützer und Helfer zu sein.
Der Mittelpunkt unseres Handelns als Christ ist der menschgewordene Gott Jesus Christus, denn Er ist unser Friede (Eph 2,14: mein bischöflicher Wahlspruch).

Christus - Hoffnung Europas!

Wir Soldaten sollen und wollen unseren Beitrag für eine hoffnungsvolle Zukunft Europas leisten.
Die Botschaft der Weihnacht will für uns Christen für diese verantwortungsvolle Aufgabe alljährlich erneuernde Impulse geben - auch im Zusammenhang mit der "Wallfahrt der Völker".
Warum wallfahrten wir Christen?

Menschen aller Zeiten und Religionen haben das Bedürfnis empfunden, Orte aufzusuchen, an denen ihnen der Himmel offener und Gott zugänglicher zu sein schien als anderswo.
Auch wir Soldaten wollen wie biblische Hirten zu solchen Orten aufbrechen.
Gottes "Wallfahrt" zu uns Menschen, dass Gott selber Mensch wird bedeutet unfassbar viel, weil in Ihm Erde und Himmel sich berühren und so Gott für uns als Mensch berührbar ist.

"Christus, der Retter ist da", so singen wir zur Weih-nacht. Das bedeutet: Christus war nicht nur bei uns, um uns zu erlösen von Schuld und Sünde, sondern er ist und bleibt bei uns.
So unspektakulär, so gewöhnlich, so gering, so menschlich die Geburt des Sohnes Gottes erscheinen mag, so sehr erfüllt die Menschwerdung Gottes uns mit Freude, weil wir damit alle Kinder Gottes werden können:
"Allen aber, die ihn aufnahmen, gab er Macht, Kinder Gottes zu werden", heißt es im Johannes-Evangelium.

Ein großer Papst hat einmal gesagt: "Christ, erkenne deine Würde!
Du bist Teilhaber an der göttlichen Natur, kehre nicht zurück zu der alten Erbärmlichkeit und lebe nicht unter deiner Würde".
Der selbstherrliche Mensch will sich nicht von Gott beschenken lassen. Er will vor allem sich nicht einge-stehen, wie arm er ohne den Erlöser, Heiland und Retter ist.

Das Kind in der Krippe zwingt keinen Menschen zu sich, es zieht ihn nur mit der Macht der Liebe an sich und will uns lehren, zu gehorchen (auf Gott zu hören) und zu dienen.

Es gibt keine höhere Würde als die der freiwilligen Hingabe zum Wohle der anderen.

Bemühen wir uns in der Nachahmung Christi, Gottes Willen aufmerksam zu hören und danach zu handeln.
Nur so wird "Christus - Hoffnung Europas" immer mehr erfahrbar, auch durch unseren Friedensdienst als Soldaten, denn "Christus ist unser Friede!"

Diese Erfahrung wünsche ich Euch in dieser Weihnachts-zeit, verbunden mit großer Dankbarkeit für Euren Einsatz für den "Frieden unter den Völkern".

 

Ein gnadenvolles Weihnachtsfest und ein zufriedenes, gesundes, friedvolles Jahr 2003,
auch Euren Familien, entbietet

Mag. Christian Werner
Militärbischof von Österreich

Montag, 30. September 2002
 
Österreichs Militärpfarren haben gewählt
 
VIELstimmig - Pfarre mitverantworten und gestalten -
wurde durch die Militärpfarrgemeinderatswahl 2002 in eindrucksvoller Weise bestätigt.
 
Das bereits bei den Wahlen 1997 aussergewöhnlich gute Ergebnis konnte nunmehr sogar übertroffen werden. Die um 5,47 % gestiegene Wahlbeteiligung ist Zeugnis für das Bedürfnis der Angehörigen der Militärdiözese in ihrer Kirche mitarbeiten zu wollen. Das Militärordinariat bedankt sich bei allen, die durch ihre Stimmabgabe Mitverantwortung in ihrer Militärpfarre übernommen haben.

Verabschiedung

Sep 20, 2002

Am 20. September 2002 fand die feierliche Verabschiedung von MilDekan Mag. P. Hauser statt. Gleichzeitig erfolgte die  durch den Herrn Militärgeneralvikar Prälat Rudolf Schütz. Somit war eine nahtlose seelsorgliche Betreuung die Militärpfarre gewährleistet.

Montag, 12. August 2002
Hilfeleistung durch die Österreichische Militärseelsorge - Kurzbericht
Die Militärpfarre, die Arbeitsgemeinschaft katholischer Soldaten sowie der Militärpfarrgemeinderat der Theresianischen Militärakademie dankt für die Zusammenarbeit zur Unterstützung der Sammelaktion für die Betroffenen der Hochwasserkatastrophe.
 
Die Aktion wurde am 13. August 2002 mit einer Aussendung im Garnisonsbereich Wr. Neustadt sowie in der Pfarre Neutal und Wiesen gestartet. Eine Verbindung wurde mit der Pfarre Gars/Kamp sowie mit den Gemeinden Schönberg und Langenlois aufgenommen.
 
Gesammelt wurden Gegenstände wie: Geschirr, Essbesteck, funktionierende Haushaltsgeräte, Decken, Bettwäsche, Handtücher, Teppiche, Waschzeug, Kleider für Kinder und Erwachsene sowie Geldspenden (Information von Caritaslager Krems/Donau)
 
Die gesammelten Spenden wurden dann am Mittwoch, dem 21. August 2002 entgegengenommen und wie folgt am Donnerstag an die Betroffenen übermittelt.
I
n der Pfarre GARS am Kamp verteilten Pfadfinder an die Haushalte Geldspenden (Kollekte vom 15. August 2002) sowie Geschirr, Haushaltsgeräte und Fernseher.
In der Gemeinde PLANK am Kamp wurde ebenfalls durch die Pfadfinder (Gars/Kamp) Geschirr, Essbesteck, Haushaltsgeräte, Bettwäsche, Decken und Spielzeug für die Kinder verteilt.
 
Auch in den Gemeinden Schönberg und Langenlois wurde aus dieser Aktion verteilt.
 
Die im Einsatz stehenden Soldaten wurden von den zuständigen Militärpfarrer in allen Katastrophengebieten seelsorglich betreut und begleitet.
 
Am 26. August 2002 wurde ein LKW-Ladung Einschubkästen, Tische, Sessel, Regale und Matratzen, gespendet von einer Einrichtungsfirma aus Wiesen (Ausstellungsstücke NEU) für die Gemeinde Langenlois verladen und geliefert.
 
Unsere weiteren Anliegen zur Unterstützung der Hochwasseropfer erfordern noch ca. EUR 20.000,00. Dies ist u.a. die Renovierung der Kirche Zöbing am Kamp. Sie stand bis zu 1,5 m unter Wasser. Nachdem sie erst kürzlich renoviert wurde erlitt sie jetzt einen Totalschaden. Auch die Unterstützung der Betroffenen in Zöbing und Schönberg sowie die Mithilfe bei landwirtschaftlichen Arbeiten wird sicher noch einige Zeit erfordern.
 
Die Militärpfarre, die Arbeitsgemeinschaft katholischer Soldaten sowie der Militärpfarrgemeinderat der Theresianischen Militärakademie bedankt sich bei allen Spendern. Eine Spendenliste mit Name und Anschrift liegt in der Militärpfarre auf.

Besinnungstag ...

Jul 28, 2002
Ein Bericht von Erich Niederhauser, Vzlt   
... der Munitionslagerabteilung Innsbruck
 
Am 23. September stand der Besinnungstag mit unserem Militärdekan Mag. Werner Seifert auf dem Dienstplan. Nach Kaffee und Kuchen machten wir uns auf den Weg nach Umhausen ins Ötztal. Die Kirche „Maria Schnee“ ist schon auf der Anfahrt  gut zu erkennen. Sie liegt umgeben von grünen Wiesen auf der linken Talseite.
 
Vom Parkplatz beim Friedhof wanderten wir über einen schönen Feldweg zur Kirche. Dort feierten wir die Heilige Messe, die von Fips und Werner musikalisch  gestaltet wurde. Nach einer Stärkung im Gasthof „Andreas Hofer“ ging es zurück zum Munitionslager.
 
Wir bedanken uns nochmals bei unserem Militärdekan Mag. Werner Seifert  für die tolle Messe und hoffen, dass wir auch nächstes Jahr einen Besinnungstag durchführen können.

Kinderferienlager

Jul 28, 2002

Die Militärpfarre veranstaltete - man kann schon sagen, traditionsgemäß - vom 8. bis 20. Juli 2002 das Kinderferienlager in BAD GOISERN. Am Ferienlager nahmen 35 Kinder, großteils aus der Militärpfarre Nö 3, aber auch aus der Dekanatspfarre WIEN, sowie aus den Militärpfarren Baden und Salzburg teil.

Erstmals nahmen wir heuer Fahrräder als Sportgeräte mit. Dadurch wurde der "Aktionsradius" beim Wandern vergrößert. Ein Höhepunkt der Ferienaktion war jedoch ein Besuch am Fliegerhorst Aigen im Ennstal mit Führung am Fliegerhorst. Der anschließende Rundflug war ein unvergessliches Erlebnis für alle Kinder.

 
Mittwoch, 15. Mai 2002
Die Feier des Weltfriedenstages mit festlichem Gottesdienst
Die Militärdiözese beging für den Bereich Wien, in der Augustinerkirche, 1010 WIEN, die Feier des Weltfriedenstages.
 
KEIN FRIEDE OHNE GERECHTIGKEIT, KEINE GERECHTIGKEIT OHNE VERGEBUNG -
ist die Botschaft seiner Heiligkeit Papst Johannes Paul II. anlässlich des diesjährigen Weltfriedenstages. Der Festgottesdienst fand unter zahlreicher Beteiligung von Soldaten und Heeresangehörigen angeführt durch hohe Vertreter des Bundesministeriums für Landesverteidigung und des öffentlichen Lebens statt. Den Abschluss dieser Festlichkeit bildete eine kleine Agape auf dem Josefsplatz, an der das gemütliche Beisammensein unter den Teilnehmern dieses Festgottesdienstes gepflogen wurde.
 
 
Predigt von Militärbischof Mag. Christian Werner anlässlich des Weltfriedenstages 2002
 
Jedes Jahr ermutigt uns der Papst durch seine Botschaft zum Weltfriedenstag. Diesmal vor dem Hintergrund der dramatischen Ereignisse vom vergangenen 11. September.
 
Traurige weitere Ereignisse, wie der Unfrieden im Heiligen Land oder die unfassbare Tat eines jungen Menschen in ERFURT u.v.m. haben die Menschen ihre Verwundbarkeit erfahren lassen und viele haben begonnen, mit einem tiefen, bis dahin nicht gekannten Angstgefühl in die Zukunft zu schauen. Angesichts solcher Erfahrungen möchte die Kirche ein Zeugnis ihrer Hoffnung geben, weil ihr bewußt ist: Der Mensch ist zum Sorgenkind Nr. 1 geworden. Der Papst ist zutiefst bedacht, dass dem Wort "Friede" sein ein konkreter Sinn wiedergegeben wird. In der Botschaft zum Weltfriedenstag 2002 betont er sehr deutlich: "Kein Friede ohne Gerechtigkeit, keine Gerechtigkeit ohne Vergebung". Wir alle tun uns oft sehr schwer, wahre Gerechtigkeit und Vergebung zu leben: auch leider bei gläubigen Menschen. Aber gerade die Religionen sollen den Menschen helfen, den Ursprung wahrer Gerechtigkeit und Vergebung zu finden, um auch danach leben zu können.
 
Was ist der Grund, der uns Menschen verbindet?
Besser gesagt, wer ist der Grund?
 
Wir Christen glauben, dass wir alle Schwestern und Brüder sind, Geschöpfe Gottes, geliebte Kinder Gottes: egal welcher Hautfarbe, Nationalität, Rasse. Und wir sind überzeugt: nur wer Gott kennt, kennt auch den Menschen, achtet ihn in seiner Würde. Viele Menschen versuchen, sich ihre eigenen Götter oder Religionen zu schaffen, müßten aber ehrlicherweise zugeben: sie leben oft Traumwelten - viele davon sind lebensgefährlich. Das Sorgenkind Nr. 1 hat sich von seinem Ursprung und Schöpfer abgesondert - und das bedeutet Sünde (ein kaum mehr gebrauchtes Wort, auch für viele Gläubige).
 
Sünde ist keine Konstruktion von Pfarrern und Theologen, sondern eine verhängnisvolle Realität. Die Urversuchung des Menschen, sich an Gottes Platz zu stellen, selbst zu entscheiden was gut und böse, richtig und falsch ist, lebt auch in uns Gläubigen, und dies wirkt sich verheerend auf den Menschen und auf seine Mit- und Umwelt aus. Die Folge, "selbst wie Gott sein zu wollen", ist ein zerstörerisches Potential, welches ständig wächst.
 
Das vergangene und das bisherige neue Jahr hat uns dies in aller Schärfe gezeigt. Der Friede ist auch in Europa - bis in Schulen und Familien hinein - aufs Höchste bedroht. Der Prophet Jesaja sagt es sehr deutlich: "Für den Gottlosen gibt es keinen Frieden" (Jes 48,22). Er hat recht! Da mögen sie schreien, demonstrieren oder verhandeln, solange sie wollen.
 
Der wahre und einzige Weg zum Frieden ist die ehrliche Hinkehr zu Gott und zueinander: das schenkt inneren Frieden der Seele, das macht uns frei, sicher, glücklich und läßt uns angst-los in die Zukunft schreiten, denn wir sind als Kinder Gottes in seiner Hand. Um das zu zeigen, ist Gott ja selbst Mensch geworden.
 
Durch die Beziehung zu Christus erfahren wir Kraft und Mut zu einem versöhnlichen Miteinander, zur Vergebung. Das Maß dafür gibt der Herr selbst, wenn er am Kreuz für seine Mörder bittet: "Vater vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun!"
 
Vergebung betrifft aber nicht nur uns Gläubige, sondern beruht auf der Sehnsucht jedes Menschen, der sich schuldig gemacht hat: Niemand möchte immer Gefangener seiner Schuld bleiben - genau das sollte man auch dem anderen gewähren. Derjenige aber, der absolut nicht bereit ist zu vergeben, entscheidet sich damit für Rache, Vergeltung, Elend, Terror ohne Ende.
 
Es gibt aus Erfahrung die uralte Weisheit: nur die Vergebung ist die Quelle der Gerechtigkeit. Eine Gerechtigkeit, welche den beständigen und festen Willen hat, Gott und dem Nächsten das zu geben, was ihm gebührt. So wird die Menschenwürde zum Fundament für Gerechtigkeit und Frieden.
 
Als Priester, vor allem als Militärseelsorger, muß ich uns alle immer wieder ermutigen und auch ermahnen, alles zu tun, um Gerechtigkeit zu üben, wenn nötig, auch in einer heroischen Weise (im Einsatz: Keine größere Liebe hat der, der sein Leben hingibt für seine Freunde).
 
Dank an Soldaten und Exekutive. Dank allen Kameraden (v.a. jungen Kameraden), dass ihr euch entschlossen habt für einen Dienst am Frieden beim Österreichischen Bundesheer.
 
Wir müssen aufgrund unserer Freiheit, Kinder Gottes zu sein, die persönliche Freiheit jedes einzelnen verteidigen, wir müssen eintreten für das Recht auf Leben in all seinen Phasen, für das Notwendige für ein menschenwürdiges Dasein,
für den Schutz von Ehe und Familie, für Kinder und Jugendliche und deren Erziehung v.a. für den Frieden, für die Alten, Schwachen und Behinderten, für die Kulturgüter, für die Friedenssicherung, für das Recht der Menschen in voller Freiheit Gott zu erkennen und zu lieben. Wie wir sehen: unzählige Aufgaben, zu denen ein gebildetes Gewissen uns ruft. Denn ein gebildetes Gewissen wird in allen Dingen die Spuren des Schöpfers erkennen.
 
Diese Erkenntnis ist auch von großer Bedeutung für ein neues Europa. Ja, ich schließe mich voll der Forderung des Kölner Erzbischofs, Kardinal Meissner, an: Der Verweis auf Gott gehört in ein künftige europäische Verfassung!
Ohne Gott kann es keinen realen Fortschritt auf dem Weg zu einem geeinten Europa geben.
 
Umso mehr freut es mich mitteilen zu dürfen, dass der Präsident der Arbeitsgemeinschaft katholischer Soldaten Österreichs zum Präsidenten aller katholischen Verbände weltweit gewählt wurde, und so sich für uns Soldaten eine große Chance bietet, die jetzt erwähnten Probleme Millionen von v.a. jungen Menschen nahezubringen.
 
Und noch ein Letztes aber sehr Wichtiges: Ohne Wenn und Aber verurteilt der Papst den Terrorismus, welcher mit Gewalt seine Ideologien aufzwingt.
Dabei ist zu beachten: Auch in der noch so gerechtesten Verteidigung von Rechten darf man nie in sich unmoralische Mittel anwenden. Hinzufügen wird man auch müssen: Ja, Terror ist immer himmelschreiende Sünde, aber manche "Mittel" zur Terrorbekämpfung "schreien dabei mit" und manchmal lauter als die Terror-Sünde.
 
Welchen dringenden Auftrag - so der Heilige Vater - haben die Religionen:
 
1. Die religiösen Führer der Juden, der Christen und der Muslime sollten öffentlich den Terrorismus verurteilen und jede Form religiöser oder moralischer Legitimation verweigern. Solch ein gemeinsames Lehren ist die unerlässliche Voraussetzung für den Aufbau einer internationalen Gesellschaft, die imstande ist, als Ziel die Ruhe der Ordnung in Gerechtigkeit und Freiheit zu verfolgen.
 
2. Es besteht der Dienst der Religionen weiterhin darin, dass der "Weg der Vergebung" aufgezeigt und beschritten wird, weil der Mensch, der vergibt oder um Vergebung bittet, begreift, dass es eine Wahrheit gibt, die größer ist als er.
 
3. Ruft der Heilige Vater zum gemeinsamen Gebet für den Frieden auf. Beten für den Frieden heißt, das menschliche Herz für die erneuernde Kraft Gottes zu öffnen. Dies schafft Bereitschaft für den Frieden. Thema des Gebetes sind die Gerechtigkeit, die Bildung und Hochschätzung des Gewissens und die Kraft zur Vergebung.
 
Dazu lädt uns der diesjährige Weltfriedenstag ein:
Die Vergebung schafft Gerechtigkeit, die Gerechtigkeit aber den Frieden. Amen.
 
Der Friede ist die unwandelbare und ewige Zielvorstellung christlicher Heilsverkündigung
Zielvorstellung und Hauptanliegen des Friedens genießen stete Aktualität und werden nicht durch wandelbare Verkündigungsgestaltung bedingt. Seit dem Jubel der himmlischen Heerscharen in der Nacht der Geburt des Erlösers im Fleische leuchtet über dem christlichen Selbstverständnis der Stern des Friedens. "Ehre sei Gott in der Höhe und Friede den Menschen auf Erden, die guten Willens sind" (Lk 2, 14).
 
Schon die Engelsbotschaft verweist auf die mehrfache Dimension der Wirklichkeit des Friedens. Es bedarf nicht allein der Huld des Herrn, sondern auch des guten Willens und der ihn begleitenden Tat jedes einzelnen Menschen. Entsprechend den Bedrohungen des Friedens hat daher die Kirche während mancher Phasen der Menschheitsgeschichte deutliche und augenfällige Akzente gesetzt, um den Frieden zu proklamieren und zu bekräftigen. So haben die Päpste des 20. Jahrhunderts unermüdlich seit dem Ersten Weltkrieg bis zu den Konflikten in unseren Jahren die Stimme des Friedens erhoben: die hl. Päpste Pius X., Benedikt XV und Pius XI., in besonders eindringlicher Weise Papst Pius XII. während des blutigen Völkermordens des Zweiten Weltkrieges, sein Nachfolger Johannes XXIII. (Pacem in terris! War seine große Botschaft und sein Vermächtnis).
 
Auch Papst Paul VI., der die Initiative einer jährlichen Feier im Jahre 1968 ergriffen hatte, nahm die Schatten über seiner Weltstunde wahr und appellierte leidenschaftlichen Herzens und in klarer Einsicht in die realisierbaren Möglichkeiten an die Menschheit, Frieden zu schaffen. Aktueller Anlass war der sogenannte "Sechstagekrieg" im Nahen Osten, in den die irdische Heimat des Erlösers unmittelbar verstrickt war. Aber "begrenzte Kriege" im geopolitischen Bereiche der Krisenherde gab es de facto bereits seit dem Waffenstillstand nach dem Zweiten Weltkrieg in Asien wie in Afrika. Überdies hing das Damoklesschwert einer nuklearen Bedrohung über den Großmächten, trotz deren Pattstellung ob ihrer Philosophie des "overkills" und ihrer Trümpfe im Bereiche der ABC-Waffenarsenale. Papst Johannes Paul I. und Papst Johannes Paul II. waren und sind ständige Apostel zur Befriedung. Die Ansprachen und Gebete Papst Johannes Pauls II. während der Konflikte in neuerer Zeit stehen als Zeugnis für die Tat, die der Gesinnung entspringt.
 
Paul VI. knüpfte durch seine Initiativen um des Friedens willen an die pastorale Tradition Benedikts XV. und Pius' XII. an: indem er eindringlich aufzeigte, wie sehr ein vordergründiger "Frieden der Waffen" durch den hintergründigen "Frieden der Herzen" bedingt wird. Der Friede beginnt im Herzen eines jeden einzelnen Menschen. Dortselbst findet der bedeutendste, der wichtigste "Friedenskongress" der Welt- und Heilsgeschichte statt. Es ist durch den Frieden mit Gott, dem Schöpfer, auch der Friede des Geschöpfes mit sich selbst. Damit wird aber auch jede Form des partnerschaftlichen Friedens angesprochen: des Friedens in den Familien, den kleinen, überschaubaren Gruppen und dörflichen Gemeinschaften, des Friedens in den Vereinigungen, Verbänden, sozialen Interessenbezügen, in der Wirtschaft, der Arbeitswelt, vom Agrarwesen in die industriellen Ballungsräume, des Friedens in den Städten und Ländern, den Regionen und Staaten, den mehr oder minder integrierten Staatengemeinschaften, des Friedens der Erdteile, der Kulturen und der gesamten Völkergemeinschaft. Der "Krieg", der eine Familie durch Hass und Zwietracht spaltet, wird zum Keim grenzüberschreitender Konflikte, deren Austragung von menschheitsverachtenden Instrumentarien der Vernichtung flankiert wird.
Papst Paul VI. proklamierte im Spätherbst des Jahres 1967 für den ersten Kalendertag des bürgerlichen Jahres 1968, an dem die Weltkirche seit dem II. Vatikanischen Konzil das Hochfest der Gottesmutter Maria feiert, einen global zu begehenden "Tag des Friedens". Die päpstlichen Weltfriedenstage zählen zu den hervortretenden Bedenktagen des kirchlichen und global-politischen Jahres. Sie werden im Schatten der Gewalt und der Tränen, die dem vergossenen Blut entstammen, mehr oder minder gefeiert bzw. begangen. Sie bieten Anlass zur gemeinschaftlichen Besinnung im liturgischen, im akademischen, im internationalen Raume. Sie entbehren nicht eines gewissen deklamatorischen Charakters, der unverzichtbar bleibt, zugleich sollen sie als Imperative an die Ohren und zu den Herzen aller Menschen, aller Rassen und Hautfarben, aller Sprachen, Nationen und auch aller Religionen dringen.
 
Die päpstlichen Weltfriedenstage dürfen nicht zu unreflektierten, ja gedankenarmen "lieben Gewohnheiten" werden. Sie bedeuten nach dem Willen Papst Pauls VI. und seiner Nachfolger im Petrusamt eine Herausforderung zur "Metanoia", zum Umdenken, zu einer Änderung der Grundgesinnung und des praktischen Verhaltens. Ja, man könnte sagen, die päpstlichen Weltfriedenstage sind eine Provokation im Namen des Evangeliums. Sie wollen den Routinier, der einen neuen Jahresanfang mit gewohnten Ritualen feiert, herausreißen aus der Gleichgültigkeit gegenüber dem Hass und den vielen Spielarten feindseliger Konfliktaustragung.
 
 
DDr. Donato Squicciarini
 
Titularerzbischof von Tiburnia
Apostolischer Nuntius in Österreich
Montag, 4. Februar 2002
 
Im Februar 1992 zum Koadjutor des damaligen Militärbischofs Alfred Kostelecky ernannt. Vor zehn Jahren wurde Österreichs Militärordinarius Christian Werner zum Bischof geweiht: Das Jubiläum wurde am Sonntag mit einem Festgottesdienst in der St. Georgs-Kathedrale der Theresianischen Militärakademie in Wiener Neustadt gefeiert. Die Predigt hielt der St. Pöltner Diözesanbischof Kurt Krenn.
 
Christian Werner wurde am 27. Dezember 1943 in Gogolin in Oberschlesien (Polen) geboren. Nach der Matura absolvierte er in Wr. Neustadt eine dreijährige Ausbildung zum Berufsoffizier, die er als Leutnant des Truppendienstes abschloss. Vom Österreichischen Bundesheer karenziert, besuchte er in St. Pölten das Priesterseminar. Die Priesterweihe empfing er am 29. Juni 1977 in St. Pölten durch Bischof Franz Zak. Von 1977 bis 1980 war Werner Kurat am Dom zu Wr. Neustadt, 1980 kehrte er ins Bundesheer als Militärseelsorger beim Militärkommando Niederösterreich in St. Pölten zurück. Von 1986 bis 1992 wirkte er als Militärpfarrer an der Theresianischen Militärakademie.
 
Am 9. Jänner 1992 wurde Bischof Werner zum Bischof und Koadjutor des damaligen Militärbischofs für Österreich, Alfred Kostelecky, ernannt. Die Bischfosweihe empfing er am 2. Februar 1992. Als Bischofkoadjutor übte Werner das Amt des Militärgeneralvikars aus, nach dem Tod von Bischof Kostelecky trat er am 22. Februar 1994 dessen Nachfolge als Militärbischof für Österreich an.
 
"Viele finden hier zur Kirche zurück" -
Pater Dietmar Gopp, Militärseelsorger im Kosovo
 
3.000 Menschen, darunter 300 österreichische Soldaten, leben im "Camp Casablanca" der KFOR-Truppen im Kosovo: Container als Behausung, als Arbeitsplatz, kaum Privatsphäre. Im Folgenden ein Gespräch über das Leben im Lager und die Probleme dieses Einsatzes.

DIE FURCHE: Sie sind seit fast zwei Jahren Militärseelsorger im Kosovo. Was hat Sie an dieser Aufgabe gereizt?
 
P. Dietmar Gopp: Naja, ich bin immer einen alternativen Lebensweg gegangen. Nach der Matura trat ich gleich in ein Kloster ein und führte ein monastisches Leben. Dann fragte mich Militärbischof Christian Werner, ob ich im Kosovo mit den Soldaten arbeiten würde. Nach 20 Jahren im Kloster war dies ein sehr großer Anreiz, an eine neue Aufgabe heranzugehen und mit ihr zurecht zu kommen. Außerdem treffe ich hier unheimlich viele Menschen, die Lebensgeschichten hinter sich haben, bei denen ich mich frage: "Ist das möglich. Kann einer so viel mitmachen?" So viele schöne Geschichten es hier gibt, so viele gibt es auch, die mich betroffen machen. Mit den Soldaten hier über diese Geschichten zu reden, das ist eine meiner Aufgaben. Und auch: Immer wieder positive Aspekte hervorzuheben.
 
DIE FURCHE: Wie ist das Echo auf Ihre Arbeit innerhalb der Truppe? Spüren Sie als Priester auch Ablehnung?
 
Gopp: Es gibt Soldaten, die im Zusammenhang mit der Kirche Erlebnisse hatten, an denen sie sehr zu kauen haben. Viele macht die ganze Geschichte der Kirche so wütend, dass sie mit ihr nichts mehr zu tun haben wollen. Aber manche haben dann auch schon zu mir gesagt: "Dass man mit dir so reden kann, ist wieder ein neuer Aspekt der Kirche." Und dann überdenken sie ihre Einstellung wieder. Viele sind hin und her gerissen. Das zeigt, dass die Soldaten auch offen sind, ihre Positionen der Kirche gegenüber zumindest neu zu überdenken. Ich bin nie jemandem begegnet, der total ablehnend gewesen wäre, mit mir also nicht gesprochen hätte.
Viele finden während des Einsatzes zurück zur Kirche. Es kommen immer wieder Menschen und fragen, ob ich mit ihnen einen Glaubenskurs machen könnte. Manche wollen auch in die Kirche hinein geführt werden, Ausgetretene, die wieder zurückkommen. Wir haben hier auch viele Soldaten des deutschen und des slowakischen Kontingents. Einige von ihnen haben sich hier taufen lassen. Sie sind noch unter dem Kommunismus aufgewachsen, wo Sakramente und religiöse Feiern verpönt waren.
 
DIE FURCHE: Welche Probleme bedrängen die Menschen hier im Camp? Was macht ihnen am meisten zu schaffen?
 
Gopp: Ein Problem ist, dass die Soldaten keinen privaten Kontakt zur einheimischen Bevölkerung aufnehmen dürfen. Sie sind also andauernd in den Camps. Manchmal besucht man Kameraden in anderen Camps, aber in ein Kaffeehaus in der Stadt dürfen wir nicht. Diese Regelung ist verständlich. Man muss sich vorstellen: Hier sind 45.000 Soldaten aus verschiedensten Ländern stationiert. Dürften die alle raus, würden sie völlig das Stadtbild bestimmen.
 
DIE FURCHE: Was bieten die Camps an Möglichkeiten, die Freizeit zu gestalten?
 
Gopp: Es gibt hier verschiedene Möglichkeiten Sport zu treiben und auch Bars und Cafés. Vor einigen Monaten haben der "DJ Ötzi" und die Gruppe "Rimini Projekt" hier im Camp ein Konzert gegeben. Es gibt auch eine Bibliothek und am Sonntag kommen natürlich alle in die Kirche. Wir versuchen schon, so viel Abwechslung wie möglich anzubieten.
 
DIE FURCHE: Wie stark belastet ein Auslandseinsatz die Familien und Partnerschaften der Soldaten? Sie sind ja doch ein halbes Jahr lang im Kosovo.
 
Gopp: Studien sprechen davon, dass an die 50 Prozent aller Beziehungen in die Krise schlittern. Diese Häufigkeit sehe ich nicht, aber das Problem existiert. Meistens zeigen sich die ersten Risse gleich nach dem ersten Heimaturlaub. Die Betroffenen sagen dann oft: "Wir hatten vorher schon Schwierigkeiten und mit dem ersten Besuch hat sich die Situation geklärt. Wir gehen auseinander." Es spitzt sich also zu. Da waren vorher schon die Probleme und während der Trennung durch den Einsatz überdenken die Partner ihre Beziehungen. Die Situation ist ja auch für die daheim gebliebenen Familien schwierig. Sie tragen den Einsatz mit.
 
DIE FURCHE: Sie haben auch ein Psychologiestudium absolviert. Hilft Ihnen das bei ihrer Arbeit?
 
Gopp: Natürlich ist das hilfreich. Der Pfarrer unterliegt als Pastoraltheologe auch einer psychologischen Verantwortung für seine Gemeinde. Und meine Gemeinde, das sind eben die Soldaten hier. Im Hintergrund dessen steht aber immer, dass jeder ein Geschöpf Gottes ist. Das ist der Unterschied zu einer Psychologie, die den Menschen rein weltlich betrachtet und somit zwischen zwei Ebenen trennt, die für den Priester eins sind. Es kommt hier natürlich auch zu einer Art Psychoanalyse. Aber eben nicht nach der Art, wie sie weltliche Psychologen anwenden. Nicht scharf wissenschaftlich abgegrenzt. All das findet im Gespräch statt, am Abend bei einem Glas Wein in einer der Betreuungseinrichtungen im Camp. Oder am Sonntag nach der Messe. Dann gibt es natürlich noch besondere Krisenmomente. Wir hatten einmal einen tödlichen Unfall, nach dem ich mit einer Gruppe stundenlange Gespräche führte. Nach solchen Erlebnissen fragen sich viele: Warum und weshalb ist das passiert? Die Gespräche sind dann auch intensiver.
 
DIE FURCHE: Ist es auch Ihre Aufgabe heraus zu finden, ob ein Soldat noch stabil genug für die Arbeit ist?
 
Gopp: Das gehört auch dazu. Aber zuerst geht es darum, den Menschen Mut zu machen. Sie dazu zu bringen, über ihre Gefühle, Ängste und so weiter zu reden. Dann ist das Problem zumindest schon formuliert. Dann kommt die Diskussion und der Versuch, den Menschen wieder aufzubauen. Eine wichtige Frage ist, ob auch die Gruppe bereit ist, den Menschen wieder aufzufangen. Manchmal genügt schon ein Kurzurlaub und danach geht es dann wieder. Manchmal kommt es aber natürlich vor, dass einer nach Hause geschickt werden muss. Solche Entscheidungen trifft letztlich der Kommandant. Der Psychologe und ich haben als Berater des Kommandanten Einfluss darauf. Aber das kommt bei mir eher selten vor.
 
DIE FURCHE: Das Umfeld, in dem die Soldaten arbeiten ist sehr unsicher. Wie schätzen Sie die politische Situation im Kosovo ein?
 
Gopp: Das Kosovo befindet sich in einer Situation der ethnischen Trennung. Die serbischen Flüchtlinge wollen zurück, die Albaner wollen sie hier nicht mehr haben. Aber das Ziel der internationalen Gemeinschaft ist genau das Gegenteil dessen. Sie will diese ethnische Trennung aufbrechen. Dazu sind aber politische Beschlüsse notwendig und jeder weiß, wie schwierig diese manchmal zu erreichen sind. Die Frage ist: Was wollen die Kosovaren?
 
DIE FURCHE: Wer sind die Kosovaren? Gibt es nicht mindestens zwei Gruppen, die entgegengesetzte Ziele anstreben? Die Serben die zurück wollen und die Albaner, die das zu verhindern suchen.
 
Gopp: Ja. Die Rückkehr serbischer Flüchtlinge ist problematisch. Ich denke, das Kosovo ist noch nicht reif für Rückkehrerströme größeren Ausmaßes. Dazu sind die beiden Gruppen noch zu weit voneinander entfernt. Wir hatten hier unlängst ein großes Treffen aller Truppenseelsorger, bei dem mir der irische Pfarrer sagte: "Auch wir hatten das Problem einer gespaltenen Gesellschaft. Was wir lernen mussten war, nach vorne zu blicken. Es darf nicht allein um Verzeihung, also um die Vergangenheit gehen. Wir müssen Hoffnung in die Zukunft haben." Das würde ich dem Kosovo auch wünschen, dass man in die Zukunft blickt, sie zu planen beginnt. Daher sollten wir ein größeres Augenmerk auf die Jugend legen. Die Verbesserung der Lehrerfortbildung im Land wäre wichtig, um ein Umdenken zu erreichen.
 
DIE FURCHE: War das ein religiöser Krieg, der hier geführt wurde?
 
Gopp: Das ist eine Frage, die hier ständig gestellt wird. Wie weit waren die Kirchen in das Ganze verstrickt? Je länger ich das hinterfrage, um so mehr komme ich zu dem Schluss: Solche Kriege sind zunächst ein Macht-, ein Besitzstreit. Es geht nicht um fundamentalistische Strömungen wie in Afghanistan. Die Streitparteien hier haben die Religion genutzt, um weitere Wankelmütige überzeugen zu können, auf ihrer Seite zu kämpfen. Weil man eben an den selben Gott glaubt. Mit den Religionen wurde mobilisiert. Aber sie sind kein Grund für den Ausbruch des Krieges. Die Menschen hier sind auch keine religiösen Fanatiker. Im Gegenteil. Die Einstellung zu den Religionen ist eher lasch. Speisevorschriften und dergleichen, werden manchmal eingehalten, manchmal nicht. Hier wohnen keine Fundamentalisten. Es geht um Macht und Besitz.
 
Zur Person: Pater, Lehrer und Soldatenseelsorger
Pater Dietmar Gopp ist am 10. April 1959 in Feldkirch in Vorarlberg geboren. Nach seiner Matura trat er 1979 in das am Bodensee gelegene Kloster Mehrerau in Bregenz ein. Sein Theologiestudium, das er 1985 abschloss, absolvierte er in Salzburg und Rom. Von 1985 bis 1987 war er Präfekt und Lehrer an der Schule im Kloster Mehrerau. Zwischen 1987 und 1992 studierte er Germanistik und war von 1992 bis 1999 wiederum als Präfekt und Lehrer Mehrerau tätig.
Seit 1999 ist er Militärseelsorger im ?Camp Casablanca" des Österreichischen Bundesheeres im Kosovo. Er bekleidet den Rang eines Oberkuraten.
 
Auf seiner Homepage, buchstabiert der Mehrerauer Professor Gopp, das Wort Pater so:
Parties mag ich sehr,
Aller Schüler Liebling, das bin ich,
Themen fürs Leben werden bei mir behandelt,
Eloquent in jeder Situation (?Zack die Bohne!"),
Reisen in die ganze Welt (im Namen Gottes!).
Die Furche vom 17. Jänner 2002, Nr. 3
 

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